07.05.2014 Ali Özkök

Iran hofft auf intensive wirtschaftliche Beziehungen zu Deutschland


Produktionsanlage Peugeot 206 Iran

Produktionsanlage für Peugeot 206 in Iran.

Die Entspannung im Atomstreit mit Iran lässt die deutsche Wirtschaft auf rosige Zeiten am Persischen Golf hoffen. Auch die iranische Agentur für Außenwirtschaftsförderung möchte den Handel mit Deutschland schnell und nachhaltig ausbauen.

Egal ob Maschinenbauer, Anlagenbauer oder Chemiebetriebe: Die deutsche Industrie hofft auf florierende Geschäfte mit Iran - und andersherum. Endlich, so scheint es, darf Iran sein riesiges ökonomisches Potenzial entfalten. Nach Jahren der Sanktionen und  ökonomischen Isolation konnte Iran, 35 Jahre nach der islamischen Revolution, zwar eine gewisse Anerkennung seiner politischen Standpunkte seitens des Westens erringen, doch der wirtschaftliche Aderlass, den Teheran im Gegenzug dafür in Kauf nehmen musste, führte über Jahre hinweg zum Aufschub vieler wichtiger Investitionen in die Volkswirtschaft.

Jetzt hofft insbesondere der deutsche Mittelstand, mit seinen iranischen Geschäftspartnern endlich jene Geschäfte nachholen zu können, die das strikte Handelsembargo bis dato verhinderte. Die Lockerung der Sanktionen und der Stopp eines Handelsembargos der internationalen Gemeinschaft gegen Iran stellt allerdings die absolute Prämisse für jegliche wirtschaftliche Betätigung des Westens im persischen Raum dar. Und genau deshalb gibt sich Iran auch in Bezug auf die Differenzen mit den fünf UN-Vetomächten sowie Deutschland (G 5+1) über den Schwerwasserreaktor Arak in Zentraliran versöhnlich.

„Wir haben vorgeschlagen, dass wir nur ein Fünftel des ursprünglich geplanten Plutoniums produzieren werden und dies wurde von der G5+1 begrüßt“, sagte Dr. Ali Akbar Salehi, Leiter der iranischen Atomenergiebehörde.

Ganz nach dem Motto „Wer handelt, der schießt nicht“ versucht Teheran die hochgekochten Gemüter der nach wie vor zahlreichen politischen Starrköpfe des Westens mit konstruktiven Plänen der Annäherung zu besänftigen. Denn viele westliche Staaten wollen das politische Kriegsbeil begraben sehen und wünschen sich, dass der Handel künftig die Interaktion mit Iran bestimmen möge.

Deutsch-iranisches Handelsvolumen soll auf 7 Milliarden Dollar steigen

Regelmäßig empfängt Iran bereits jetzt Wirtschaftsdelegationen, die in den heimischen Markt einsteigen und im großen Stil investieren wollen. Kürzlich erst flogen mehrere europäische Handelsdelegationen ein, die in Folge erster Sanktionslockerungen im Hinblick auf das iranische Atomabkommen den direkten Kontakt zur Wirtschaft suchten.

Unmittelbar mit Abschluss des Genfer Interimabkommens, das am 20. Januar 2014 in Kraft getreten ist und fürs Erste ein halbes Jahr lang in Geltung bleiben soll, machte sich eine 116-köpfige Delegation französischer Wirtschaftsvertreter, darunter auch solcher internationaler Konzerne wie Total, Lafarge und Peugeot, auf den Weg nach Teheran, um neue kommerzielle Bindungen zu eruieren.

Nun wurde am letzten Montag die erste deutsche Wirtschaftsdelegation durch den Direktor der iranischen Agentur für Außenwirtschaftsförderung in Teheran willkommen geheißen. Valiullah Afkhami-Rad sprach enthusiastisch von den deutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen und bemerkte, dass Iran bereit sei, die Handelsgeschäfte mit Deutschland auf ein Volumen von 7 Milliarden Dollar jährlich zu erhöhen. Dies wäre eine Vervielfachung, nachdem das Handelsvolumen zwischen Iran und Deutschland im Jahr 2013 noch 2,7 Milliarden Dollar erreicht hatte.

Exzellente Rahmenbedingungen für wirtschaftlichen Aufschwung

Der Direktor der iranischen Agentur für Außenwirtschaftsförderung legte innerhalb seiner Begrüßungsrede großen Wert darauf, zu betonen, dass die Politik der derzeitigen iranischen Regierung darauf ausgerichtet sei, Spannungen in den internationalen Beziehungen nachhaltig abzubauen. Zudem hoffe er sehr, dass Teherans Bemühungen mit einem konstruktiven Ausbau bilateraler Geschäfte honoriert würden. Gerade Berlin sei ein wichtiger und interessanter Wirtschaftspartner.

Die stellvertretende Leiterin der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern, Stephanie Spinner-König, äußerte für ihren Teil die Bereitschaft der deutschen Privatwirtschaft, die bilateralen Beziehungen zu Iran auszubauen.

Der iranische Markt und dessen Volkswirtschaft gehören im Nahen Osten zu den größten. Er umfasst geografisch eine Fläche von 1.648.195 km² und einen Konsumentenmarkt von knapp 75 Millionen Menschen. Irans Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach Kaufkraftparität (PPP) betrug im letzten Jahr nach Angaben des IWF 945,5 Milliarden Dollar und hatte damit die achtzehntgrößte Volkswirtschaft der Welt. Selbst den kritischsten Wirtschaftsanalysten ist dies aber noch ein Wert, der weit unter dem tatsächlich Möglichen liegt.

Ein rasantes Bevölkerungswachstum innerhalb der letzten Jahrzehnte und die Aussicht auf schnelle Produktivitätssteigerungen durch Investitionen in die Modernisierung der Industrie und des Dienstleistungssektors, die durch Erlöse aus den lukrativen Geschäften des Öl- und Erdgasexportes mitfinanziert werden könnten, bilden zudem hervorragende Rahmenbedingungen für einen anhaltenden Wirtschaftsboom am Persischen Golf.


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