17.03.2014 Mohammad Cheraghi

Die Gebräuche zu Nowruz


Sofreh Haft Sin Sieben S-Tafel Nowruz

Sofreh Haft Sin

Das Wort "Nowruz" bedeutet wörtlich „Neuer Tag“ und bezeichnet das älteste Fest des antiken Iran, das Neujahresfest. Die geographische Grenze dieses Festes umfasst nahezu alle Länder des altertümlichen Iran.

Nowruz beginnt sekundengenau zum Frühlingsbeginn und dauert 13 Tage. Der exakte Zeitpunkt des Jahreswechsels wird durch die Astronomen auf die Sekunde genau ermittelt.

Die Bedeutung dieses Festes lässt sich zurückverfolgen bis zu den zarathustrischen Vorfahren der heutigen iranischen Völker. Vor der Kalenderkorrektur durch den Astronomen Omar Chayyam 1070 wurde das Frühlingsfest zwischen Ende Februar und Ende März etwa 40 Tage lang gefeiert. Die althistorischen Überlieferungen charakterisieren die Nowruzfeier wie folgt:

Am Morgen des ersten Nowruztages bekleidete sich der Schah mit seinem Nowruzkostüm und betrat die Empfangshalle des königlichen Palastes. Anschließend begab sich der höchste Ordenträger des Zarathustra betend in die Empfanghalle und überreichte dem Schah seine Geschenke, zumeist goldene Münzen. Dann übergaben der Reihe nach andere Geistliche und Hofdiener ihre Geschenke. Die wertvollen Gaben wurden danach vom Schah aussortiert und der Schatzkammer zugeleitet, die übrigen Mitbringsel zwischen den Anwesenden verteilt. Etwa 25 Tage vor Nowruz wurden 12 Säulen aus Tonsteinen im Hof des Palastes aufgestellt, auf denen dann jeweils 12 unterschiedliche Pflanzensamen gesät wurden. Am 6. Tag, wenn diese Pflanzen blühten, zerstreute man sie auf den Boden des Palastes. Erst am 16. Tag des neuen Jahres wurden sie dann weggeräumt.

Nowruz-Zeremonien in Iran

Khane Takani (Frühjahresputz)
Etwa 10 bis 15 Tage vor Nowruz wird das bewohnte Haus gründlich gereinigt. Der Säuberungsgrad kennt nach oben keine Grenzen, so dass es mitunter auch eine komplette Renovierung des Hauses einschließt. Danach werden etwas Linsen und Bohnen in kleinen Tabletts mit Wasser eingeweicht, damit sie bis Nowruz blühen.

Chahar Shanbe Suri (Mittwochsfeuer)
Da die zarathustrischen Ahnen das Feuer als Sinnbild der Reinheit und des Lebens betrachteten, wurde am letzten Dienstagabend des alten Jahres überall Feuer entfacht. Die Sträucher dafür wurden in der Regel von Händlern aus der Wüste in die Städte getragen und verkauft. Beim Einbruch der Dunkelheit werden die Sträucher in 3er, 5er und 7er Bündel in den Gassen und auf öffentlichen Plätzen gelegt und angezündet. Die ungerade Zahl der Bündel basiert auf der altiranischen Astrologie, die keine gerade Zahlen erlaubt. Die Heilkraft der brennenden Wüstenpflanzen soll den über das Feuer springenden Menschen Genesung und Lebensfreude bringen, denn diese Pflanzen haben in der Medizin sehr häufig Verwendung, deren Weihrauch während des Brennvorgangs durch das Einatmen Genesung für die Kranken bringen soll. Daher sagt man beim Springen: „Zardiye man az to, Sorkhi to az man“, d. h. im übertragenen Sinne: „Meine Krankheiten bringe ich dir, deine Heilkraft nehme ich mir“. Ferner gehört zu dieser Tradition das Verzehren von sieben Trockenfrüchten:

  1. Rosinen zur Stärkung der Gehirnfunktion
  2. Getrocknete Maulbeeren zur Stärkung der Herzfunktion
  3. Geröstete Kichererbsen zur Stärkung der Nierenfunktion
  4. Datteln zur Stärkung der Magenfunktion
  5. Getrocknete Feigen zur Stärkung der Leberfunktion
  6. Getrocknete Aprikosen zur Stärkung der Verdauungsorgane
  7. Bāsalagh, eine aus Zucker, Traubensirup, Walnuss und Stärke bestehende Süßigkeit zur Stärkung der Harnblase.

Karte Tabrike Nowrouz (Nowruzkarte)
Etwa eine Woche vor Nowrouz werden Karten verschickt, womit sich die Menschen gegenseitig zum neuen Jahr beglückwünschen. Diese Zeremonie ist heute durch die modernen Kommunikationsmitteln, Telefon, Internet etc. weitgehend abgelöst worden.

Sofreh Haft Sin (Sieben S-Tafel des Nowruz)
Wichtigster Bestandteil des Neujahrsfestes ist die Zubereitung des Haft Sin („Sieben S“, dessen Bestandteile unbedingt mit den Anfangsbuchstaben des iranischen „S“ beginnen müssen). Es werden sieben Speisen, die möglichst mit dem Buchstaben „S“ beginnen sollten und die sieben Tugenden des Zarathustrismus symbolisieren, zubereitet und zusammen mit Samano oder Samanak (Keimlinge aus sieben Getreidesorten), einem Spiegel, lebendem Fisch in einer Glasvase, Kerze und einem heiligen Buch (dem Koran bei Moslems, der Bibel bei Christen, der Avesta bzw. einem Foto Zarathustras bei Zoroastriern) auf einen Tisch gedeckt.

Kurz vor dem Jahresübergang sammelt sich die gesamte Familie um den Haft Sin und wartet auf den Jahreswechsel. Nach dem Jahreswechsel umarmen sich die Familienmitglieder und gratulieren einander zum neuen Jahr und wünschen sich alles Gute. Danach werden die jüngeren Familienmitglieder von den Älteren beschert, was in der Regel mit Bargeld geschieht. Eine Bescherung der Älteren durch die Jüngeren ist nicht üblich.

Did va Bazdid (Besuchen und besucht werden)
Gleich am ersten Tag des neuen Jahres besucht man die Familie ersten Grades, Mutter, Vater, Großvater und Großmutter. Anschließend werden Onkel, Tante und in der Folge noch weitere Verwandte besucht. Dabei ist es zu beachten, dass die jüngeren den älteren einen Besuch abstatten müssen. In der Regel dauern die Besuche bis zum 12. Tag des neuen Jahres. Der zentrale und zugleich auch positive Aspekt bei diesen Besuchen besteht darin, die eventuell alten Differenzen beiseite zu schaffen und auf diese Weise den Nowruz zu einem neuen Anfang miteinander avancieren zu lassen.

Mosaferat Nowruzi (Nowruz-Reisen)
Da die Schulen 14 Tage geschlossen bleiben, begeben sich viele Familien auf Reisen in die andere Städte und Orte. Dabei stehen ebenfalls Familienbesuche auf dem Plan.

Sizdah Bedar (Ausflug ins Grüne am 13. Tag des neuen Jahres)
Nahezu überall auf der Welt steht die Zahl 13 unter schlechten Vorzeichen. Auch die iranische Kultur macht davon keine Ausnahme und schreibt vor, den 13. Tag des neuen Jahres außerhalb des Heimes, vorzugsweise in der Natur, zu verbringen. Grundsätzlich wird an diesem Tag gegrillt. Nach dem Essen sucht man einen Fluss und wirft die Grünpflanzen ins Wasser, die man beim Frühjahresputz in Tabletts mit Wasser gepflanzt hatte und die inzwischen geblüht sind, wobei man sich dabei etwas Gutes für das neue Jahr wünscht.

Kurzum: Nowruz ist ein Fest der Natur, der Familie und der Erneuerung.


Hat Ihnen der Artikel gefallen? Wir bedürfen dringend Ihre Spende! Bitte hier klicken. Vielen Dank!



Reza17-03-14

Ich möchte allen Mitdiskutanten zum Nowruzfest gratulieren.





* Bitte haben Sie Verständnis, dass die Redaktion Beiträge editiert oder nicht freigibt mit dem Ziel einen moralischen Austausch zu gewährleisten.