03.01.2014 Bahram Sojudi

Atomanlage Fordo verdient den Friedensnobelpreis


Iranische Flagge mit Friedenszeichen

Ist die Urananreicherungsanlage in Fordo ein Peacemaker gewesen?

Die von der iranischen Hauptstadt Teheran 125 Kilometer entfernte Urananreicherungsanlage Fordow stellt womöglich die größte Besonderheit des iranischen Atomprogrammes dar; mindestens 90 Meter tief unter einem Berg, mitten in der Einöde. Zeitgleich stellt sie aber gerade aufgrund ihrer besonderen Lage für die westlichen Verhandlungspartner in der G5+1 - und besonders für Israel - einen zentralen Streitpunkt im Atomkonflikt dar.

Ein kurzer Rückblick

Am 21. September 2009 informierte die Islamische Republik Iran die Internationale Atomenergieagentur (IAEA) in einem Brief über die Existenz der Nuklearanlage nahe dem gleichnamigen Dorf Fordo.

Kurze Zeit darauf verlautbarte, westliche Geheimdienste hätten bereits vor jener Anmeldung der Anlage Kenntnis über ihre Existenz gehabt. Iran wurde daraufhin vorgeworfen, lediglich der befürchteten Enthüllung durch den Westen zuvorkommen zu wollen. Es hagelte Kritik und Verurteilungen – Teheran hätte so seine Intransparenz bezüglich seines umstrittenen Atomprogrammes unter Beweis gestellt.

Die Faktenlage hierzu zeichnet jedoch ein anderes Bild: Teheran ist durch die Ratifizierung des Code 3.1 der Ergänzenden Vereinbarung des Atomwaffensperrvertrages (NPT) seit 1976 lediglich dazu verpflichtet, 180 Tage vor der Aufnahme von nuklearem Material in den jeweiligen Anlagen der Internationalen Atomenergieagentur (IAEO) zu melden, ist jedoch an das juristisch unverbindliche modifizierte Code 3.1 von 1992 - das Teheran bisher nicht ratifizierte - nicht rechtlich gebunden und hat demnach keinerlei weitere völkerrechtlichen Verpflichtungen dieser Art.

Erst Ende 2011 wurde nukleares Material aus der Schwesteranlage Natans zur weiteren Anreicherung nach Fordow überführt. Die Islamische Republik Iran meldete die Anlage somit nicht nur 180 Tage vor der Aufnahme des atomaren Materials, sondern sogar zwei Jahre vor dieser Frist.

Folglich wird klar, es bestand für die iranische Seite keinerlei Zwang, die Anlage frühzeitig zu melden, da sie sich völlig im Rahmen der rechtlich festgesetzten Fristen bewegt haben. In Anbetracht dessen werden die Behauptungen über die Geheimhaltung der Anlage und die „befürchteten Enthüllungen“ durch westliche Geheimdienste nichtig, denn selbst dann hätte Iran keine Konsequenzen befürchten müssen; zumindest keine rechtmäßigen.

Ohnehin stellt sich aber die Frage, inwiefern westliche Geheimdienste über die Anlage tatsächlich informiert waren oder ob nicht dieses nach Irans Meldung der Anlage bloß geäußert wurde, um das Gesicht zu wahren und etwaige Kritiken im Voraus entgegenzutreten, wieso die Anlage bis dato unentdeckt blieb.

Die Entscheidung zum Bau Fordos ist eine friedenssichernde Maßnahme gewesen

Indes wurden von israelischer und amerikanischer Seite über die Jahre zahlreiche Drohungen über militärische Alleingänge und mögliche militärischer Szenarien, die der iranischen Atomindustrie ein endgültiges Ende setzen sollen, gegen Iran ausgesprochen, lange Zeit bevor die Bauarbeiten in Fordow überhaupt begonnen haben. Ohne diese Drohungen hätte sich die Islamische Republik wohl kaum erst genötigt gefühlt, diesen Aufwand zu betreiben und ihre nukleare Anreicherung unterirdisch zu verlegen.

Nichtsdestotrotz muss man sich fragen, ob es nicht grade diese Anlage ist, die den Frieden bis zum heutigen Tage bewahrt hat. Der Grund hierfür ist, dass durch die besondere Lage von Fordo ein Militärschlag von israelischer, aber auch von der US-Seite, trotz gegenteiliger Aussagen aus manchen Kreisen, vergebens wäre. Das israelische Militär besitzt keine Bomben, die der Anlage gefährlich werden könnten und selbst das US-Militär kommt mit seinem konventionellen Bombenarsenal nicht weiter. Sogar sein "Massive Ordnance Penetrator" (MOP), eine Bombe mit 14 Tonnen Gewicht, um Bunker zu durchbrechen, kann maximal 61 Meter Stahlbeton durchschlagen. Zur Erinnerung: Die Atomanlage in Fordo ist mindestens 90 Meter tief unterm massiven Berg gebaut worden - hinzu kommt, dass Iran zu den wenigen Ländern gehört, die Hochleistungsbetone herstellen können. Selbstredend sind infolgedessen militärische Optionen obsolet. Was bringt es beispielsweise die Urananreicherungsanlage in Natanz zu zerstören, wenn die Urananreicherungszentrifugen in Fordo weiter drehen?

Dabei wird deutlich: Die Entscheidung von oberster Stelle, nämlich des religiös-politischen Staatsoberhauptes Ayatollah Ali Khamenei, die Anlage in Fordow in dieser Tiefe unter einem Berg zu bauen, war eine überaus wichtige und strategisch kluge Entscheidung, die den Frieden im Nahen Osten bis heute bewahrt hat.

In diesem Kontext ist es interessant daran zu erinnen, dass die westlichen Verhandlungspartner in der P5+1 bis zu den Verhandlungen in Almaty im Febraur des letzten Jahres immer stets als aller erste Forderung nicht nur die komplette Schließung, sondern sogar die praktische Demontage der Urananreicherungsanlage in Fordo erhoben hatten, um somit wieder eine reale militärische Option gegen die Islamische Republik Iran zu erlangen.

Diese Forderungen waren äußerst kontroproduktiv, da man zum einen die Iraner für dumm verkaufte und damit als solche schmähte und es zum anderen ihr Mißtrauen massiv bestärkte. Denn welchen Unterschied gibt es zwischen der Urananlage in Natanz und Fordow? Die Anlage in Fordow steht wie die Anlage in Natanz unter der Aufsicht und Beobachtung der IAEA. Weshalb also die Forderung nach einer Zerlegung der Anlage in Fordow, anstatt nach einer einfachen Suspendierung der Anreicherungsaktivitäten wie sie für die Anlage in Natanz gefordert wurde?

Die Antwort liegt auf der Hand: Der einzige wirkliche Unterschied zwischen den beiden Urananreicherungsanlagen ist, dass die Fordo-Anlage im Gegensatz zur Natanz-Anlage unangreifbar ist - und damit glücklicherweise auch der Frieden in der Region.


Thomas04-01-14

Eine etwas eigenwillige Interpretation. Hat nicht erst kürzlich der Außenminister der Mullahs Herr Zarif verlautbart Amerika könnte mit wenigen Bomben das gesamte Millitärarsenal des Irans vernichten?

Er als Insider müsste es doch besser wissen...

TE06-01-14

@Thomas

Die Aussage von Zarif wurde aus dem Kontext gerissen und er hat diese Interpretation seiner Aussagen dementiert, abgesehen davon, dass Zarif ein Diplomat ist, aber kein Militärexperte. Darüber hinaus beinhaltet "mit wenigen Bomben das gesamte Millitärarsenal des Irans vernichten" nicht die Atomanlage in Fordow.

Thomas0211-01-14

Die Aussage wäre ja auch ziemlich unsinnig. Mit einer Fläche von ca. 1,65 Mill. Quadratkilometern und entsprechend verteilten Militäranlagen hätten sie ja dann nicht mal eine Bombe pro Militäranlage einsetzen können.

norbert15-01-14

Irans Atomprogramm ist mir 1000x lieber, als das Armageddon fördernde der Israelis... Iran und seine lange friedliche Entwicklung ist bestimmend auch für die friedliche Atomentwicklung...

jakob16-01-14

Wann, bitteschön, steigt die islamische Republik aus der Kernenergie aus nach unserem gottgefälligen Vorbild? Am deutschen Wesen wird die Welt genesen, oder?





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