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15.11.2013 Fariborz Saremi

Der unvermeidbare Einfluss Irans auf die Zukunft Afghanistans und Zentralasiens


Landkarte vom Nahen Osten und Zentralasien

Iran hat sich als wichtiger Akteur in Zentralasien positioniert und wird sich nach eigenen Angaben verpflichten, eine tragende Rolle in Afghanistan zu spielen. Während die USA ihre Streitkräfte in Afghanistan reduzieren, sollte Washington bedenken, wie eine Verbesserung der Beziehungen mit Iran seine langfristigen politischen Ziele in der gesamten Region fördern könnte.

Obwohl die Zukunft der Beziehungen zwischen den USA und Iran noch unklar bleibt, würde eine Verbesserung den Erfolg der amerikanischen Initiative in Afghanistan erleichtern: Die “New Silk Road”-Strategie hat sich das Ziel gesetzt, die Infrastruktur zwischen Afghanistan und seinen Nachbarn zu stärken, während die “Heart of Asia”-Initiative die Kooperation auf politischer, ökonomischer und auf der Sicherheitsebene fördert. Beide stehen für die politischen Versuche Washingtons, die anderen Staaten in der Region mehr Verantwortung für den Aufbau in Afghanistan zukommen zu lassen. Allerdings erschweren die internationalen Sanktionen gegen Iran und die jetzige Qualität der Beziehungen zwischen Iran und USA diese Politik.

Die Führung in Iran ist stolz darauf, eine wichtige Rolle in Zentralasien zu spielen, und deswegen nützt sie alle möglichen internationalen Foren, um ihre Möglichkeiten und ihren Einfluss regelrecht zu preisen. Die Staatspräsidenten von Kasachstan, Tadschikistan und Turkmenistan haben bei der Amtsantrittszeremonie des neuen iranischen Präsidenten Hassan Rouhani teilgenommen. Ebenso waren die Präsidenten von Afghanistan und Pakistan präsent. Uzbekistan und Russland schickten jeweils ihre Parlamentssprecher.

Die ersten drei genannten Präsidenten haben die Zeremonie als Gelegenheit wahrgenommen, um über die wichtigsten Infrastrukturprojekte Gespräche zu führen. Zum Beispiel haben die Tadschiken, die dieselbe Sprache haben und Iran als “strategischen Partner” betrachten, ihre Pläne für Hydroelektrischen Strom diskutiert. Und für die Kasachen war das Hauptthema die Verkehrsverbindungen. Zusammen mit der Regierung in Teheran baut Almaty eine neue Bahnverbindung von Uzen über Turkmenistan bis ins iranischen Gorgan. Die Verbindung gibt den zentralasiatischen Staaten einen besseren Zugang zum Persischen Golf.

Indessen haben die von der Internationalen Gemeinschaft verhängten Sanktionen solche von den USA eigentlich unterstützte Kooperationen erschwert. So konnte wegen der Beteiligung Teherans an der neuen Bahnverbindung keine internationale Unterstützung für das Verkehrsprojekt gewonnen werden.  Folglich wird die Trasse lediglich von den Bahngesellschaften Kasachstans, Turkmenistans und Irans finanziert.

Zusätzlich zu der Zusammenarbeit im infrastrukturellen Bereich, unterhalten die zentralasiatischen Länder mit Iran ein beträchtliches Handelsvolumen. Im Jahr 2010 war die Islamische Republik Iran nach China, Russland und der EU mit 4,8 Prozent der viertgrößte Lieferant für Zentralasien. Die Wichtigkeit von Zentralasien für Iran wird von Präsident Rouhani unterstrichen, in dem er am 3. September am Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) teilnahm. Bis jetzt war Iran stets nur ein Beobachter bei der SCO, möchte aber seit langem Vollmitglied werden. Russland hat aber seine Bedenken ausgesprochen, weil die Sanktionen Probleme für die Organisation insgesamt verursachen könnten, wenn Iran die volle Mitgliedschaft bekäme.

Dennoch bleibt es Ziel der Islamischen Republik Iran, eine größere Rolle zu spielen. Mit Afghanistan unterhält das Land eine gemeinsame Grenze von 939 km Länge. Iranische Vertreter spielten an wichtigen internationalen Afghanistan-Konferenzen eine führende Rolle. Laut James Dobbins, der US-Sondergesandter in Afghanistan, war es die iranische Delegation bei der Bonner Konferenz 2001, die Hamid Karzai für den Posten als afghanischen Präsidenten vorgeschlagen hat. Zudem stellt Dobbs fest, dass Teheran beim ersten Geberkonferenz für Afghanistan in Tokio 2002, 540 Million Dollar als Entwicklungshilfe versprach und damit der größte Spenderstaat war.

Es gibt kein Anlass anzunehmen dass Afghanistan nur ein Randnotiz in den Gedanken von US-Präsident Barack Obama ist, während er überlegt wie er mit Rouhani, den neuer pragmatischen iranischen Präsidenten, verhandeln soll.

Ob die internationalen Sanktionen gegen Iran aufgehoben werden sollen oder nicht, hängt davon ab, ob ein Durchbruch bei den E3+3-Gespräche über Irans nukleare Industrie erzielt wird und ob die E3+3 wirklich überzeugt ist, dass Iran nur friedliche Absichten mit seinem nuklearen Programm hat. Eine verbesserte Beziehung zwischen Iran und den USA verschafft den Amerikanern viele Vorteile für ihre außenpolitischen Ziele, insbesondere wird die regionale Einbindung für Afghanistans wirtschaftliche Belebung, die die USA sich erwünscht, zum Greifen näher sein.


Fariborz Saremi ist Politikwissenschaftler und Europa-Sprecher der Exil-Opposition Azadegan Foundation, die für einen demokratischen und säkularen Iran eintritt. Darüber hinaus ist er Mitglied der International Strategic Studies Association (ISSA) in Washington D.C.. In der Vergangenheit trat er als Referent bei der pro-israelischen Pressure Group Stopp the Bomb auf.


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