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01.10.2013

„Irans Position wird stärker während die USA im Niedergang begriffen sind“


Iran und die Vereinigten Staaten am Verhandlungstisch

Braucht die USA Iran mehr als umgekehrt?

Irans Versprechen, niemals Atomwaffen zu entwickeln, erschien als eine ausgestreckte Hand in Richtung Amerika. Doch es ist Washington und nicht Teheran, das in diesen Tagen alle Freunde braucht, die es bekommen kann, sagte Professor Seyed Mohammad Marandi von der Universität Teheran gegenüber RT.

Am Mittwoch sagte Irans neuer Präsident Hassan Rouhani über die Islamische Republik: „Unter keinen Umständen würden wir nach Massenvernichtungswaffen streben, einschließlich Atomwaffen, noch werden wir dies jemals tun.“

Es unterstreicht Rohanis konzentrierte Anstrengungen, die Verhandlungen mit dem Westen über sein umstrittenes Programm zur Urananreicherung in Gang zu bringen, dass er mit US-Präsident Barack Obama Briefe austauschte. Dem gingen die jüngsten Wahlen in Iran voraus und die beiden Führer könnten sich möglicherweise am Rande der UN-Generalversammlung nächste Woche treffen.

Ruhani, der im August sein Amt angetreten hatte, ordnete auch die Freilassung von Nasrin Sotoudeh an, eine iranische Anwältin für Menschenrechte, und einer Reihe anderer politischer Gefangener am Vorabend seines Besuches bei den Vereinten Nationen.

Das Weiße Haus hat bislang positiv auf diese Annäherungsversuche reagiert; der Sprecher des Weißen Hauses Jay Carney sagte dazu: „Es gibt eine Chance für Diplomatie hinsichtlich der Fragen, die für die Vereinigten Staaten und unsere Verbündeten in Bezug auf Iran Herausforderungen darstellen.“

Professor Marandi sagt, dass zwar die Bürde auf Teheran gelegt worden sei, in den Schoß des Westens zurückzukehren, es jedoch Washington sei, das Iran brauche, um das von ihm verursachte Chaos in der Region zu beheben.

RT: Iran hat immer gesagt, dass es keine Atomwaffen bauen würde. Also warum jetzt die scheinbar enthusiastische Reaktion der USA?

Seyed Mohammad Marandi: Es ist schwer zu sagen, es sollte wirklich hinterfragt werden, warum die Vereinigten Staaten nicht früher reagierten, denn es ist das, was die Iraner schon immer gesagt haben. Aber ich denke trotzdem, dass die Iraner durchaus bereit sind abzuwarten, ob der offensichtliche Enthusiasmus zu einer Veränderung in der US-Politik führen wird; das ist wichtig. Das, was die Iraner gerade tun, ist zu sagen: „Seht her, wir werden unsere souveränen Rechte als unabhängiges Land wahren, wir werden mit unserem friedlichen Nuklearprogramm weitermachen, wir haben niemals das Völkerrecht missachtet, dafür gibt es keinen Beweis, doch wir sind gewillt, eine neue, günstige Atmosphäre für Verhandlungen zu schaffen.“ Also im Grunde genommen haben die Iraner den Ball dezidiert den Amerikanern zugespielt, bei denen er schon eine Weile liegt, aber sie machen dies im Grunde genommen dafür, dass es die internationale Gemeinschaft auch sieht, und es liegt nun bei den Vereinigten Staaten zu reagieren.

Bislang haben die Vereinigten Staaten negativ reagiert. Sobald Herr Rouhani Präsident wurde, brummte [Washington] neue Sanktionen auf, jetzt nehmen sie ein Gebäude weg, das mit der iranischen Community in den Vereinigten Staaten in Verbindung steht. Dies sind keine positiven Signale, deshalb warten die Iraner ab, um zu sehen, ob in den nächsten Tagen und Wochen die Vereinigten Staaten ihre ehemals irrationale Haltung gegenüber Iran überdenken wird.

RT: Sie haben friedliche Energiegewinnung erwähnt. Werden die USA das jemals akzeptieren?

Seyed Mohammad Marandi: Das hängt von den Vereinigten Staaten ab. Die Iraner werden nicht auf die amerikanische Zustimmung warten. Die iranische Position ist in den letzten Monaten gestärkt worden, die jüngsten Wahlen im Iran haben Irans Stärke gezeigt; die hohe Wahlbeteiligung hat gezeigt, dass der iranische Wahlprozess ein hohes Maß an Legitimität besitzt. Der Grund, weshalb einige dieser entlassenen Leute im Gefängnis waren, war nicht wegen irgendeiner von ihnen geleisteten Menschenrechtsarbeit, sondern weil sie nach den vorangegangenen Wahlen (die sie als betrügerisch erachtet haben), halfen, Unruhen im Land zu stiften. Doch nach dieser Wahl haben Präsident Rouhani und viele Reformer und Menschen aus allen Lagern des politischen Establishments gesagt, dass es nie einen Betrug gegeben habe. Das hat im Wesentlichen die Position Irans gestärkt. Gerade jetzt, während die übrige Region in Aufruhr ist und es wegen der Vereinigten Staaten eine zunehmende Instabilität gibt, ist Iran das einzige Land, das gänzlich stabil ist und eine hohe Partizipation im politischen Prozess des Landes aufweist.

Auf der anderen Seite haben die Vereinigten Staaten sich durch das Bedrohen Syriens isoliert; die internationale Gemeinschaft hat sich gegen die Vereinigten Staaten gestellt, und sogar innerhalb der Vereinigten Staaten haben Obama und das politische Establishment an Popularität und Unterstützung aufgrund ihres geplanten Angriffs auf Syrien verloren. Aus diesem Grund glaubt Iran, dass seine Position heute viel stärker ist und Amerikas Position viel schwächer.

RT: Könnten Irans neue Bemühungen, die Beziehungen mit dem Westen zu verbessern, als Zeichen  gewertet werden, dass die Sanktionen tatsächlich gewirkt haben?

Seyed Mohammad Marandi: Sanktionen wirken in dem Sinn, dass Menschen aufgrund des Mangels an Medikamenten starben, da die Amerikaner im Grunde versucht haben, die iranische Zentralbank zu schließen, zusammen mit ihren Verbündeten. Doch das hat Wut unter den Iranern hervorgerufen. Aber gleichzeitig hat Präsident Rouhani ausdrücklich gesagt, dass Iran wirklich bereit sei, Fragen des Westens in Bezug auf das iranische Atomprogramm zu klären, solange Irans Rechte gewahrt werden. Doch wenn die USA Ländern droht, in Länder einmarschiert und Sanktionen über gewöhnliche Iraner verhängt, und dabei beispielsweise einen Medikamentenmangel für Krebspatienten erzeugt, dann hilft das nicht, die Situation zu lösen. Die Iraner werden keinen Kniefall vor den Vereinigten Staaten machen. Iran ist ein souveränes und unabhängiges Land, darum ging es in der Revolution vor 34 Jahren: dass Iran seine Unabhängigkeit gewinnt und die amerikanische Hegemonie überwindet. Iran ist kein Vasallenregime wie Saudi-Arabien, Katar oder Jordanien. Wenn also die Vereinigten Staaten Iran respektieren, dann können wir eine Annäherung haben. Die Vereinigten Staaten brauchen Iran, denn dank ihrer eigenen Politik haben sie die gesamte Region destabilisiert; die Vereinigten Staaten haben es Al-Qaida ermöglicht, durch Saudi-Arabien, Katar und andere ölreiche Diktaturen zu prosperieren. Um die Situation zu retten bedarf es eines starken, leistungsfähigen, sicheren und stabilen Landes wie Iran um zu helfen, das derzeitige Chaos, das sie in der Region verursacht haben, zu beseitigen.


Erstmals veröffentlicht am 19. September 2013 bei RT. Übersetzt von Yaz Theder.


nima01-10-13

Ja das ist es halt, diese Angebote hatte Iran bereits seit jahren unterbreitet .
Die USA und Israel wollten aber eine vollkommene Einstellung der Anreicherung, obwohl der Iran das Recht dazu hat, nun da den USA das Geld ausgeht und kein Krieg mehr finanzierbar ist müssen sie in den sauren Apfel beißen und Iran seine Rechte eingestehen.
Wenn die Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden blüht das Land wirtschaftlich auf, davon können die EU und USA nur träumen, den die Wirtschaftliche Leistung des Iran bei Sanktionen ist enorm, man vergleiche andere Sanktionierte Staaten wie Nordkorea oder Kuba, die sind ja sogar auf Lebensmittelhilfe aus dem Ausland angewiesen.

Lampe02-10-13

Dazu passend: Some people arrested after 2009 election released hier: old.mehrnews.com/en/newsdetail.aspx?NewsID=1828032

Anonym04-10-13

Der Ruin der iranischen Wirtschaft geht nur teilweise auf die Sanktionen zurück. Auch vor der Ausweitung der Sanktionen war die Wirtschaft des Iran nicht wirklich wettbewerbsfähig, hauptsächlich durch Korruption und Vetternwirtschaft. Weite Teile der Wirtschaft werden von den Millitärs beherrscht und Iran ist hauptsächlich von Ölexporten abhängig. Die internationale Gemeinschft sollte Sanktionen nur lockern, wenn die Mullahs ihre Verbrechen an der eigenen Bevölkerung aufgeben. Auch die USA sollte nicht nur wachsam bezüglich des Atomprogramm sein, sondern auch die massenhafte Unterdrückung der Bahai und anderer Minderheiten im Auge halten.
Die vom Propagandaminister Marandi beschriebene Stabilität existiert nur in den Träumen der Mullahs und ihrer bezahlten Schläger. Angesichts Millionen Arbeitsloser, der massiven Luft- und Umweltzerstörung, der systematischen Diskriminierung der Frauen, Zwangsislamisierung der Uni, dem Schleierzwang und der massenhaften Auswanderung des Humankapitals sehe ich die Zukunft eher skeptisch.

Schubert04-10-13

@Anonym Ihre Aufführungen widersprechen allen relevanten Statistiken:

Inflationsrate - http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?v=71&c=ir&l=de

Arbeitslosigkeit - http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?v=74&c=ir&l=de

Armut- http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?c=ir&v=69&l=de
> BIP - http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?v=65&c=ir&l=de

Reale Wachstumsrate - http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?v=66&c=ir&l=de

Staatsverschuldung - http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?v=143&c=ir&l=de

Devisen und Goldreserven -
http://www.indexmundi.com/g/g.aspx?v=144&c=ir&l=de

Im Übrigen können Sie sich auch nochmal den Weltentwicklungsindex betrachten:

http://www.laenderdaten.de/indizes/hdi.aspx

Es ist tatsächlich beachtlich, dass sich das Land unter Ahmadinedschad trotz der Sanktionen so schnell entwickeln konnte.

Die Economics Intelligence Unit prognostizierte vor den Sanktionen sogar, dass Irans BIP innerhalb von fünf Jahren verdoppelt werden würde.

Auch Ihre Bemerkung hinsichtlich einer "Zwangsislamisierung" ist fern von der Realität: http://www.pewforum.org/2013/06/11/iranians-views-mixed-on-political-role-for-religious-figures/

Übrigens nahmen iranische Männer wie auch Frauen an dieser Studie teil. Scheinbar sehen die Frauen in Iran das ganze anders als Sie es tun.

Jens04-10-13

"Weite Teile der Wirtschaft werden von den Millitärs beherrscht"

Anonym, Ihre Argumente sind nicht so überzeugend. Die Pasdaran-Gesellschaften wurden vom Westen eine lange Zeit überbewertet bzw. wurde ihre Rolle in der
Wirtschaft in Großem Maße übertrieben. Viel nennenswerter in Bezug auf wirtschaftliche Größe sind hier die religiösen Stiftungen, die Banken, Stahl- und Autofirmen usw.

Schauen Sie sich diesen Artikel noch einmal an:
http://irananders.de/analysen/news-analysen/article/die-pasdaran-im-iranischen-machtgefuege.html

Anonym05-10-13

Der Diktator torpediert die Bemühungen seiner Lakaien diplomatische Beziehungen mit USA zu etablieren.
http://m.youtube.com/watch?v=C6N0_pXsdhg

Anonym05-10-13

Lieber Schubert, ich zweifele ob Sie die Quellen die Sie hier erwähnen selber gelesen oder gar verstanden haben. Die Indlation lag 2011 bei über 22% 2012 bei knapp 40%. Gleichzeitig hat die Mullahwährung als Ausdruck der Schwäche der Mullahwirtschaft massiv abgewetet und dabei ca. zwei Drittel ihres ohnehin schwachen Werts verloren.
Ferner ignorieren Sie, dass die Zahlen nicht objektiv ermittelt wurden, sondern auf Angaben der Mullahs beruhen. Wie es die Mullahs mit der Wahrheit halten wissen Sie ja selber. Ich wünschte Sie hätten mit Ihren Angaben recht, haben Sie aber nicht. Eine Reise nach Iran und einige Unterhaltungen mit Iranern würde Ihnen wohl ein anderes Bild der Mullahs vermitteln

Anonym05-10-13

@Schubert,
selbst Statistiken der Mullahs sprechen eine deutliche Sprache.
Statistiken von Ahmadinejad waren alle fingiert, sagen Regimegetreu Medien. Industrie ist eingebrochen, weil die Sanktionen wirken, den Rest besorgt das Regime.

http://transparency-for-iran.org/politik/wirtschaftskrise-schlimmer-als-angenommen

Parsa07-10-13

Kollege Anonym, dass was der religiöse Führer macht ist ganz geschickt. Er sagte nur, dass einige Sachen, die in NY passierten nich gut wären, aber grundsätzlich befürworte er Rohanis diplomatische Offensive. Damit will er den Amerikanern signalisieren, dass Sie Rouhani auch etwas Handfestes bieten müssen. Es ist das Spiel, guter Cop, böser Cop.

Freidenker07-10-13

Man kann den USA nicht Vertrauen meinte Khamenei vorgestern in einer Kaserne vor Offizieren.
Kann man den USA Vertrauen?
Eine gute Frage und ein Artikel hierzu!
http://www.berliner-umschau.de/news.php?id=19902&title=Kann+der+Iran+den+Vereinigten+Staaten+von+Amerika+trauen%3F+&storyid=1001381134887

Freidenker07-10-13

Da man die USA als Vasall Israels betrachten kann und nicht umgekehrt, kann ich folgenden Gastkommentar von Jürgen Todenhöfer empfehlen!
http://www.fr-online.de/israel-iran-konflikt/gastbeitrag-zu-israel-und-iran--darum-sollten-wir-netanjahu-misstrauen-,11950234,24546064.html

Schubert08-10-13

Herr Anonym, ich bezweifele, dass Sie die Quellen der angegebenen Links überprüft haben, denn sonst würden Sie nicht von einem Mangel an Objektivität sprechen, oder glauben Sie etwa wirklich, dass das CIA World Fact Book sich unkritisch auf die Darstellungen des iranischen Regimes beruhen würde?

Bedenken Sie auch, dass die Mehrheit der Iraner eben nicht ihr Regime für die wirtschaftliche Misere verantwortlich machen, sondern jene, die die Sanktionen verhängt haben, wie aus einer Studie des amerikanischen Forschungsinstitutes GALLUP hervorgeht: http://www.gallup.com/poll/160358/iranians-feel-bite-sanctions-blame-not-own-leaders.aspx

Übrigens war ich bereits im Iran, ein sehr schönes Land mit sehr netten Menschen :)

Parsa09-10-13

Anyonm, das ist doch das Spiel der Amerikaner.

MR09-10-13

„Be dschaa nabud“ kann auch in "Es war zu früh" übersetzt werden.

Homayoun H.12-10-13

Es ist interessant um nicht zu sagen belustigend zu sehen wie hier mit zweierlei Maß gemessen wird.

Wenn beispielsweise in USA sich Spitzenpolitiker (inkl. Mr. President) dermaßen bekriegen und komplett andere Meinungen und Strategien über gewisse Sachverhalte haben, die dann sogar fast zur Zahlungsunfähigkeit des Landes führen, dann ist das Demokratie und was schönes.

Wenn im Iran Ayatollah Khamenei sagt "Einige Sachen fand ich nicht gut" oder "Es war zu früh" oder wie auch immer man das interpretieren möchte, dann ist gleich die Rede vom Diktator, Lakaien, usw.

Erst sagt man dass Ayatollah Khamenei genau vorschreibt wie man vorgehen soll und dass Rohani nichts zu melden hat (Lakai), dann auf einmal "torpediert" er die Bemühungen (seines Lakaien?) und es sind doch verschiedene Ansichten (zumindest was einige Details angeht) in dieser "Diktatur" vorhanden, denn sonst braucht man ja nichts zu "torpedieren". Was denn nun? Das ist ein Wiederspruch in nicht. Ein Lakai führt Befehle aus und braucht nicht torpediert zu werden.

Hätte Ayatollah Khamenei jetzt gesagt "Gut dass wir nach 34 Jahren mal wieder mit Sheytane Bozorg telefoniert haben", dann wäre das wahrscheinlich als der Niedergang der islamischen Republik und Sieg der Sanktionen interpretiert worden.

Das sieht für mich eher nach verzweifeltem Suchen nach etwas, wo eigentlich nichts mehr zu finden ist.

Ich empfehle der angesprochenen Leserschaft mit der postrevolutionären Geschichte des Irans Frieden zu schließen und nach 34 Jahren ergebnislosem Hämmern mit dem Kopf gegen die Wand, nun endlich nach vorne zu blicken. Es sieht so aus als ob sich Lösungen anbahnen könnten, die für alle Iraner (inkl. der "Auslandsopposition") und gleichzeitig für den Westen vielversprechend sind.

Sobhan12-10-13

@MR

Ja, sogar die radikale Zeitung Asr-e Emrooz übersetzt die Worte als "zu früh".

http://www.asremrooz.ir/vdchzin-.23nqvd10t2.html

Iraner14-10-13

@Homayoun H.

Sehr schön gesagt! Bravo!





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