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Sanktionen und der fluktuierende Dollarkurs in Iran


Illegaler iranischer Devisenhändler

"Der Devisenmarkt ist in Iran ein 'Schwarzmarkt'".

Der Anstieg des Dollar-Wechselkurses in Iran ist in erster Linie das Ergebnis von Spekulationen und weniger eine Folge der Sanktionen gegen die iranische Zentralbank. Es folgt ein Interview mit dem renommierten iranischen Ökonom Dr. Mahdi Tagavi von der Allameh Tabataba’i Universität in Teheran. Das Interview wurde geführt von der iranischen regierungskritischen Publikation „Iran Review“ und wurde ursprünglich dort in englischer Sprache („Excuse or Cause: Central Bank sanctions and fluctuating dollar“) am 5. Januar 2012 veröffentlicht.


IRD: Wie stark haben die Sanktionen den Dollar-Wechselkurs in den letzten Tagen beeinflusst?

Dr. Mahdi Taghavi: Tatsächlich sind die Sanktionen, die Obama der iranischen Zentralbank auferlegt hat, eine maßgebliche Angelegenheit, die Irans Wirtschaft berühren wird. Aber es ist kein Punkt, der zur Stärke des Dollars im Verhältnis steht. Die Spekulanten an den iranischen Devisenmärkten rechnen mit solchen Ereignissen und schaffen erst ein solches Umfeld, indem sie den Umlauf von Dollars im Markt reduzieren und die Nachfrage erhöhen. Sie prophezeien, dass die Sanktionen zu einer Dollarknappheit in Iran führen würden und erzeugen so durch ein niedrigeres Angebot eine erhöhte Nachfrage auf dem Markt. Damit maximieren sie ihren persönlichen Profit.

IRD: Also haben einige Leute bei den Sanktionen gegen die Zentralbank Gewinnchancen gewittert?

Dr. Mahdi Taghavi: In solchen Zeiten gibt es auch einige Spekulanten und Händler, die eine Senkung der in der nächsten Periode auf dem Markt angebotenen Dollars vermuten. Dementsprechend kaufen und horten sie zur Steigerung der Nachfrage eine große Menge an Dollars, die sie so lange behalten, bis die Preise ansteigen.

IRD: Also sind die steigenden Dollar-Wechselkurse in Iran, neben externe Ursachen, auch auf einen solchen Handel innerhalb des iranischen Markts zurückzuführen.

Dr. Mahdi Taghavi: Chaos im Innern haben wir immer auf dem Markt. Der Devisenmarkt ist in Iran ein „Schwarzmarkt“, und es gibt Händler und Spekulanten, die ausschließlich von solchen Events leben. Gäbe es diese Leute nicht auf den Devisenmärkten, dann gäbe es auch diese Schwankungen nicht. Das ist so ähnlich wie das, was bereits auf dem iranischen Goldmarkt passiert ist. Eine kleine Gruppe von Individuen ist mit einem riesigen Kapitalstock und der einzigen Absicht der Gewinnmaximierung in den Markt eingetreten. Das wird negative Konsequenzen für den Markt als Ganzes haben. Natürlich sind in solchen Geschäften hohe Risiken mit im Spiel.

IRD: Könnten Sie das weiter ausführen?

Dr. Mahdi Taghavi: Menschen mit niedrigen Einkommen brauchen keine Dollars. Es ist der hohe Preis importierter Güter, der die Leute mit niedrigem Einkommen trifft, während diese Händler üblicherweise ihre Ausgaben in Dollar tätigen.

IRD: Welche Strategie sollte die Regierung für die Kontrolle der Märkte einschlagen?

Dr. Mahdi Taghavi: Ich denke nicht, dass die Regierung sich einmischen sollte. Die Zentralbank hat bereits Geld auf den Markt geworfen. Die einzige Sache, die passierte, war, dass diese Händler durch die Verfügbarkeit von Kapital auf den Märkten noch mehr Profit machten. Ohne die Intervention der Regierung würden sie feststellen, dass ihre Aktivitäten den Dollarpreis nicht so stark steigen lassen können. Entsprechend würden sie in einen anderen Nischenmarkt investieren.

IRD: Anders gesagt: Hat die Sanktionierung der iranischen Zentralbank keinen direkten Einfluss auf die iranische Wirtschaft?

Dr. Mahdi Taghavi: Die neuen Sanktionen werden in zwei Monaten in Kraft treten. Bis dahin wird es keine Probleme bezüglich des Geldtransfers geben. Die einzigen Dinge, die eine solch unmittelbare Wirkung auf den Devisenmarkt haben können, sind Schwarzmarkthändler und Spekulanten.

IRD: Inwiefern wird der hohe Dollar-Wechselkurs uns berühren und wie lange glauben Sie wird dieses Problem weiter bestehen?

Dr. Mahdi Taghavi: Das kann nicht gesagt werden, und der Markt ist abhängig vom Verhalten dieser Gruppe. Wenn sie einen Anstieg des Dollars auf dem Markt vorhersagen, werden sie weiterhin die Dollars zurückhalten und sie horten. Im anderen Fall werden sie ihn verkaufen, bevor der Preis fällt.

IRD: Hat die Regierung für dieses Problem eine Lösung parat?

Dr. Mahdi Taghavi: Ja, der plötzliche Run der Händler auf die Devisenmärkte hätte den Dollarpreis sogar noch höher drücken müssen, als es nun geschehen ist. Die frühe Intervention der Zentralbank hat jedoch dazu beigetragen, die aktuelle Situation abzufedern. Trotzdem profitierten in letzter Instanz die Händler davon.

IRD: Würde eine weitere Involvierung der Zentralbank also einen Fall des Dollars auf den Märkten bedeuten?

Dr. Mahdi Taghavi: Er würde fallen, aber die Händler würden ihre Dollars nicht verkaufen und weiter für niedrige Preise einkaufen. Der Teufelskreis würde sich weiter drehen.

IRD: Gibt es Ihrer Meinung nach eine Möglichkeit, diese Schwankungen zu kontrollieren?

Dr. Mahdi Taghavi: Eine Lösung wäre, dass diese Händler glauben, dass ihre Tätigkeiten eine negative Wirkung auf die Mehrheit der Gesellschaft haben. Wir haben früher bereits vorgeschlagen, die negativen Zinsen von Einlagen in positive umzuwandeln. Die Bankzinsen oder die Profite durch Anleihepapiere betragen zurzeit 15,5 Prozent, während die Inflationsrate bei 20 Prozent liegt. Würde der Zinssatz über die Inflationsrate steigen, würden einige automatisch den Devisenmarkt verlassen.


Tim16-03-12

Ich bin auch Ökonom und lebe seit 6 Jahren im Iran. Herr Dr Taghavi verkennt leider in diesem Interview, die Tatsache, dass letztlich kein Händler in der Lage wäre, den Markt zu beeinflussen, wenn die Zentralbank je nach Bedarf Dollars zur Verfügung stellen würde. Die Zentralbank hat je per Definition die Aufgabe, die Inflation zu kontrollieren, was ihr leider in den letzten 6 Monaten sehr schwer gefallen ist, da die Devisenknappheit zu stark anziehenden Preisen geführt hat. Ich denke, aufgrund der Bankensanktionen gegen den Iran hält die Zentralbank ihre Devisenreserven zurück, um im Notfall zumindest die Grundversorgung der Bevölkerung sichern zu können. Auch die Tatsache, dass viele Luxusprodukte beim Zoll nicht mehr angemeldet werden können und damit de facto ein Importverbot ausgesprochen wurde, passt in dieses Bild. Gestern wurde bekannt gegeben, dass SWIFT die iranischen Banken ausschliesst, womit der Interbankentransfer weiter erschwert wird; ein weiterer Schritt im lächerlichen Sanktionen"krieg" gegen den Iran. Es bleibt zu hoffen, dass der Iran es dennoch schafft, sein wirtschaftliches Wachstum, das er trotz allem erstaunlicherweise noch vorzuweisen hat, aufrecht zu erhalten. Und, es bleibt zu hoffen, dass die Regierung ihr Wirtschaftspolitik verbessert, denn jetzt ist kein Platz mehr für Experimente und Fehler.

Der Ratgeber16-03-12

Es bleibt auch zuhoffen das ein reformer an die macht kommt unter Ali Kahmenai und man wider mit westen direkt kontakt aufnehmt und die probleme benndet bevor die Amerikana angreiffen.
Den es siehte sehr da nach aus was ich selbt fur nicht möglisch gehalten habe nach dem desaster in Afghanistan und Irak.

@Der Ratgeber16-03-12

Wer auch immer gewählt wird, die Hauptsache ist, dass er Iran gut führt und das Volk vertritt. Da ist es mir egal ob er nun Reformer, Prinzipalist oder Konservativer ist.





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