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11.08.2011 Alireza Zarei

Irans unterschätzte Wirtschaft


Iranische Währung Rials

Durch eine neue Welle von Sanktionen seitens der USA und der EU gegen den Iran, ist das mediale Interesse gegenüber der iranischen Wirtschaft stark gewachsen. So berichtete vor kurzem die Wiener Zeitung, wie eine starke Inflation und Stagnation die iranische Wirtschaft präge. Solche Berichte weisen jedoch große Widersprüche gegenüber den Zahlen bedeutender Institute wie dem Internationalen Währungsfond (IWF) auf, das jüngst seine Iranprognosen korrigieren musste.

Im jährlich publiziertem “Economic Outlook“ des IWF aus dem April 2011, wurde das iranische Wirtschaftwachstum im Krisenjahr 2009 noch mit 0,1 Prozent angegeben und für 2011 gar eine Stagnation vorhergesagt. Nachdem die iranische Regierung den Bericht kritisierte und von seinem Recht gebrauch machte, ein Experten-Team des IWFs für eine Neubewertung der Wirtschaftlage des Landes einzuberufen, kam das Institut zu einem überraschend stark abweichendem Ergebnis. Das Team, welches von Dominique Guillaume geleitet wurde, besuchte den Iran Ende Mai bis Mitte Juni und kam zum Schluss, dass das iranische Wirtschaftswachstum im Jahr 2009, trotz sinkender Ölpreise, von 0,1% auf 3,5% korrigiert werden muss, da eine massive Zunahme von Nichtölexporten zu verzeichnen sei.

Zudem stellte das Team fest, dass die Inflationsrate von 25,4% im Jahr 2008 auf 12,4% im Jahr 2010 gesenkt werden konnte, während die Währungsreserven nach wie vor in einem komfortablen Zustand geblieben sind und angesichts der steigenden Ölpreise verbesserte Zukunftsausischten aufweisen. Während im Jahr 1960 das Ölgeschäft noch 40% des Bruttoinlandproduktes (BIP) ausmachte, fiel dieser Anteil auf durchschnittlich 10,5% im letzten Jahrzehnt. Das liegt am Wachstum der Nichtölprodukte, das mit 5,7% deutlich über jenem des Energiesektors (Öl- und Gassektor)  mit 4,4% liegt. Dennoch machte das Ölgeschäft, trotz Rückgang, 72% der Exporte des Irans im letzten Jahrzehnt aus. Um die iranische Währung in Krisenzeiten effektiver stützen zu können, kaufte das Land im vergangenen Jahrzehnt große Mengen an Gold auf den internationalen Märkten, ohne viel Aufsehen zu erregen. Erst vor wenigen Monaten enthüllte die Financial Times, dass der Iran höchstwahrscheinlich größere Goldreserven aufbewahrt als Großbritannien. Eine Aussage des Vorsitzenden der iranischen Zentralbank entnehmend, liegen die Goldreserven des Landes, mit einem Anteil von 15% an den Währungsresrven, aktuell bei etwa 343 Tonnen.

Der iranische Automobilmarkt

Wie Iranicum bereits berichtete, zog sich vergangenes Jahr der deutsche Automobilhersteller Mercedes Benz, trotz guter Absatzzahlen, aus dem iranischen Markt zurück. Da die Branche nicht direkt sanktioniert ist, geschah dies womöglich auf Druck der Bundesregierung und nicht aus wirtschaftlichen Gründen. Die entstandene Lücke füllen nicht etwa asiatische Unternehmen, sondern ausgerechnet europäische Konkurenten, wie die französischen Automobilhersteller Peugoet und Renault. Allein Renault verzeichnete im ersten Halbjahr 2011 eine Umsatzsteigerung von 70%. Der Rückzug deutscher Firmen aus dem Iran bleibt nicht navollziehbar, da andere Unternehmen aus EU Mitgliedstaaten jährlich neue Umsatzrekorde im schnell wachsenden iransichen Markt verbuchen. So eröffnete der schwedische Hersteller Scania eine neue Produktionslinie für LKWs in Qazvin, um den iranischen Durst nach modernen LKWs zu bändigen. Da Mercedes Benz diesen Markt nicht mehr bestreiten möchte und Scania quasi konkurrenzlos dasteht, werden Kapazitätserweiterung auf Seiten der Schweden und neue Umsatzrekorde im Iran sicherlich nicht lange auf sich warten lassen.

Doch auch der grösste iranische Autohersteller Iran Khodro erreicht Jahr für Jahr neue Rekordgewinne. So steigerte das Unternehmen seine Autoproduktion im Jahr 2010 um 20% auf etwa 775.000 Einheiten. Für das Jahr 2011 hat sich die Firma das Ziel gesetzt, 850.000 Automobile herzustellen, was durch zahlreiche neu eröffnete Produktionsstätten, verteilt im ganzen Land, ermöglicht werden soll. So soll die 2012 fertiggstellte Produktionstätte in Tabriz eine jährliche Kapazität von 200.000 Automobilen haben. Laut dem aktuellem Report des Business Monitor über den iranischen Automobilmarkt, kann Iran Khodro, trotz der anhaltenden Sanktionen gegen das Land, eine beeindruckende Statistik aufweisen. Der Bericht führt weiterhin an, dass der Export von Automobilen in Partnerländern steigen wird und die Expansion des iranischen Automarktes die nächsten Jahre anhalten und immer neue Rekordwerte erreichen wird. Bis 2018 plant Iran Khodro zehn neue Automodelle auf den Markt zu bringen.

Der ambitionierte Reformplan

Wie die meisten Erdölexportierenden Länder, subventionierte auch der Iran die Energiekosten für die eigene Bevölkerung. Solange die internationalen Ölpreise niedrig und stabil blieben, stellte dies auch keine grosse Herausforderung dar. Als jedoch im Jahr 2002 die internationalen Ölpreise stark stiegen, nahm die Preisdifferenz zwischen iranischen und globalen Energiekosten unrealistische Züge an. Nachdem der Oelpreis im Jahr 2008 die 150 US-Dollar Marke überstieg und der Benzinpreis auf 2 US-Dollar pro Liter kletterte, schien der iranische Benzinpreis von 0,1 US-Dollar pro Liter fern ab jeder Realität zu liegen. Ein Expertenbericht des IWF, dass den Reformplan des Irans analysierte, nannte die damalige Situation:  „[…] wirtschaftlich unverantwortlich und auf Dauer untragbar […]“ [1]. Die niedrigen Energiepreise verleiteten die iranischen Haushalte zudem äußerst verschwenderisch mit Benzin und Gas umzugehen, was den Iran zu einer der energieintensivsten Wirtschaften der Welt machte. Zusätzlich florierte der Schmuggel von Benzin in die Nachbarländer, in denen die Energiepreise deutlich höher lagen.

Durch die Streichung der Energiesubventionen stehen dem Iran jährlich etwa 50-60 Milliarden Dollar zusätzlich zur Verfügung, von denen bis 2012 50% (30 Milliarden) an die Haushalte in Form von Barüberweisungen zurückfließen sollen. Laut der bereits erwähnten Analyse des IWF, hatten sich im Mai 2011 70 Millionen Iraner (93% der Bevölkerung) für die Auszahlung der Ueberweisungen registriert. Am stärksten profitieren die ärmeren Bevölkerungsschichten von den Zahlungen, da sie kaum von den gestrischenen Energiesubventionen betroffen sind (kein Auto, geringer Eletrizität Verbrauch usw.) und das zusätzliche Einkommen eine verhältnismäßig große Verbesserung Ihrer Finanzlage bedeutet. Nominal gesehen handelt es sich umgerechnet um eine Finanzhilfe in Höhe von 80 US-Dollar pro Person eines Haushaltes, die alle zwei Monate ausgezahlt werden. Somit erhält eine fünfköpfige Familie etwa 200 US-Dollar im Monat, wodurch Sie problemlos im Stande ist, den Nahrungsmittelbedarf zu decken. Der IMF schreibt hierzu: „Für die Armen, die nur gering von den niedrigen nationalen Energiepreisen profitierten, bedeutet der staatliche Ausgleich eine große Steigerung ihres Einkommens, das theoretisch gesehen jeden  (armen) Iraner aus der Armut katapultiert.“ [2]

Weitere 30% des eingesparten Geldes werden iranischen Unternehmen zur Verfügung gestellt, bis sich diese den ansteigenden Energiepreisen angepasst haben. Die restlichen 20% sind für die Regierung und staatliche Unternehmen gedacht, die sich ebenfalls mit erhöhten Energiepreisen konfrontiert sehen. Der ambitionierte Reformplan des Irans stellt eine noch nie dagewesene wirtschaftliche Entwicklung in der Region dar und kann in Zukunft anderen Länder im Mittleren und Nahen Osten als Vorbild dienen, um mehr Mittel in energiesparende Produkte und Technologien zu investieren, das Kapital effektiver in der Bevölkerung zu verteilen und gleichzeit zum Umweltschutz beizutragen.

Quelle: Economist Intelligence Unit

Über Jahre hinweg galt Tehran als günstigste Metropole der Welt. Doch durch teilweise zweistellige Inflationsraten in den vergangenen fünf Jahren, sind die Preise auch im Iran angestiegen. Nichts desto Trotz gehört Teheran, laut dem neusten Bericht des Worldwide Cost of Living Survey, nach wie vor, zu den günstigsten Städten der Erde. So kostet 1 Kilogramm Brot in Paris, laut dem Economist Intelligence Unit, zehn Mal mehr als in Teheran, obwohl das pro Kopf Einkommen in Frankreich nur etwa drei Mal höher liegt.

Energiesektor

Der iranische Energiesektor ist vor allem durch den umstrittenen Bau der Nuklearanlagen in das mediale Interesse gerückt. Erstaunlicherweise kann das Land auch auf anderen Gebieten beachtliche Leistungen aufweisen. In den vergangen zehn Jahren gehörte der Iran zu den größten Staudamm-Bauer der Welt. Im Jahr 2010 hatte das Land 588 Staudämme, in Klein- und Großprojekten, errichten lassen, während 137 weitere Staudämme in Konstruktion und 546 zusätzliche geplannt waren. Von den nur 48 Wasserkraftwerken auf der Erde, die eine Nettoleistung von 2.000 Megawatt und mehr produzieren, stehen drei im Iran (USA besitzt sieben) was die wachsende iranische Expertiese auf diesem Gebiet bestätigt. Unter den aktuell in Konstruktion stehenden Staudämmen, befindet sich auch der Bakhtiari-Staudamm, welcher nach seiner Fertigstellung, mit einer Höhe von 315 Meter, den Rekord als größten Bogenstaudamm des Planeten inne haben wird. Auch die International Hydropower Association (IHA) ist auf diese Entwicklung aufmerksam geworden, weswegen Sie dem Iran, zusammen mit China, Laos, Thailand, Türkei und Indien, den Bau der meisten Staudämme im aktuellem Jahrhundert zuschreibt.

In Kooperation mit der Türkei befinden sich weiterhin mehrere Dammprojekte im Bau, deren Elektrizitätproduktion auch für den Export in die Nachbarländer gedacht ist. Ebenso gewann der Iran die Ausschreibung eines Dammprojektes in Afghanistan, dass in der Provinz Kabul errichtet werden soll.

Da das Land aufgrund der Sanktionen nicht auf westliche Unternehmen zurückgreifen konnte, war es gezwungen eine eigene Staudamm-Industrie aufzubauen, die im Stande ist sämtliche Schritte zur Konstruktion eines Wasserkraftwerkes, von der Plannung bis zur Fertigstellung, eigenständig durchzuführen.

Durch die massive Steigerung der iranischen Stromproduktion, ist das Land im Stande grössere Mengen seiner Produktion in die Nachbarländer zu exportieren. Dazu hat auch der fallende Energiekonsum im eigenem Land beigetragen, nachdem die Preise im Rahmen der Subventionsreform stark gestiegen sind und die Menschen gezwungen waren sparsamer zu leben und auch tagsüber das Licht auszuschalten. Zu den Strom-Exportkunden gehören Armenien, Pakistan, Türkmenistan, Türkei, Azerbaijan, Irak und Afghanistan. Allein im zweiten Quartal 2011 nahm der Strom-Export um 21,6 % zu und liegt aktuell bei 2,701 Gigawatt pro Stunde.

Auch Ecuador gehört zu den zukünftigen Kunden des Irans, das den Bau von zwei konventionellen Krafwerken in Auftrag gegeben hat und enger mit der Islamischen Republik kooperieren möchte.

Darüber hinaus hat die iranische Regierung begonnen, Hochtechnologien für neue Energiequellen und neuartige Methoden zur Energiegewinnung zu erforschen. So gab das Land im Juni 2010 bekannt, am Bau eines experimentellen Fusionreaktors zu arbeiten, der bis 2020 fertiggestellt sein soll. Der damalige Vorsitzende der iranischen Atom Energie Behörde und heutige Aussenminister Ali Akbar Salehi, verlautbarte in einer Stellungnahme, dass das Projekt keinen finanziellen Limitierungen unterliegt und bezeugt mit seiner Aussage die große Entschlossenheit, mit der diese Art von Forschung vorangetrieben wird.

Ein bereits abgeschlossenes Projekt, war die Konstruktion des ersten Solar-Gas-Krafwerkes der Welt. Das Krafwerk in Yazd nutzt Sonnenenergie um Brenngas herzustellen, das daraufhin zur Stromerzeugung verwendet wird und erzeugt eine Leistung von 480 Megawatt, womit es eines der größten Kraftwerke des Irans darstellt. Lediglich in Deutschland gibt es ein vergleichbares Experimental-Kraftwerk, das im Mai 2011 eröffnet wurde, allerdings Windenergie zur Erzeugung des Brenngases verwendet und mit 25 Kilowatt jedoch weit weniger Strom produziert als sein iranisches Gegenstück. Nach einer schier endloser Verschwendung von Energie durch ineffiziente Erzeugungsmethoden, scheint der Iran erfolgreich seine Energieversorgung zu reformieren.

 

Quelle: NIORDC

Nichts desto Trotz arbeitet der Iran zudem an einer massiven Aufstockung seiner Erdöl-Raffeneriekapazitäten. Laut der National Iranian Oil Refining & Distribution Company (NIORDC), werden sich die Ölproduktions- und Raffeneriekapazitäten von 2007 bis 2013 mehr als verdoppeln und den Iran an die Kapazitätsfähigkeit von Saudi Arabien katapultieren.

Regionale Zusammenarbeit

Seit Jahrzehnten gilt die Europäische Union (EU) als größter Handelspartner des Irans. 2010 lag das Handelsvolumen der beiden Parteien, trotz verschärfter Sanktionen, bei über 25 Milliarden Euro. Doch genau jene Saktionen haben die Islamische Republik dazu gezwungen, seine zukünftigen Handelspartner nicht mehr forciert in Europa zu suchen, sondern verstärkt auf nicht europäische Quellen zurück zu greifen. Die Sanktionspolitik der EU und speziell jener Deutschlands, das in der Vergangeheit auch nachweislich nicht sanktionierte Verkäufe zurück gezogen hat, erzeugt weitere Zweifel an der Beständigkeit der Geschäftbeziehungen auf iranischer Seite, weshalb Großprojekte nicht mehr an europäische Partner vergeben werden. Dies ist sicherlich ein Hauptgrund dafür, dass China bereits dieses Jahr die EU als größten Handelspartner des Irans, mit erstaunlich hohen Wachstumszahlen, ablösen wird.

Weiterhin suchte der Iran auch verstärkt das Gespräch mit seinen Nachbarländern, um die regionale Zusammenarbeit zu fördern und eine staatsübergreifene Infrastruktur aufzubauen. Ein konkreter Schritt in diese Richtung war eine Vereinbarung zwischen Iran, Türkenistan, Usbekistan, Katar und Oman, einen Transitkorridor zwischen Zentralasien und dem Persischen Golf zu schaffen, der einen effektiveren Güterverkehr gewährleisten soll.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch im jährlichem Handelsvolumen zwischen Iran und Türkmenistan wieder, das von vier Milliarden Dollar im Jahr 2010 auf fünf Milliarden Dollar in 2011 steigen und  rasch das gesetzte Ziel von zehn Milliarden Dollar erreichen soll. Aktuell weiten die beiden Staaten ihre Zusammenarbeit auf zahlreiche Kooperationsgebiete aus und können in Zukunft als enge Bündnispartner angesehen werden.

Ebenso macht sich der Iran für den Gasexport stark und investiert mit einer noch nie dagewesenen Intensität und Entschlossenheit, sowohl in den Ausbau seiner Gasgewinnungsanlagen, als auch in den Ausbau seines Pipeline Systems zum Transport des Gases. 2014 wird die aktuell in Bau befindliche Gas-Pipeline zwischen Pakistan und Iran in Betrieb genommen werden, welche eine wichtige Stütze der zukünftigen pakistanischen Energieversorgung darstellt. Ähnlich wie Türkmenistan, strebt auch Pakistan eine engere Kooperation mit der Islamischen Republik an, die vor allem erneut dem Ausbau der Infrastruktur dienen soll.

Doch auch im kriegsgeprägtem Irak ist die Islamische Republik tätig. In Sadr-City, im Nordosten von Bagdad, baute der Iran ein konventionelles Kraftwerk, das laut Aussagen des irakischen Energieminsters Musab al-Mudarres, das grösste erbaute Kraftwerk seit vielen Jahren darstellt. Passend dazu unterzeichneten Iran, Syrien und Irak den Bau eines der aktuell grössten Energieprojekte im Nahen und Mittlerem Osten – eine weitere Gas Pipeline mit einer Länge von 5600 Kilometer, die auch für eine zukünftige Versorgung Europas gedacht ist.

Doch die bemerkenswertensten Entwicklungen stehen in Verbindung mit China und Türkei. Erst vor wenigen Monaten besuchte eine türkische Delegation den Iran, um über neue Kooperationen zu beraten, die eine Verdreifachung des Handelsvolumens auf 30 Milliarden Dollar als Ziel hatten. Die ungewöhnlich hohe Zielsetzung ruht tatsächlich auf realistische Wachstumszahlen. Allein im ersten Quartal 2011 konnte das Handelsvolumen der Staaten ein Wachstum von 74% gegenüber dem Vorjahr verbuchen. Ebenso lässt sich dieser Trend beim Gasexport vom Iran in die Türkei beobachten, das 2010 ein Wachstum von 50% gegenüber dem Vorjahr verzeichnete. Obwohl die beiden Regierungen in der Vergangenheit eher zurückgeogene Beziehungen zueinander unterhielten, zeigte sich in den vergangenen Jahren eine deutliche Wende in der iranisch-türkischen Kooperation, die in Zukunft sicherlich noch weiter ausgebaut wird.

Quelle: EUROSTAT

China gilt seit einigen Jahren als grösster ausländischer Investor iranischer Projekte. So baut der Iran zur Zeit an einem der grössten Petrochemie-Komplexe der Erde, indem auch Cina vier Milliarden Dollar investiert hat. Weiterhin wurde im Mai ein Abkommen in Peking unterzeichnet, dass einen starken Ausbau der Zusammenarbeit in sechs verschiedenen Industriesektoren vorsieht. Während sich westliche Unternehmen immer mehr aus dem Iran zurück ziehen müssen, übernehmen chinesische Firmen immer mehr lukrative iranische Aufträge. So unterzeichneten China und Iran im Februar diesen Jahres einen Vertrag zum Ausbau des iranischen Schienennetzwerkes in Höhe von 13 Milliarden Dollar. Passend dazu wurde nur wenige Monate später ein neues Abkommen zum Bau zusätzlicher U-Bahn Netzwerke in iranischen Städten ratifiziert, das sich auf weitere 4 Milliarden Dollar beläuft. Bereits diese drei Investitionen, die alle innerhalb weniger Monate abgeschlossen wurden, übertreffen beinahe das gesamte Handelsvolumen zwischen dem Iran und der europäischen Union, obwohl die Hauptgeschäfte im Energiesektor und Warenverkehr noch nicht mit einbezogen wurden. Iran wird für China auch als Energielieferant immer wichtiger, was deutlich an den neusten Halbjahreszahlen erkennbar ist. Im Vergleich zu 2010 stiegen die iranischen Oelexporte in die Volksrepublik, im ersten Halbjahr des laufenden Jahres, um 50%. Ein Prozess, der mit den oben erwähnten Kapazitätserweiterungen des Irans in Verbindung steht. Somit ist der Iran der drittgrößte Öllieferant Chinas und wird höchstwahrscheinlich nächstes Jahr Angola als zweitgrößten Lieferanten ablösen, dessen Vorsprung monatlich schrumpft.

Ausblick

Die hiesige Wahrnehmung einer iranischen Krisenwirtschaft mag seiner eigenen Logik folgen, ist jedoch nicht mit den harten Tatsachen im Iran in Einklang zu bringen. Tatsächlich tritt das Land als wirtschaftlicher Reformer (Subventions-Reformplan) und sehr aktiver Akteur auf. Selbst der Internationale Währungsfond, der mit Sichrheit im Stande ist unabhängig zu agieren und keiner iranischen Einflussnahme unterliegt, lobt den Iran für seinen wirtschaftlichen Werdegang und gibt dessen Wirtschaft hervorragende Zukunftaussichten. Allein die von der europäischen Union veröffentlichten Statistiken zum Iran belegen, dass selbst die EU, trotz Ihrer eigenen Sanktionspolitik, den Iran tief in sein Wirtschaftsgeflecht mit intergriert hat. Ein wachsendes Handelsvolumen mit der EU, laut der European Trade Comisson, von über 25 Milliarden Euro, wiederspricht allen Gesetzen einer Sanktionspolitik oder internationalen Isolation. Ohnehin kann es sich die EU mittelfristig nicht leisten, von den drittgrößten Ölreserven und den zweit größten Gasreserven des Planeten abgeschnitten zu sein. Ein Wandel der Iranpolitik, durch gemeinsame Interessen im Nahen Osten oder Eigeninteresse seitens der Union, wäre aus rein wirtscahftlichen Gründen, mehr als erstrebenswert.

Fußnoten:

[1]  Öffnet externen Link in neuem FensterIMF Working Paper. Iran-The cronicles of the Subsidy Reform. July 2011. Seite 6

[2] Öffnet externen Link in neuem FensterIMF Working Paper. Iran-The cronicles of the Subsidy Reform. July 2011. Seite 8

©iranicum.com


Mariam15-08-11

Die hiesigen Medien sind wirklich informationsresistent, was die iranische Wirtschaft angeht. Eine eher lustige Variante, die ich mal gelesen habe war, dass Iran absichtlich seine Wirtschaft nach außen hin schlecht dargestellt habe, während es in Wirklichkeit wächst und wächst. Interessante Verdrehung, ich hab nie Klagen aus Iran gehört. Es muss wohl so manchen wurmen, dass das ganze westliche Wirtschaftssystem zusammenkracht, während es durchaus Länder gibt, die sich weitgehend unabhängig davon etablieren. So war es sicher auch klug von den Iraner, still die Goldreserven aufzustocken, denn welche Währung will man unter diesen Umständen noch als Reserve halten? Dollar? Euro? Da kann man es gleich in die Tonne stopfen.

Arta15-08-11

Sehr schöner Text, der dort geschrieben wurde. Ich werde ihn aufjedenfall weiterleiten.

petzi15-08-11

Bin sehr froh dass es auch eine andere Seite zum Iran gibt, da ja ein total verschobenes Bild von hier vorherrscht. Zum Artikel möchte ich jedoch in Frage stellen, dass die Bevölkerung von den sozialen monatlichen Zahlungen leben können. Dabei wurde vergessen, dass ein Grossteil der Zahlung zur Begleichung der erheblich erhöhten Energiekosten verwendet werden muss. Ausserdem möchte ich noch anfügen, dass das Leben hier sehr wohl viel teurer geworden ist, da die erhebliche Verteuerung durch Lohnerhöhung keinesfalls aufgefangen wurde.

KH15-08-11

wie kann denn eine wirtschaft funktionieren, wenn praktisch die gesamt geistige elite das land in den letzten 30 jahren verlassen hat.

ja die chinesen und inder kaufen halt noch das öl und überschwemmen den iranischen markt mit ihrer billigware.

zu schahs zeiten gab es die schhzade, und deren familien heute gibt es die aghazade und deren familien.

mit anderen worten früher hatten wir die königsfamilien heute haben wir die mullahfamilien.

war mich beruhigt ist, dass es keine iraner sind, die diese komischen texte schreiben.
es wäre so als würde ich über indien, argentinien oder zimbabwe einen analytischen text schreiben wollte. na klar ich hätte keine ahnung

Iraner15-08-11

Nichtsdestoweniger gehört Teheran zu den günstigsten Metropolen.

TE15-08-11

@petzi
Die Verlierer der Subventiosreform sind die Menschen in den Großstädten (wie Teheran, da dort Unterhaltskosten teurer) und Menschen mit hohem Einkommen.

Steffen15-08-11

@KH

Sie sehen, es funktioniert.

Manfred15-08-11

@ KH

Ich glaube der IWF verfügt über mehr Kompetenzen als ich und Sie und wenn der IWF im Report schreibt, dass der Reformplan "Für die Armen, die nur gering von den niedrigen nationalen Energiepreisen profitierten, bedeutet der staatliche Ausgleich eine große Steigerung ihres Einkommens, das theoretisch gesehen jeden (armen) Iraner aus der Armut katapultiert" sollten Sie das ernst nehmen. Speziell für Leute wie Sie steht sogar die genaue Seitenzahl des REport, damit Sie das auch lesen können.

Ausserdem hört sich Alireza Zarei sehr iranisch für mich an und wenn ich auf iranicum.com lese, dass er mit einem iranischem Forschungsinstitut in der Agrawirtschaft zusammenarbeit, gibt ihm das durchaus eine gewisse Reputation.

Einige Angbane konnte ich auch nicht so recht glauben, aber dafür sind ja die Quellen da, welche ich daraufhin überprfte und auch mit der Google suche nochmals bestätige konnte.

Ich kann diesen Artikel, bei aller Neutralität, an keiner Stelle kritisieren.

Freiheit für Iran19-08-11

Ich bezweifele, dass die hier kommentierenden Leute schon mal im Iran waren. Denn wer schon mal in letzter Zeit dort war, wüsste wie elendig die Menschen dort leben. Während die Herrschenden und Ihre Geträuen sehr gut und ausschweifend leben, muss der Rest zum Teil 2 oder 3 Jobs annehmen, um über die Runden zu kommen. Iran weist viele Merkmale eines Dritt-Welt-Landes auf, und das bei den Vorkommen an Resourcen. Aber es kann keiner von Mullahs erwarten, die eigentlich dafür ausgebildet sind Totengesänge bei Trauerfeierlichkeiten anzustimmen, die Wirtschaft eines Landes zu organisieren.

Manfred19-08-11

Meine Frau ist Iranerin und ich war bereits mehrmals im Iran und kann nur genau das Gegenteil von dem Berichten, was Sie hier erläutert haben.

Zudem möchte ich ganz klar darauf hinweisen, dass der IWF nicht ein Haufen von ahnungslosen Amateuren ist. Ich bin mal so bescheiden und behaupte weiterhin, dass die Aussagen des IWFs weit mehr Gewicht haben, als die eines frustierten Exiliraners.

MAHDIS ARMY WARRIOR20-08-11

menschen die denken iran ist nichts....die haben gar keine ahnung.....alleine der krieg mit iraq die acht jahre lang gedauert hatte sagt schon alles......wie hart und gläubig wir arische shiiten sind....
ich als deutsch-iraner der in deutschland auf die welt kam.....finde es verdammt schade das die dumme neue generation es nicht begreift wenn sie als perfekten präsidenten und führer haben....AHMADINEJAD hat iran so selbständig und stark gemacht ich bin einfach stolz auf ihn.....ich hasse trotzdem iran.....der grund ist einfach....es sind 10 millionen menschen gestorben das der islam in iran bleibt und unsere dummen jugendlich viel lieber in western style leben wollen anstatt auf das stolz zu sein was iran bis jetzt alles geleistet hat.....ständig rauszugehen sich verkleiden wie eine nutte im westen und sagen ja wir haben keine freiheit.....deswegen hasse ich mein ursprung

Le Mec@Mahdis Army Warrior21-08-11

Ich glaube Du meinst es sicher gut, aber diese Einflüsse von rassistischem Nationalismus sind meiner Meinung nach sehr ungesund für ein korrektes Verständnis eines menschlichen Islam. Die Stärke der Islamischen Republik ist auch oft gewesen, dass sie sich eben nicht auf so einen Unsinn wie "Ariertum" berufen hat, weil sie genau weiß, dass Iran nur zu 60% aus Persern besteht. Der Rest sind Azeris, Kurden, Araber, Turkemenen usw. Und die sind genauso glücklich Iraner und Muslime zu sein.

Jahed09-09-11

ZITAT:"Somit erhält eine fünfköpfige Familie etwa 400 US-Dollar im Monat, wodurch Sie problemlos im Stande ist, diese zu ernähren."ZITAT ENDE

Dem kann ich nicht zustimmen mit 400 im Jahr reicht es niemald eine 5 Köpfige Familie zu ernähern. Mit dem Privat Taxi Zahlt man in Tehran inzwischen 3500 bis 5000 Toman(Sommer 2010) je nach Strecke und das war vor der Subventionsstreichung wo ich da war. Heute müsste der Preis gestiegen sein. Dann kommt noch das teure Fleisch hinzu (13.000 Toman Pro Kilo Rindfleisch) (Stand Sommer 2010). 70% aller Iraner besitzen Eigentumswohnungen oder Häuser das sind aber meist die Oberen und Mittleren Schichten. Ärmere schichten wohnen vermehrt zur miete und Mietpreise sind in Großstädten teuer. Also ganz so einfach hat eine Familie es mit dem geld sicher nicht wenn Sie nicht zusätzlich Arbeiten. Diese 400.000 Toman reichen dann grade mal für die Miete. ^^ (Ich bin nicht gegen iran oder so ich freue mich wenn der Iran fortschritte macht in allen bereichen aber man sollte meines erachtens auch Realistisch bleiben, meine Familie spendet Regelmäßig im iran und die Frau meines großonkels Arbeitet Ehenamtlich in einer Krebsklinik für kinder dessen Eltern sich sonst keine Medizinische behandlung hätten leisten können und vorher war Sie 30 jahre lang Lehrerin und hat vielen Armen Familien geholfen Sie weiss einfach wie es den Armen menschen im Iran geht weil sie ständig mit Ihnen zu tun hat. Ansonsten finde ich den Artikel sehr gut und ich persönlich hoffe das der iran schnell noch bessere Fortschritte in der Wirtschaft machen weil ich das gefühl habe das die nachbarn so langsam am Iran Wirtschaftlich vorbeiziehen oder schon gezogen sind. z.B der Aufschwung in den Golfstaaten oder der aktuelle Aufschwung in der Türkei mit mehr als 8% Wirtschaftswachstum. Das sind einfach Gigantische BIP Zahlen wo der Iran nicht mithalten kann. Lobenswert ist der Technologische Fortschritt den der Iran mit erfolg weiter ausbaut und meines erachtens auch wichtiger als der BIP ist. Wenn die Prognosen von Goldman Sachs stimmen wird der Iran zwischen 2015 und 2025 einen Riesigen Wirtschaftsaufschwung erleben Hoffen wir mal das das so eintritt

Jahed09-09-11

@Freiheit für Iran
Du sagst das die Regime Getreuen im Iran gut leben? Dann wiedersprichst du deinen eigenen Medien denn grade die menschen im Norden Tehrans und die in den Medien ach so gelobten "gebildeten" gehen auf die Strassen und leisten sich den Westlichen Schnick schnack. Während die basiji Miliz (die ich persönlich sehr verachte aber die warheit muss man ja trotzdem aussprechen ) ..die Basiji miliz zumeist aus den Südlicheren ärmeren vierteln kommt und die meisten Regimanhänger aus den ärmeren Vierteln kommen was auch imemr wieder die Wahlergebnisse zeigen. Fakt ist das die ärmeren gegenden Hochburgen der Konservativen sind und die Reichen gegenden im iran Hochburgen des "American Way of life"

Unbekannt09-09-11

@Jahed

Dort steht 400 US-Dollar im Monat und nicht im Jahr.
Außerdem ist der Wirtschaftswachstum der Golftstaaten nicht nachhaltig, weil sie keine Industrie oder dergleichen haben.

Jahed09-09-11

@KH
Du sagst die geistige Elite hat das land verlassen seit 30 Jahren? 1979 hatte der Iran exakt 16 universitäten. heute sind es mit den Islamic Azad universitäten mehr als 350 und an die 4 millionen Studenten. Die Geistige Elite im Iran ist um ein Vielfaches ausgeprägter als damals. beweis dafür ist auch der Technologiezuwachs des iran innerhalb der letzen 30 jahre. heute produziert der Iran mehr als 1 Prozent der Weltweiten Technologie. Zu Schahzeiten waren es grade mal 0.00039%. Ich glaube zu meinen genannten Statistiken gibt es hier auch einen Artkel ansonsten bitte googeln unter "Science and technology in iran" und "higher education in iran"....beides sind wikipedia Artikel mit Authetischen Quellen.

Jahed09-09-11

@Unbekannt
Vielen dank für die Korrektur sicherlich meinte ich 400 im Monat ich habe mich nur verschrieben bitte Entschuldigen Sie mich. Ja da hast du recht die golfländer sind nicht nachhaltig genug besonders wenn das öl ausgeht oder wenn es mal eine kriese gibt dann sind dort alle Touristen weg. Aber was sagen sie zur Türkeiß Die starten jezt auch Diplomatisch richtig durch. (Israel/Hilfsflotte/Syrien ect). Und zudem muss man auch betrachten das industrie nur ein mittel zum zweck ist. unzwar Geld zu beschaffen, darum dreht sich alles in der Wirtschaft. Ob das jezt durch Tourismus oder industrie gemacht wird ist eigentlich irrelevant. Industrie kann auch zusammenbrechen wenn die Nachfrage sinkt und dann kriegen die Exportnationen den Schlag auf die Nase. Der Vorteil den iran dabei hat ist das sie selbstständig sind und Ihre Rohstoffe im verarbeiteten zustand verkaufen anstatt das Kupfer / Öl oder sonstwas zu verkaufen so das andere nationen daraus höherwertige Produkte fertigen und das im "wert erhöhte kupfer" sozusagen "teurer an den iran zurückgeht" und Natürlich ist das ein Schild gegen Sanktionen. Aber letzendlich kann ein Land eine große industrie haben aber kein Geld. geld ist das wichtigste. Das Wirtschaftswachstum des iran ist meines erachtens mit 3% verglichen mit den Ländern der Umgebung zu gering....jezt nachhaltigkeit hin oder her.

REDAKTION09-09-11

Vielen Dank für den Hinweis.
Die betreffende Passage wurde im Original korrigiert und ist auch nun hier angewendet worden.

Richtig ist: "Nominal gesehen handelt es sich umgerechnet um eine Finanzhilfe in Höhe von 80 US-Dollar pro Person eines Haushaltes, die alle zwei Monate ausgezahlt werden. Somit erhält eine fünfköpfige Familie etwa 200 US-Dollar im Monat, wodurch Sie problemlos im Stande ist, den Nahrungsmittelbedarf zu decken."

Jahed09-09-11

@REDAKTION
200 Dollar im Monat für 5 personen? Dadurch kann keine 5 Köpfige Familie einen Monat lang leben. Würdet ihr den Teil auch rausnehmen? Weil rechnet doch mal selbst 200 Dollar im Monat für 5 personen sind 40 Dollar pro person im Monat also 1 Euro und 30 Cent. Ok Wasser nehmen wir an kommt aus dem Wasserhan aber wie soll jemand mit ca 1400 Toman am Tag "Problemlos" leben können? ich würde diese passage komplett rausnehmen bzw zumindest das Wort Problemlos. Weil ein aussenstehender könnte den Artikel nicht mehr für Authentisch halten oder denken hier betreibt wer lobbyismus. (Abweichend von meiner meinung ich halte alles andere für 100% authentisch und schließe mich dem Artikel an)

REDAKTION13-09-11

@Jahed

Bitte vergewissern Sie sich immer vorher, ob Sie etwas richtig gelesen haben, bevor Sie kommentieren.

Dort steht nicht "... wodurch Sie problemlos im Stande ist, zu leben", sondern "... wodurch Sie problemlos im Stande ist, den Nahrungsmittelbedarf zu decken."

Ali31-10-11

Ich war schon 4 mal im Iran und kann sagen, dass Iran eine starke Nation ist! Meine Frau ist auch Iranerin und ich werde wenn ich mit meinem Studium fertig bin, auch in Iran leben und als Maschinenbautechniker arbeiten.





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