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26.05.2011 Übersetzt von Fatima Radjaie

Iranische Ansichten zu Bin Ladens Tod


Dr. Mahmud Ahmadinejad und Hamid Karzai

Der iranische Präsident Dr. Mahmud Ahmadinejad (r.) und Hamid Karzai (l.) gelten als Freunde.

Semira N. Nikou arbeitet für das Zentrum für Konfliktanalysen und -prävention am United States Institute Of Peace. In einem Artikel vom 6. Mai 2011, der hier in deutscher Sprache wiedergegeben wird, stellte sie einige iranische Reaktionen auf Bin Ladens Tod in englischer Sprache zusammen.

Widely Diverse Iranian Views on bin Laden’s Death

In sehr unterschiedlichen Reaktionen wurde der Tod von Osama bin Laden im Iran einerseits geringgeschätzt, andererseits rief man zu einem schnelleren Abzug der USA aus Afghanistan auf, da der Vorwand zur Kriegsführung jetzt beseitigt sei. Allgemein trauerten jedoch offizielle Stellen und Medien nicht um Bin Laden. Der iranische Verteidigungsminister erhob den Vorwurf, dass die Bin Laden-Operation die enormen Kosten auf finanzieller Ebene und den Verlust an Menschenleben im Laufe des 10-jährigen Krieges in Afghanistan nicht wert war - und damit letztlich ein Fehlschlag war.

Im Mai 2010 wies Ahmadinejad Behauptungen von sich, dass Bin Laden sich in Iran verstecken würde, als er ABC-News berichtete, dass der Al Qaida-Führer sich in Washington aufhalten würde, denn Bin Laden "war ein ehemaliger Partner von Herrn [George W.] Bush."

Iran hatte über eine lange Zeit hinweg ernsthafte Differenzen sowohl mit Al Qaida als auch mit den Taliban. Iran ist ein schiitischer Staat, und Bin Laden war Mitglied der Al Qaida, einer extremistischen sunnitischen Organisation [in Wirklichkeit einer extremistischen salafitischen Organisation, Anm. d. Irananders-Red.], die den Schiismus nicht als gültige Form des Islam anerkennt [in Wirklichkeit schlimmer einstuft als die Heuchler und Ungläubigen, Anm. d. Irananders-Red.]. Al Qaida ist auch verantwortlich für den Tod von iranischen Revolutionsgardisten im Irak gewesen.

Allerdings verbrachten Bin Ladens Sohn sowie andere Mitglieder von Al Qaida angeblich mehrere Jahre in Iran - einigen Berichten zufolge unter Hausarrest - nach der Flucht vor der US-geführten Invasion in Afghanistan. Die Iraner wollten laut Berichten Al Qaida-Aktivisten dazu benutzen, auf die Vereinigten Staaten Druck auszuüben, um etwas gegen die Mujahedin-e Khalq (MEK), die führende iranische Oppositionsgruppe, die ihr Hauptquartier im Irak unterhält, zu unternehmen. Iman Bin Laden, die Tochter des Führers von Al Qaida, sagte nach ihrer Flucht 2010, dass es Familienmitgliedern zwar erlaubt war, unter komfortablen Bedingungen zu leben, es ihnen aber nicht erlaubt war, das Land zu verlassen. 

Es folgen Stellungnahmen von iranischen offiziellen Stellen und Einzelpersonen zum Tod von Bin Laden:

Verteidigungsminister Ahmad Vahidi am 4. Mai 2001:

„Mit der Veröffentlichung der Nachricht von Bin Laden's Tod haben die Vereinigten Staaten versucht, ihren Erfolg nachzuweisen, aber bei genauerer Betrachtung der Nachrichtenreportagen und anderer relevanter Fragen stellen wir fest, dass dies ein großer Fehlschlag für die Amerikaner gewesen ist."

„Amerika ist in Afghanistan unter dem Vorwand der Tötung oder Verhaftung von Bin Laden einmarschiert, in den Irak kamen sie unter dem gleichen Vorwand. Statistiken besagen, dass eine Million Menschen in der Region getötet wurden, ungefähr 1 Billion Dollar wurde ausgegeben und der Region wurde ein 10 Jahre andauernder Krieg auferlegt - unter dem Vorwand der Tötung einer Person."

„Sie (die Amerikaner) haben der Region ungeheuren Schaden zugefügt, um nur ein Individuum zu töten."

„Warum haben sie nicht einem unabhängigen Beobachter erlaubt, zu bestätigen, dass es sich um die Leiche von Bin Laden handelt?"

Kazem Jalali, Mitglied des Parlaments, am 3. Mai 2011:

„Die Amerikaner haben das Leben von Bin Laden als ein Instrument benutzt, und wir glauben, dass das Problem des Terrorismus und seine Verbreitung in der Region seine Wurzeln in der Präsenz der Vereinigten Staaten in diesem Gebiet hat. Die Amerikaner haben die Terroristen, die sie selbst ausgebildet haben, als Instrument in der Terrorismusbekämpfung benutzt."

„Die Amerikaner sollten dem staatlichen Terrorismus - am deutlichsten gekennzeichnet durch das israelische Regime - die Stirn bieten, wenn sie wirklich die Absicht haben, den Terrorismus zu bekämpfen."

Der Sprecher des Außenministeriums, Ramin Mehmanparast, am 2. Mai 2011:

„Wir hoffen, dass diese Entwicklung Kriegen, Konflikten, Unruhen und dem Tod von unschuldigen Menschen ein Ende setzen und dazu beitragen wird, Ruhe und Frieden in der Region zu schaffen.... Diese Entwicklung zeigt klar, dass es dort keine Notwendigkeit für einen großen militärischen Einsatz gibt, um gegen einen Individuum vorzugehen... Iran, als eines der größten Opfer von Terrorismus, verurteilt jeden Terrorakt in der Welt - einschließlich des organisierten Terrorismus durch das israelische Regime scharf.“

Der Vorsitzende der Nationalen Sicherheitskommission des Parlaments, Alaeddin Boroujerdi äußerte sich wie folgt:

„Die USA haben Bin Laden, Mullah Omar und die Taliban nur als einen Vorwand für ihre Invasion in Afghanistan benutzt."

„Obwohl inzwischen schon 10 Jahre seit der Invasion vergangen sind, haben sie nichts Wesentliches erreicht, und sogar diese letzte Nachricht ist bis jetzt nicht vollkommen bestätigt worden. ... Was sicher ist, ist die Tatsache, dass sie dies als einen Vorwand dazu benutzt haben, um ihre Präsenz in Afghanistan zu rechtfertigen."

Das Mitglied des Parlaments, Javad Jahangirzadeh, am 2. Mai 2011:

„Der Westen ist sehr zufrieden gewesen mit Bin Ladens Aktivitäten in früheren Jahren..... Nun war der Westen gezwungen, ihn zu töten, um ein mögliches Durchsickern von Informationen zu verhindern, von Informationen, die kostbarer sind als Gold."

Das Mitglied des Parlaments, Ismail Kosari, am 2. Mai 2011:

„[Osama Bin Laden] war lediglich eine Marionette, die vom israelischen Regime gesteuert wurde, um nach den Anschlägen des 11. September ein gewalttätiges Bild des Islam zu präsentieren."

„Bin Ladens Tod spiegelt den Abgang einer zeitweiligen Schachfigur der USA wieder und er symbolisiert das Ende einer Ära und den Beginn einer anderen Ära in der amerikanischen Politik in der Region."

Alef, eine Webseite, die dem konservativen Parlamentarier Ahmad Tavakoli nahesteht, am 2. Mai 2011:

„Wenn man Bin Ladens Photo genau betrachtet, kommt man zu der Schlussfolgerung, dass er nicht tot ist. Nur der Mund und die Nase der Person, die auf dem Photo gezeigt wird, stimmen mit älteren Photos überein. Der Rest scheint vom Photoshop abgeändert worden zu sein." (Anm.: Die USA entschieden sich keine Bilder zu veröffentlichen, obgleich digital bearbeitete Bilder Bin Ladens über das Internet im Umlauf waren.)

Sa'adollah Zare-i, Redakteur bei "Farda News", einer Website, die dem konservativen Teheraner Bürgermeister Mohammad-Bagher Qalibaf nahesteht, am 2. Mai 2011:

„Obamas Partei musste das Ansehen der Demokratischen Partei und der Außenpolitik des US-Militärs durch eine augenscheinlich gelungene militärische Operation wiederherstellen, um eine Niederlage [der Demokraten] so weit es geht abzuwenden [in den bevorstehenden Präsidentschaftswahlen]."


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