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25.05.2011 Aus Iranicum

Diskrepanzen der angeblichen Iran-Nordkorea-Achse


Nordkoreanische Rakete

Nordkoreanische Rakete

In der letzten Woche veröffentlichte die Nachrichtenagentur Reuters einen Artikel, dessen Informationen nach eigenen Angaben einem vertraulichem Bericht entnommen wurden. Reuters legt dort nahe, dass Nordkorea dem Iran Raketentechnologie lieferte und somit beide Nationen die Sanktionen umgingen, welche Pjöngjang auferlegt wurden. Auch AFP berichtet von diesem Report, das den beiden Nachrichtenagenturen anscheinend gleichzeitig zugespielt wurde.

Unverständlicherweise nennt Reuters kein Zeitraum, in der sich die fraglichen Transaktionen abgespielt haben sollen. Jedoch ist dies an dieser Stelle von entscheidener Wichtigkeit. Erst als Nordkorea im Jahr 2006 seine erste Atombombe testete, verabschiedete der Weltsicherheitsrat die Resolution 1718, die zum ersten Mal einen für alle Nationen verbindlichen Handelsverbot mit Pjöngjang vorsah, die bis heute ihre Gültigkeit behalten hat und Atomtechnologien als auch schwere militärische Güter wie Raketen, Kampfflugzeuge und Panzer umfasst.

Iranische Raketen, die bis zum Jahr 2003 konstruiert wurden, weisen tatsächlich große Ähnlichkeiten zu nordkoreanischen Modellen auf. Als Paradebeispiel gilt die iranische Mittelstreckenrakete des Typs Shahab-3, welche anfangs auf der nordkoreanischen Rakete Nodong-1 basierte und sich heute jedoch durch weitreichende Verbesserungen des gesamten Systems [1], nur noch visuell dem koreanischen Gegenstück ähnelt. Auch das Verteidigungsministerium der USA wurde auf diese Entwicklung aufmerksam und veröffentlichten im Jahr 2001 einen Bericht über mögliche Bedrohungen. Diverse Expertenberichte zu diesem Thema bezeugen zudem, dass eine iranisch-koreanische Kooperation in der Raketentechnologie nicht über das Jahr 2003 andauerte. Somit wäre diese Art der Kooperation völlig legal gewesen und würde mit keinen Sanktionen in Konflikt stehen, die ohnehin erst im Jahr 2006 verbindlich gegen Nordkorea implementiert wurden. Dies ist auch der Grund, weshalb lediglich bis zum Jahr 2001 ungewöhnlich viele Publikation [2] zu diesem Thema erschienen, die abrupt endeten, nachdem der Iran vermutlich alle Kooperationen mit Nordkorea einstellte.

Ein möglicher Grund der frühzeitigen Einstellung dieser Kooperation, die sich völlig im legalem Rahmen bewegte, könnte im Fortschritt des iranischen Raketenprogramms liegen. Durch weit größere Kapazitäten in Budget und Infrastruktur, war der Iran im Stande, durch anfängliche Hilfe Nordkoreas, vermutlich von 1998 bis 2001, weit schneller in der Raketentechnologie voran zu schreiten als Nordkorea, was eine Zusammenarbeit mit Pjöngjang erübrigte. Dies bezeugen nicht nur die nachgewiesenen Verbesserungen der iranischen Raketenmodelle, welche nicht in den nordkoreanischen Modellen enthalten sind, sondern auch ausländische Experten.

Ein Kenner dieses Gebietes ist der ehemalige Leiter des israelischen Raketenabwehrprogramms Uzi Rubin. Anlässlich einer Sitzung im Zentrum des Auswärtigen Amtes Israels, referierte Rubin über die Entwicklung des iranischen Raketenprogramms und stellte fest, dass iranische Raketenmodelle nicht mehr mit koreanischen Raketen zu vergleichen sind und sich eine Kooperation in den 1990er bis in den Anfängen 2000 abspielte – also lange vor den ersten verbindlichen Sanktionen gegen Nordkorea.

Ein weiteres Indiz einer Einstellung der Kooperation im Jahr 2001 ist die Tatsache, dass keine einzige iranische Rakete, die nach dem Jahr 2001 entwickelt wurde, einem nordkoreanischem Modell ähnelt oder gar eine vergleichbare Bauweise aufweist. Das bezeugt auch das iranische Weltraumprogramm. Während es dem Iran gelungen ist, mit einem eigenem Trägersystem den Telekommunikationssatteliten Omid im Orbit abzusetzen, dessen Funksignale international empfangen wurde und somit den erfolgreichen Start bestätigten, bleibt Nordkorea eine solche Errungenschaft verwehrt. Bei einer Kooperation, wäre jedoch die Erlangung eben dieser Technologie für Nordkorea sicherlich von größter Bedeutung. Da es Nordkorea immer noch nicht gelungen ist einen Satelliten in den Orbit zu befördern und somit kein Technologietransfer auf diesem wichtigem Gebiet stattgefunden hat, ist eine Zusammenarbeit in jüngster Zeit auszuschließen.

Die objektive Begutachtung der oben beschriebenen Entwicklungen lässt darauf schliessen, dass sämtliche militärische Kooperationen zwischen dem Iran und Nordkorea im Jahr 2001 eingestellt wurden – fünf Jahre vor der Etablierung von verbindlichen Sanktionen gegen Pjöngjang.

Verwunderlicherweise behaupten deutsche Medien, dass Nordkorea gar direkt Atomwaffen an den Iran lieferte und berufen sich auf den oben erwähnten Reuters-Artikel. Dieser spricht jedoch mit keinem Wort von Atomtechnologie oder gar Atomwaffen, sondern lediglich von Raketentechnologie. Ein Faktum, dass bereits in den Jahren 1998-2001 ausführlich behandelt wurde (siehe Quellensammlung).

Reuters behauptet zudem, dass der Report ein Drittland erwähnt, das für den Transit der Technologien genutzt wurde und durch diverse Diplomaten, die auf Ihre Anonymität bestanden, als China identifiziert wurde. Der Assistent des chinesischen Aussenministers Hu Zhengyue wiedersprach diesen Berichten jüngst mit den Worten:

„Ich lehne diesen Report vollständig ab“ und verdeutliche die chinesische Haltung in dieser Angelegenheit.

Die ungenaue und vage Wiedergabe des Berichtes der zwei Agenturen Reuters und AFP, stehen in Widerspruch mit den oben aufgelisteten Fakten der iranischen und nordkoreanischen Raketenmodelle und tragen mit der Nennung der Volksrepublik China, als Hilfsmittel zur Umgehung von internationalen Sanktion gegen Nordkorea, zur Steigerungen der Spannungen im mittleren und Fernen Osten bei.


Fußnoten:

[1] Antrieb, Zielerfassung, Flugkorrektur, Sprengkopf
[2] siehe:

  • Bill Gertz, “Missiles In Iran of Concern To State,” Washington Times, September 11, 1997, pp. 1, A14.
  • Bill Gertz, “House, seeks sanctions on Russia for Iran arms,” Washington Times, October 18, 1997, p. A4.
  • Bill Gertz, “China assists Iran, Libya on Missiles,” Washington Times, June 16, 1998, pp. A1, A14.
  • Bill Gertz & Martin Sieff, “Iran’s missile test alarms Clinton,” Washington Times, July 24, 1998, pp. A1, A13.
  • Walter Pincus, “Iran may soon gain missile capability,” Washington Post, July 24, 1998.
  • Bill Gertz, “Iran tests medium-range missile,” Washington Times, July 23, 1998.
  • James Hackett, “Growing missile threat from Iran,” Washington Times, March 2, 1999, p. A13.
  • “Iran says missile for satellite launching,” Florida Today online (AP Tehran, Iran) February 8, 1999.
  • “Iran Revolutionary Guards build new missile,” Reuters, September 19, 1999.
  • Bill Gertz, “Tehran increases range on missiles,” Washington Times, September 22, 1999.
  • Bill Gertz, “N. Korea sells Iran missile engines,” Washington Times, February 9, 2000, p. A1.
  • Bill Gertz, “Critical N. Korean missile parts seen aiding Iran’s Program,” Washington Times, February 10, 2000, p. A3.
  • Steve Rodan, “Iran now able to deploy Shahab-3,” Jane’s Defence Weekly, March 22, 2000.
  • “Iran tests upgraded missile able to hit Israel”, Reuters news reports, Washington Times, 16, July 2000, p. C3.
  • Bill Gertz, “Iran set for another flight test of missile,” Washington Times, September 8, 2000, pp. 1, A20.
  • “Iran: Shahab-3 “non-military” missile successfully test-fired,” Voice of the Islamic Republic of Iran Radio-1, September 21, 2000.
  • “Iran test-fires missile,” Associated Press, September 22, 2000.
  • Bill Gertz, “Iran’s missile test fails after takeoff,” Washington Times, September 22, 2000, p. A5.
  • Andrew Koch, “Third Iranian Shahab test “a fizzle”,” Jane’s Intelligence Review, November 2000, p. 5.
  • Iran’s Ballistic Missile and Weapons of Mass Destruction Programs, Hearing before the International Security, Proliferation, and Federal
  • Services Subcommittee of the Committee on Governmental Affairs, United States Senate, September 21, 2000.
  • Bill Gertz and Rowan Scarborough, “Shahab-3 test set,” (Inside the Ring), Washington Times, January 12, 2001, p. A8.
  • Bill Gertz and Rowan Scarborough, “North Korea-Iran spat,” Inside the Ring, Washington Times, April 27, 2001, p. A9.



Le Mec26-05-11

Interessanter Artikel, sehr seriös mit den relevanten Fakten unterfüttert. Von einem solchen Qualitätsjournalismus können sich die etablierten Medien mal eine Scheibe abschneiden

cyberwatch126-05-11

Leider wird der Iran in seinen Kapazitäten bezüglich Akademiker und Techniker unterschätzt.Es gibt vergleichbar wenige Länder die dermassen viele studierende weltweit haben.Es ist richtig das der Iran sich nicht mehr auf import verlässt sondern auf Eigenentwicklung,wobei gewaltige Vortschritte in den vergangenen zwei Jahrzehnten gemacht wurden.
Die Überlegungen dazu kamen während des ersten Embargos 80-?





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