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09.05.2011 Shahab Uddin

Iran wird sich den Wirtschaftssanktionen nicht beugen


Dr. Saeed Laylaz

Dr. Saeed Laylaz

Dr. Saeed Laylaz ist iranischer Ökonom und ein ausgewiesener Kritiker der Ahmadinejad-Regierung. Am 29. März 2011 erschien sein Artikel „Iran Will Not Bow to Economic Sanctions“ auf Englisch bei der regierungsfreundlichen Denkfabrik Iran-Review. Der Artikel wird im Folgenden in deutscher Sprache wiedergegeben.

Der globale ökonomische Boom war die wichtigste internationale ökonomische Entwicklung im letzten Jahr. Dies hatte einen direkten Effekt auf die globalen Ölpreise und die Rohstoffpreise, die Irans Deviseneinnahmen stark ansteigen ließen.

Basierend auf die existierenden Belege 2011 hat sich die Weltökonomie vollkommen von der Rezession erholt, welche sie von 2007 bis 2009 belastete. Erste Zeichen eines neuen ökonomischen Aufschwungs sind bereits in den USA zu erkennen. Die amerikanische Ökonomie wird dieses Jahr voraussichtlich um drei Prozent steigen,  in Großbritannien wächst die Wirtschaft um zwei Prozent, in China um mehr als zehn Prozent, in Indien um neun Prozent und in Japan etwa um zwei Prozent. Dieses Wachstum wird die Nachfrage für Rohstoffe, insbesondere für Erdöl, stark vergrößern.

Der globale Erdölpreis steigt zurzeit an, so dass sogar noch höhere Preise für das kommende Jahr zu erwarten sind. Dieser Anstieg seit letztem Jahr war vielleicht die wichtigste ökonomische Entwicklung auf internationaler Ebene - trotz der hohen Inflationsraten, die in vielen Teilen der Welt zu verzeichnen waren. Derzeit ist der Index der Rohstoffpreise 50 Prozent höher als im letzten Jahr.

Alles in allem haben drei Faktoren die Ölpreise steigen lassen. Der erste Faktor sind die aktuellen politischen Unruhen in Nordafrika, besonders in Libyen. Dies ist jedoch ein weniger wichtiger Faktor, weil er überwiegend politischer und psychologischer Natur ist und keine dauerhaften Effekte haben kann. Denn auch wenn der Export von Erdöl aus Libyen - trotz der dortigen Konflikte – fortgesetzt würde oder Saudi-Arabien eventuelle Kürzungen begleichen würde, so würde doch die allgemeine internationale Nachfrage nach Öl nicht nachlassen.

Ein bedeutenderer, nachhaltigerer Faktor ist nämlich die globale ökonomische Wachstumsrate. Nach aktuellen Statistiken wird sich das steigende Wachstum 2011 fortsetzen und dies wird eine Grundlage für weitere steigende Ölpreise werden.

Der dritte Faktor ist das Schwanken des Dollar-Wechselkurses im Vergleich zum Euro. Wann immer der Dollar im Vergleich zum Euro an Boden verliert, steigen die Öl- und Goldpreise. Ein Euro wird derzeit für 1,4 Dollar gewechselt, was einen Höchststand in den letzten Jahren darstellt. Deshalb erreicht der Goldpreis auch immer neue Rekorde - genauso wie der Ölpreis. In der Tat sind die letzten beiden Faktoren wichtiger.

Der Wechselkurs des Euros in Relation zum Dollar ist wichtiger als die Entwicklungen in Nordafrika. Er ist auch der am längsten anhaltende Faktor, der sich auf das globale wirtschaftliche Wachstum auswirkt. Dies ist auch im Interesse Irans. Wenn der Euro gegenüber dem Dollar stärker wird, werden die Ölpreise steigen, obwohl der Anstieg womöglich nur den Wertverfall des Dollars ausgleichen wird. Wenn Irans Öleinnahmen in Euro steigen, wird Iran folglich ausländische Waren zu höheren Preisen kaufen müssen, während wir zu vereinfacht davon ausgingen, dass es zu unseren Gunsten wäre. Es ist eine Ironie, dass unsere wirtschaftlichen Interessen dann am besten verwirklicht werden, wenn es der amerikanischen Wirtschaft gut geht und der Dollar stark ist. Das heißt, dass die wirtschaftlichen Interessen der Islamischen Republik Iran von der wirtschaftlichen Macht der USA und ihrem Dollar abhängen. Beispielsweise stiegen 2010 die Ausgaben für die iranischen Importe um 18 bis 20 Prozent, während ihre Menge relativ konstant blieb. Daher verhält es sich so, dass wir mehr für den Import zahlen müssen, wenn die Deviseneinnahmen steigen.

Eine weitere wichtige Entwicklung war die Intensivierung der internationalen Wirtschaftssanktionen gegen die Islamische Republik Iran, welche die vorherigen Sanktionen mit beispielloser Strenge übertroffen haben. Doch wie ich bereits voraussagte, haben die Sanktionen nicht dazu geführt, dass man Iran in die Knie zwingen kann. Anders formuliert haben die Wirtschaftssanktionen die iranische Wirtschaft auf die eine oder andere Art und Weise sicherlich geschadet, doch sie haben das Land nicht dazu gebracht, sich zu beugen.

Der Hauptgrund für das Scheitern der Wirtschaftssanktionen ist die spezielle Struktur der iranischen Ökonomie, welche sich Sanktionen widersetzt. Die geographische, klimatische und geopolitische Struktur Irans erlaubt keinen internationalen Konsens für Sanktionen gegen das Land. Sogar im Falle eines Konsens würden die Sanktionen aufgrund der geographischen Lage Irans keine ausreichende Wirkung haben, da das Land 14 Nachbarländer hat, von denen die Hälfte ärmer ist, was wiederum die Sanktionen erschwert.

Abgesehen von steigenden Preisen hatten die internationalen Sanktionen kaum Auswirkungen. In ökonomischer Hinsicht erhöhen solche Sanktionen die Preise für die Konsumenten und das führt wiederum zu einem simultanen Anstieg von Warenschmuggel und Schwarzhandel. 20 Milliarden Dollar geschmuggelte Waren soll es im Jahr geben und ich denke das ist keine Übertreibung. Ein kurzer Besuch an der iranischen Grenze wird dies bestätigen. Tatsächlich ist der Warenschmuggel derzeit eine der größten Herausforderungen, mit der die iranische Wirtschaft konfrontiert ist, wobei dies auch die Sanktionen ineffektiv macht.

Eine weitere wichtige Angelegenheit sind die erheblichen Gewinne Irans durch den Erdölexport. Es scheint, als hätte das Land im Jahr 2010 - im Vergleich zu 2008 – diesbezüglich einen neuen Rekord aufgestellt. Noch bedeutender sind jedoch die Anzeichen für einen beispiellosen Anstieg der Öleinnahmen Irans im Jahr 2011. Irans Deviseneinnahmen entsprachen vom 19. Februar bis zum 20. März 2011 den Gesamteinnahmen in den 60er Jahren. Das heißt, dass ein Monat der derzeitigen Einnahmen Irans ausreicht, um den damaligen dritten und vierten Wirtschaftsentwicklungsplan des Schahs zu finanzieren.

Was die Sanktionen anbelangt, so glaube ich, dass ein Öl-Embargo unmöglich ist, wobei dieses erst die Sanktionen effektiv machen würde. Irans Öleinnahmen stellen eine jährliche Kaufkraft von 90 Milliarden Dollar dar, wohingegen es aber ausländischen Verkäufern untersagt ist, Iran Waren zu verkaufen. Offensichtlich kann kein Geschäftsmann und keine Firma diesen ausschlaggebenden Punkt einfach ignorieren und das tun sie auch nicht. Sicherlich stellt diese Situation einen ziemlichen Nachteil dar. So ist der Preis der Konsumgüter, die in den Iran importiert werden, stark gestiegen. Wir zahlen nun für solche Güter mehr als letztes Jahr und Statistiken bestätigen das. Dazu kommt, dass wir scheinbar begierig danach sind, Waren aus dem Ausland zu kaufen.

Die internationalen Sanktionen sind aus verschiedenen Gründen nicht effektiv, auch wegen des starken Anstiegs der globalen Ölpreise. Unabhängig von diesen Faktoren hätten die Sanktionen dennoch nicht dazu geführt, dass man das Land in die Knie hätte zwingen können. Als ich dies das erste Mal voraussagte, standen  viele Freunde dem kritisch gegenüber, doch die Situation im Jahr 2010 hat eindeutig gezeigt, dass die Misswirtschaft im eigenen Land  für Iran schädlicher ist  als  die Sanktionen aus dem Ausland. Alles in allem werden sogar die härtesten internationalen Sanktionen nicht dazu in der Lage sein, die iranische Wirtschaft niederzuringen. Sicherlich werden Sanktionen einen negativen Effekt auf die Wirtschaft haben, doch nicht in einem ausschlaggebenden und destruktiven Maße.


Sarbaze Asadi10-05-11

Die Sanktionen sind von den Machhabern bewusst in Kauf genommen worden, weil Sie dazu führen, dass die Mullahs und Ihre Getreuen durch den Schwarzhandel noch mehr profitieren. In Kombination mit der inländischen Misswirtschaft führen die Sanktionen zu einer noch schnellern Verarmung breiter Massen.

Ich denke die Sanktionen sind ebenfalls eine willkommene Ausrede der Islamisten, um Ihr eignes Versagen zu kaschieren.
Weiterhin Interessant, dass in einer Zeit weltweiten wirtschaftlichen Aufschwungs der Iran mit einem NULL-Wachstum darstehet, und nur darauf hofft durch steigende Öl-preise zu profitieren.

Als Ökonom muss ich erstaunt feststellen, dass der Autor in seiner Gleichung vergisst zu erwähnen, dass die Iranische Währung ebenfalls durch die wirtschaftliche Schwäche gegenüber dem Euro abwertet, und damit Importe teuerer werden.

Weil aber kein vernünftiger Mensch den im Iran von den Mullahs produzierten "Müll" kauft, werden immer mehr Devisen benötigt, um beliebte Importware einzukaufen.

Auf jeden fall sind die regierenden nicht in der Lage zeitgemäße Wirtschaftspolitik zu organisieren was dazu führt, dass die Arbeitslosigkeit auf Rekordhoch liegt, Infaltion jenseits von 20% und massiver Brain Drain vom Humankapital.

Man könnte denken, die Mullahs ruinieren die Wirtschaft ganz bewusst, um die Rückkehr des Madi zu beschleunigen:-)
Aber vielleicht kommt ja bald eine DVD zu diesem Thema mit Ahmadinejad und Seyyed Ali Geda als Triebfeder weltweiten wirtschaftlichen Aufschwungs.

Einhundert Zehn12-05-11

Es ist Tatsache, dass durch die hohen Deviseneinnahmen des Iran, es nicht so einfach möglich ist den Iran durch Sanktionen eines gesellschaftlich niedergeschlagenen Landes wie die USA in die Knie zu bekommen. Wenn auch die Mullahs bewusst die Rückkehr des Mahdis, dem dann Herrscher über die Zeit, beschleunigen, was ist dann wenn Mahdi ein auch so guter Wirtschaftsexperte ist und sich gegen die USA und die Mullahs wendet und die Globalisierung mit einer realen guten Wirtschaftspolitik an Beispiel des Islam vorantreibt, somit aber die Weltwirtschaft nicht mit nur Zahlen wie die des Wachstums der Infaltion oder einfach Wirtschaftswachstum belegt wird, sondern wie viele Menschen aus der verbreiteten sozialen Not herauskommen, das nach meiner Ansicht doch gesellschaftspolitisch gesehen viel stärker in Europa eine Funktion haben sollte als im Iran, wo nie alleine nach Wirtschaftszahlen die Gesellschaft strukturiert und überleben wird? Dazu sind die Reserven des Landes zu gross, die geopolitische Lage ist eine sehr wichtige auf der Welt und es leben sehr viele intelligente Menschen auf einem Fleck. Die Geschichte des Iran zeigt, dass es immer wieder zu einer hohen Machtstellung auf der Welt kommen kann. Oder, weil es die USA seit nur ca. 23O Jahren als Staat gibt ändert sich nun auch die Geschichtsschreibung der Kulturen? Das kann man nun leider nicht so einfach ändern. Es ist doch nur zu vergleichen mit einer kurzen mongolischen Vorherrschaft im Iran, wie vor ca. 1000 Jahren. Das Mullah Regime ist trotz Ausübung Ihrer unmenschlichen Aktionen gegen das eigene Volk, der beste Katalysator um eine neue Ära für den Iran herbeizurufen. Die Republik wird nachdem es alle Kinder seiner Revolution gefressen hat, doch erst auf der Welt zum richtigen Vorschein kommen. Ich weiss schon welche Länder sich am verbinden mit uns sind. Wer es nicht früh genug mit einem im Fundament guter Infrastruktur ausgestattetem Land, wie der Iran tut, kann leer ausgehen. Somit rate ich ein jedes Land sich von der Embargopolitik der USA zu lösen. Schon jetzt ist die Diplomatie der autarken Mullahs um einiges stärker als die zerfallene globale Weltpolitik der USA. 110

sarbaze rahbar13-05-11

meine herren, so wie sie irans situation beschreiben, ist fern der realität.

Die islamische republik übt ein neues gesellschaftsmodell, eines welches der westarroganz standhalten kann und sie sogar überleben kann. wäre der iran mit embargos kleinzukriegen gewesen, der iran wäre längst in sich zusammengebrochen. längst hat iran eine paralell wirtschaft zum westen aufgebaut und verdient prächtig an diesem handel fern von den embargogurus. korruption? klar die gibt es! doch sie wird erstmalig in der iranischen geschichte bekämpft. wäre die iranische regierung so korrupt wie von ihnen herbeigewünscht, sie würde einen dreck darauf geben ob das volk staatliche zuwendungen bekommen soll oder nicht, stattdessen, fliesst jetzt geld direkt an die bürger irans. ein akt das sich keine regierung der welt getraut hat!
ya ali zendebad enghelabe eslami wa zendebad rahbar!!

Perser13-05-11

Als Exil Iraner muss ich sagen , dass mann sehr Naiv sein muss um zu glauben , mit Sanktionen würde mann das Land in die Knie zwingen können. der Iran ist kein schwaches land und das ist auch gut so .wenn es so wäre dann wäre schon längs am ende gewesen , danke

Tim12-08-11

Der Artikel von Dr. Laylaz ist meiner Meinung nach korrekt argumentiert und gut analysiert.

Ich bin auch Ökonom und lebe seit 5 Jahren im Iran, wo ich im Norden des Landes eine Fabrik betreibe. Ich habe Arbeiter, Angestellte und Manager, daher also einen gewissen Einblick in unterschiedliche Gesellschaftsstrukturen.

Meine Meinung zu manchen Kommentatoren hier ist, dass sie einfach die Fakten verkennen. Dem Land geht es insgesamt deutlich besser, als zu dem Zeitpunkt meines Kommens. Die Menschen beschweren sich zwar dauernd, eine Art Volkshobby, aber sie alle haben bessere Autos, neuere Elektronikgeräte; die Ernährung hat sich stark gebessert. Das Land wächst zweifelsohne, möglicherweise langsamer, als sein Potential, aber deutlich.

Ausserdem finde ich, dass der Iran mittlerweile eine ansehnliche Industrieproduktion hat. Ein anschauliches Beispiel dafür ist ein vor 2 Jahren eröffneter Hyperstar-Supermarkt (zu Carrefour gehörend), der alle Rekorde brach und im Durchschnitt täglich 60.000 Besucher hat. Ich kenne als Lieferant viele Details, aber die wichtigste Information: Hyperstar verkauft zu 80% im Iran hergestellte Produkte. Dazu gehören auch bekannte europäische Marken wie "Persil", "Osram", "Dupli-Color" oder "BIC", ebenso wie iranische Marken wie "Sunich" (Fruchtsäfte), "Kalleh" (Milchprodukte), "Mihan" (Eis) oder "Anata" (Schokolade), die aus Qualitätssicht keinen Wettbewerb mit ausländischen Produkten scheuen müssen.

Ich denke, gerade im Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftskrise, die weltweit zu spüren ist, hat der Iran fundamental eine gute Zukunft, und auch die Mullahs passen sich langsam an (siehe z.B. die Internetverbreitung im Iran, die sich durch DSL-Anschlüsse potenziert hat).





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