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Machtzuwachs Irans


Irans Umzingelung durch die USA

Truppen der USA um Iran: Hardpower vs. Irans Softpower.

Im Folgenden wird eine Kolumne des US-Amerikaners Juan Cole in deutscher Sprache wiedergegeben. Juan Cole ist Gelehrter, Intellektueller, und Historiker und veröffentlichte mehrere Bücher zum Thema Nahost. Er ist zudem Professor für Geschichte an der Universität von Michigan. Die vorliegende Kolumne mit dem Titel „Leaks Suggest Iran Is Now Winning in the Middle East“ erschien erstmalig am 7. Dezember 2010 auf den mehrmals ausgezeichneten politischen Blog truthdig.com.

Die zehn Tage alte Kolumne ist in Anbetracht der aktuellen weltweiten schiitischen Trauerprozessionen anlässlich des 1402. Jahrestages des Martyriums des dritten Imams Hussein ibn Ali bemerkenswert, da der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan erstmalig an der schiitischen Prozession in Istanbul teilnahm und gemeinsam mit Ali Akbar Velayati - dem außenpolitischen Berater des iranischen Staatsoberhauptes Ayatollah Khamenei - die Einheit der Muslime beschworen hat. Äquivalent dazu ist der Auftritt des sunnitisch-afghanischen Präsidenten Hamid Reza Karzai, der ebenfalls an der schiitischen Trauerveranstaltung in Kabul teilnahm und den Imam Hussein als Vorbild für das gesamte afghanische Volk pries.

Juan Coles Kolumne:

Iran gewinnt und Israel verliert. Zu diesem überraschenden Ergebnis gelangen wir, wenn wir bedenken, wie sich die Dinge im Nahen Osten in den zwei Jahren, in denen die meisten bei WikiLeaks veröffentlichten Außenministeriumstelegramme über die regionalen Probleme mit dem Iran geschrieben wurden, geändert haben. Libanons sunnitischer Ministerpräsident, einst ein heftiger Kritiker des Iran, machte vergangene Woche unbemerkt eine Reise in die iranische Hauptstadt. Israels Hoffnung, Syrien vom Iran zu trennen, sind zerschlagen. Die Türkei, einst ein starker Verbündeter Israels, bemüht sich nun um bessere Beziehungen mit Iran und den libanesischen Schiiten.

Der Besuch des libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri in Iran war zum Teil ein Versuch, sich einen großen ausländischen Patron der schiitischen Hisbollah-Partei im eigenen Land anzunähern. Hariris Vater Rafiq wurde im Jahr 2005 auf mysteriöse Art und Weise ins Jenseits befördert, und über das zuständige Tribunal der Vereinten Nationen munkelt man, dass es dazu neigt eine Verwicklung der Hisbollah auszusprechen. Viele Libanesen sind entsetzt über die Gerüchte und befürchten nun, dass die Feststellungen des Gerichtes erneut Kalaschnikows in Beirut rattern lassen könnten, denn die Hariris sind sunnitische Muslime und haben Verbindungen zu Saudi-Arabien und ihre Anhänger könnten die libanesischen Schiiten als Vergeltung angreifen. Der Libanon, ein kleines Land mit 4 Millionen Einwohnern, besteht zu mehr als einem Drittel aus Schiiten, aber ebenso aus Christen und sunnitischen Muslimen, welche zwei Jahrhunderte die politische Elite gebildet hatten.

Hariris Beratungen mit den Ayatollahs in Teheran war ein Versuch, iranische Hilfe zur Mäßigung der Hisbollah-Milizionäre zu erlangen (viele libanesischen Schiiten betrachten den Iran als ihren externen Patron, so wie viele Sunniten zu Saudi-Arabien auf sehen und Christen zu Frankreich und den USA). Die Gespräche führten ebenso zu einer erneuten Bekräftigung der iranischen Zusagen für Wirtschaftshilfen an Beirut. Nach einer anonymen iranischen Quelle, die sich gegenüber der Nachrichtenagentur AFP äußerte, würde Hariri im Gegenzug seine Unterstützung für Irans „Entwicklung nuklearer Kapazitäten für zivile und friedliche Zwecke" aussprechen.

Wenn das stimmt, dann ist das eine 180-Grad-Wendung. Laut New York Times wird in einem Telegramm vom August 2006 deutlich, dass Saad Hariri gesagt hat, „dass der Irak unnötig war", aber „der Iran notwendig“ sei und das die USA „bereit sein müssen, wenn nötig alle Wege zu gehen", falls die Verhandlungen über das nukleare Anreicherungsprogramm Irans fruchtlos bleiben sollten. Noch im März 2008 – so ein auf der Website der Zeitung Al-Akhbar  veröffentlichtes Telegramm - leitete Libanons Verteidigungsminister Elias Murr (ein Christ) Ratschläge an Israel weiter, wie sie die Hisbollah wirkungsvoll bekämpfen könnten, ohne die christlichen Libanesen zu entfremden, wie es Tel Aviv mit der Bombardierung des christlichen Nordens im Jahr 2006 erreicht hatte. (Murr bestreitet heute den Bericht im Telegramm.)

Es ist nicht nur so, dass Hariri seine Rhetorik gegenüber Iran radikal verändert hat, er hat eine noch unglaublichere Wende im Hinblick auf Irans besten Freund, Syrien, vollzogen. In den vergangenen zwei Jahren haben Präsident Michel Suleiman und Hariri energisch eine Annäherung an Syrien, einer der Hisbollah-Patronen, gesucht. Sie versuchten die Beziehungen mit Damaskus wiederherzustellen, welche durch Beiruts Vorwürfe stark beschädigt worden waren, die Syrien eine Unterstützung der Ermordung von Rafik Hariri unterstellten, was damals zu massiven anti-syrischen Demonstrationen und dem Rückzug der syrischen Truppen aus dem Libanon geführt hatte. Hariri sagt nun, er habe zu Unrecht Damaskus beschuldigt. Der wachsende Einfluss des syrischen Machthabers Bashar al-Assad im Libanon alarmiert die Obama-Regierung.

Ebenso hat die Türkei als aufstrebende Regionalmacht im Nahen Osten dem Libanon in den vergangenen zwei Jahren zunehmend angeboten, unter ihrem Mantel Schutz zu suchen. Ankara und Beirut haben einen Vertrag zur Schaffung einer Freihandelszone zwischen den beiden Ländern geschlossen, welche die Türkei nun auf Syrien und Jordanien auszuweiten hofft. In scharfem Kontrast zur Ambivalenz der eigenen Sunniten und Christen im Libanon, kam der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan am 23. November nach Beirut und warnte Israel: „Wenn ihr in den Libanon und in Gaza mit den modernsten Panzern einmarschiert und Schulen und Krankenhäuser zerstört, könnt ihr nicht erwarten, dass wir schweigen werden. Wir werden nicht schweigen, aber das Richtige unterstützen." Erdogan verteidigte die Hisbollah auch vor Gerüchten, dass sie an der Ermordung von Rafiq Hariri beteiligt gewesen sei, und sagte, dass "sich niemand vorstellen könne", das die Organisation, die sich selbst „Geist des Widerstandes“ Libanons nennt, an der Tötung beteiligt sein könnte.

Der Verteidigung der Hisbollah durch die Türkei folgt eine verbesserte Beziehung Ankaras mit Iran. Die Türkei versucht, den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bezüglich des nuklearen Anreicherungsprogrammes des Irans zu unterlaufen. Als sich der Rat am 9. Juni für verschärfte wirtschaftliche Sanktionen gegen den Iran entschied, stimmten die Türkei und Brasilien gegen die Maßnahme, während sich der Libanon enthielt.

Von 2005 bis 2006 schien der Iran im östlichen Mittelmeerraum auf dem Rückzug zu sein. Pro-westliche Sunniten und Christen übernahmen die Macht in Beirut. Syrien wurde aus dem Libanon vertrieben und es war von einer Trennung mit Iran die Rede. Ebenso waren die einflussreichen Generäle in der Türkei, ein NATO-Mitglied und Verbündeter Israels, zuverlässig anti-iranisch eingestellt. Nun ist Hariri ein Bittsteller Teherans, Syrien wieder einflussreich in Beirut und eine neuerdings dem Islam verstärkt wieder zugewandte Türkei tauchte als regionale Macht auf und bekräftigte die wirtschaftliche und diplomatische Integration Irans und Syriens im Nahen Osten. Die politischen Durchbrüche Irans in der Region gleichen womöglich einem nicht wieder gutzumachenden Schlag für die Hoffnungen der Vereinigten Staaten und Israels, die an der Schaffung einer neuen anti-iranischen Achse in der Region arbeiteten, welche die Araber und andere Nachbarn in Richtung Tel Aviv ausrichten sollte.


celal21-12-10

Ich bin für die Partnerschaftliche Beziehung zwischen Türkei & Iran nur sollte sich Iran auch Gesellschaftlich ändern bzw. öffnen.
Die Interessenskonflikte der beiden Staaten sollten im vorfeld offen geklärt werden! Kriegs gefahr zwischen Persern und Türken ist in zukunft nicht ausgeschlossen!
Selam

iranopoly.wordpress.com22-12-10

@celal

der iran öffnet sich seit jahren der weltgemeinschaft. die achse der verbündeten reicht von lateinamerika über afrika bis nach china. man muss sich nicht immer nur dem westen gegenüber öffnen (unterwerfen).

warum sollte es krieg zwischen "persern" und türken geben? es gibt schon seit jahren eine achse zwischen diesen beiden ländern und für eine kriegsgefahr gibt es keinerlei fundierte anzeichen.





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