Übermittlung Ihrer Stimme...

Bewertungen: 6.0 von 6. 25 Stimme(n). Klicken Sie auf den Bewertungsbalken, um diesen Artikel zu bewerten.
09.11.2010 Shayan Arkian

Gefälschtes Dokument soll Wahlfälschung beweisen


Iran, Wahlen, Dokument

Ein Schreiben über eine angeblich stattgefundene geheime Umfrage in der Provinz Ghom.

Die Frage, ob die letzte Präsidentschaftswahl vor einem Jahr gefälscht war oder nicht, beschäftigt die politische Elite des Irans längst nicht mehr. In Wirklichkeit schwieg die Opposition, die die Bringschuld für solch eine Anschuldigung hat, sich recht früh darüber aus, wie und wo eine Fälschung stattfand. Angesichts der fehlenden Beweise wurde die Diskussion und Aufmerksamkeit schnell auf die fehlenden Bürgerrechte, deren Fehlen im Verlauf der Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften deutlich wurden, gelenkt. Die Debatte verlagerte sich auf Schauprozesse, Folter, Haftstrafen und Vergewaltigungen - und die Konservativen wiesen in diesem Kontext unter anderem immer wieder auf den richtigen Ablauf der Wahlen hin.

Nach mehr als einen Jahr taucht nun ein Dokument auf, das angeblich eine Wahlfälschung beweisen soll. Es ist ein Schreiben der Polizei aus der Provinz Ghom an das Wahlkomitee des Gouverneurs der Provinz Ghom. Veröffentlicht hat das Schreiben der iranische Oppositionssender RASA TV.

Aus dem Schreiben geht hervor, dass die Pasdaran eine geheime Umfrage in der Provinz Ghom durchgeführt hätten, wonach Mousavi mit 59,3 % siegen würde und Ahmadinejad nur 23,1 % erhalten würde. Am Ende wird der Gouverneur darauf hingewiesen, dass die 17. Division der Geheimdienst- und Spionageeinheit der Revolutionsgarden „Ali Ibn Abi Taleb“ auf die entsprechenden Anweisungen warte.

Zwar ist das Schreiben zum einen viel professioneller als das erste gefälschte Schreiben aus dem Innenministerium und zum anderen wurden nahezu alle amateurhaften Fehler aus jener Fälschung vermieden. Jedoch gibt es auch hier einige ernstzunehmende Ungereimtheiten.

Im Folgenden daher einige Punkte und Argumente, weshalb das Schreiben nicht als authentisch anzusehen ist.

  • Es werden 200.000 Teilnehmer an der Umfrage angegeben. Das ist eine außerordentlich hohe Teilnehmerzahl, die bei keiner repräsentativen Umfrage benötigt wird. In Deutschland befragen Meinungsforschungsinstitute wie Forsa oder Infratest bundesweit in der Regel 1000 bis 2000 Personen (höchstens 5000), die nach wissenschaftlichen Kriterien ausgewählt werden, um die Meinungen von Millionen von Wahlberechtigten repräsentieren zu können. Auch im Iran und anderswo wird nach den gleichen wissenschaftlichen Kriterien vorgegangen. Die ISPA (Iranian Students’ Polling Agency) veröffentlichte vor den Wahlen ebenfalls eine Umfrage u. a. für die Provinz Ghom mit insgesamt 3000 Teilnehmern und in jener Umfrage gewann Mahmud Ahmadinejad mit 57,6 %. Eine Umfrage mit sage und schreibe 200.000 Teilnehmern für eine einzige Provinz mit 1 Mio. Einwohnern ist zudem sehr schwer geheim zu halten. Ferner geht aus dem Schreiben hervor, dass sich die „Wissenschaftlichkeit“ allein auf die Örtlichkeit beschränkt (die Umfrage wurde angeblich an vier Orten abgehalten). Faktoren wie Alter, Einkommen, Bildung, Beruf und vieles mehr wurden offensichtlich nicht berücksichtigt.

  • Auffällig ist, dass die Opposition neuerdings Umfragen (und dazu noch nicht-transparente und geheime Umfragen) anführt, um eine Fälschung der Wahl zu beweisen. So wurden doch alle repräsentativen Umfragen - seien es iranische oder ausländische Umfragen -, die einen Wahlsieg Ahmadinejads prognostizierten und ebenso die aktuelleren Umfragen, wo er in Führung liegt, von Seiten der Opposition verworfen. Ein häufiges Argument, weshalb man diesen Umfragen nicht glauben sollte, ist die angebliche Angst der Teilnehmer, die reine Wahrheit zu sagen (World Public Opinion und andere Institute teilen diese Ansicht nicht). Es stellt sich dann allerdings die berechtigte Frage, wie es möglich ist, dass 200.000 Iraner von Angesicht zu Angesicht mit den Pasdaran bei dieser Umfrage dann keine Angst verspürt haben sollten, ihre wahre Meinung zu sagen.

  • Anders als bei der ersten Fälschung, gibt es in diesem Schreiben keine Rechenfehler. Allem Anschein nach achtete man akribisch darauf, dass die Prozentanteile addiert 100 % ergeben. In korrekten und verwertbaren Umfragen muss jedoch auch immer der Anteil der Nichtwähler und der Unentschlossenen auftauchen. Es ist nicht anzunehmen, dass es unter den angeblich 200.000 Teilnehmern keinen einzigen Nichtwähler bzw. Unentschlossenen gegeben haben sollte.

  • Das Schreiben ist mit dem Datum 29. Mai 2010 versehen. Das heißt, dass die Umfrage vor dem entscheidenden Fernsehduell, wo der Oppositionelle Mir Hossein Mousavi eine klägliche Figur abgab, stattfand. Im Duell mit Ahmadinejad wirkte er defensiv und er patzte viele Male rhetorisch, was im Iran (nicht so sehr in selbstverliebten Teheran) beinahe zur Komödie wurde (während des Duells stotterte und zögerte er häufig und sagte 18-mal „Dings“, was in der persischen Sprache als äußerst primitiv gilt). Nach dem Fernsehduell griffen westliche Beobachter (scheinbar in ihrem Wunschdenken) nach dem letzten Strohalm (damit ihre Iran-Analyse nicht zerplatzen), indem sie zwar die rhetorischen Schwächen Mousavis einräumten, aber zugleich Mousavis Ehefrau, die jedoch nicht zur Kandidatur stand, in den Vordergrund stellten, um ihre brillante Rhetorik hervorzuheben. Um es kurz zu machen: Den repräsentativen Umfragen zufolge stieg Ahmadinejads Popularität in den Umfragen nach den Fernsehduellen, was unvoreingenommene Beobachter auch bestätigen.

  • Ziemlich dubios und unerklärlich ist es, weshalb die Provinzpolizei von Ghom anstelle der Pasdaran, die die Umfrage schließlich und angeblich führte, die Ergebnisse mitteilt. Die Polizei ist weder institutionell noch in irgendeiner anderen Weise mit der Pasdaran verbunden (sie ist auch nicht an der angeblichen Umfrage involviert gewesen). Die Polizei ist zudem einige Rangstufen unter den Pasdaran einzustufen. Zur Veranschaulichung verhält es sich auf Deutschland übertragen so: Das Innenministerium Deutschlands betreibt alleine eine Umfrage, aber das Ergebnis wird vom Entwicklungsministerium bekannt gegeben - und dieses weist dann der Kanzlerin darauf hin, dass das Innenministerium für entsprechende Anweisungen bereit sei.

Fazit

Allem Anschein nach kamen die Fälscher in den Besitz eines vertraulichen Dokuments der Provinzpolizei Ghom, nicht von den Pasdaran selbst. Mit der entsprechenden Software ist der Text leicht umzuwandeln. Da die Pasdaran inzwischen als die Bösewichte Irans schlechthin gelten, erscheint es daher um ein Vielfaches plausibler, eine geheime Umfrage mit 200.000 Teilnehmern zu konstruieren und sie den Pasdaran (statt der lokalen Polizei selbst, was dem Briefkopf entspricht), unterzujubeln.

Leider fügt sich dieses Dokument in eine lange Reihe von bereits existierenden unkorrekten und irreführenden Vorwürfen. Der Zeitraum, in dem Beweise gegen die Authentizität der Wahlen zu erbringen waren, ist schon längst verstrichen. In Wirklichkeit ist er bereits seit dem Wahltag verstrichen, da die Repräsentanten Mousavis an diesem Tag in den jeweiligen Wahllokalen die Auszählungen bestätigten und keinen Widerspruch anmeldeten - allen voran der ehemalige Vize-Innenminister Dr. Abbas Akhoundi, der persönliche Vertreter Mousavis im Innenministerium der Wahlen 2009. Auffällig ist apropos der Zeitpunkt der jüngsten Veröffentlichung: Sie erfolgte während der erfolgreichen zehntägigen Reise des Staatsoberhauptes Ayatollah Ali Khamenei nach Ghom, wo er – entgegen der Erwartungen der Opposition und einigen westlichen Beobachter – unter anderem mit zahlreichen Großgelehrten [Marja-e taqlid] zusammentraf.


Homayoun H.09-11-10

Wie ich sehe hat Irananders die englishtogerman Analyse auch im Hauptartikel als alternative Sicht (externe Links) verlinkt. Es wäre nur Fair wenn englishtogerman (oder andere Seiten die ähnliche Analysen haben) das Gleiche mit dem Irananders Artikel machen würden. Dann kann man als Leser nämlich beide Analysen vergleichen und seine Schlüsse ziehen.

iranopoly.wordpress.com10-11-10

RASA TV und irangreenvoice.com sind laut IP-Suchmachinen in Britannien ansässig. Dies hätte im Artikel erwähnt werden müssen. Es erweckt den anschein dass der urheber dieses dokumentes und der nachricht direkt aus dem iran kommen.

Iran Azad10-11-10

Freut mich, dass Julias Blog die Bassiji-Söldner ärgert! Im Gegensatz zu den gedungenen Lügnern der IR vertritt dieser Blog aber die freie Meinung.
Irananders stimmt übrigens nicht ganz, es müsste heißen "Arabanders", schließlich gibt es laut Eurem Oberguru Nasrallah gar keinen Iran, sondern nur Araber!
Ich wette, dass dieser Kommentar nicht veröffentlicht wird!

@Irananders10-11-10

Warum veröffentlicht Ihr so etwas? Das hilft nicht gerade einer Diskussion...

@ iranopoly,
ich verstehe nicht genau, was Du meinst. Kommen Die nun aus Iran oder aus Großbritannien?

Iraner10-11-10

@iranopoly

Karoubi sagt, dass RASA nicht zu den säkularen Exil-Kräften gehört und aus dem Umfeld der Opposition innerhalb der islamischen Republik kommen:

- http://www.youtube.com/watch?v=s6L8QEfoLi4&feature=player_embedded

-http://webcache.googleusercontent.com/search?q=cache:sBwDpmA9exUJ:en.irangreenvoice.com/article/2010/aug/13/2263+RASA+TV&cd=3&hl=de&ct=clnk&gl=de&client=firefox-a

Homayoun H.10-11-10

Es ist eigentlich vollkommen egal welcher Sender dieses Dokument veröffentlicht hat. Die Analyse in diesem Artikel bezieht sich ja in keinem Punkt auf die Intention des Senders, weil es nicht nötig ist. Man kann die Fälschung auch so beweisen, ohne den "Überbringer" der Nachricht unter die Lupe zu nehmen.

Aber wenn man schon darauf eingeht, dann kann von Neutralität ja wohl keine Rede sein ! (launch of the Green Movement’s new satellite channel RASA TV).

Iraner10-11-10

Ich befürchte, dass beim dritten Anlauf eine Fälschung sehr schwieriger nachweisbar sein wird. Denn die zweite Fälschung hat fast alle Mangeln aus der ersten Fälschung behoben. Man lernt schließlich dazu, und alle gute Dinge sind 3. :-)

Steffen10-11-10

@Iraner

"Der Zeitraum, in dem Beweise gegen die Authentizität der Wahlen zu erbringen waren, ist schon längst verstrichen. In Wirklichkeit ist er bereits seit dem Wahltag verstrichen, da die Repräsentanten Mousavis an diesem Tag in den jeweiligen Wahllokalen die Auszählungen bestätigten und keinen Widerspruch anmeldeten - allen voran der ehemalige Vize-Innenminister Dr. Abbas Akhoundi, der persönliche Vertreter Mousavis im Innenministerium der Wahlen 2009."

Homayoun H.10-11-10

Mein persönlicher Vorschlag an alle Menschen (ob nun Iraner oder nicht) die für Änderungen und Reformen im Iran sind, wäre es wirklich einen neuen Weg einzuschlagen und sich von diesen Wahlfälschungsgeschichten zu trennen. Das ist eine Sackgasse. Ich würde sogar vorschlagen sich von der grünen Farbe zu trennen, da diese Farbe leider von sehr vielen Elementen die allen Iranern schaden wollten und wollen, infiltriert, zweckentfremdet und missbraucht wurde. Sehr viele Moussavi und Karoubi Wähler haben sich spätestens nach Ashura usw. davon getrennt. Das ist die Realität im Iran.

Eine neue Reformbewegung, eine neue Farbe (wenn wirklich nötig, ich persönlich würde Farben weglassen damit die Assoziation mit anderen inszinierten farbigen Revolutionen wegfällt), neue Ziele und neue Methoden wäre mein Vorschlag.

So kann die IR nicht mit der "Fetne" Keule ankommen und überreagieren sobald es aus der "grünen" Ecke kommt. Man muss allerdings klar definieren was man möchte, damit auch Jeder Bescheid weiss. Momentan tummeln sich nämlich alle möglichen zwielichtigen Elemente in der grünen Suppe und das schadet dieser Bewegung mehr als die IR es könnte. Wenn z.B. pro-israelische Seiten wie StopTheBomb oder FreeIranNow in Deutschland oder radikale Islamgegner oder Menschen die für eine blutige Revolution im Iran sind, teil dieser Bewegung sind, dann kann man mit Sicherheit davon ausgehen dass diese Linie keine Unterstützung im Iran findet.

malavi10-11-10

@Homayoun.
ob Sie jetzt diesen Beitrag veröffentlichen oder nicht ist mir im Grunde egal, da ich weiss, dass Sie sowieso diese Nachricht lesen.

Sie schreiben, dass sich Moussavi und Karrubi Anhänger sich tatsächlich nach Aschura von der Grünen Bewegung getrennt haben.

Ich sage Ihnen, gerade nach Aschura sind viele Neutrale oder Gegner von Mousavi und Karrubi erst recht zu deren Anhänger geworden.

Das was jetzt ist, ist um einiges gefährlicher für die IR als die Vorkommnisse vom letzten Jahr. Es ist ein Gefühl gegen Unmenschlichkeiten und Ungerechtigkeiten ankämpfen zu müssen, das im Herzen der allermeisten Iraner entstanden ist. Und dieses Gefühl hat sehr viele Ähnlichkeiten mit dem was Ende der 70er Jahre war.
Ich kenne hier Söhne von einem Botschaftangehörigen, die Khamenei und Ahmadinejad zum Teufel wünschen, die unterscheiden sich in der Meinung in Nichten von Monarchisten, Mojahedin. Liberalen oder Linken.

Es ist das erste mal eine unausgesprochene Einheit zwischen den oppositionellen Kräften entstanden uns ist weiterhin am entstehen, und das alles hat den Anfang mit der massiven Menschenrechtsverletzungen in Iran entstanden, das seinen Höhepunkt am Aschura Tag hatte.
Es ist eine wahnsinnig grosse Welle im Anmarsch, da können Sie sich sicher sein. Ob heute oder morgen, oder in 5 Jahren. Die Farbe können Sie grün, rot oder blau nennen. Was sicher ist, ist dass die IR in dieser Form keine Zuknunft mehr hat.

Und nein, ich bin kein Moarchist, kein Mojahed, bis vor 1 Jahr war ich wohl eher ein Ahmadinjead-Anhänger, aber alles woran ich geglaubt habe ist jetzt tot.

Noch was zur Wahlfälschung. Sie wissen es, ich weiss es, jeder weiss es, dass es Wahlfälschungen gab, aber darum geht es doch garnicht mehr. Es geht jetzt nur noch darum, dass ein teufliches System mit dem Satan höchstpersönlich an der Spitze, der sich für den Nachfolger unseres heiligen Propheten hält zur Hölle gejagt werden soll.

Und noch was zum Khamenei Besuch in Ghom. von den bekannten Marjas der ersten Reihe haben nur 4 Khamenei empfangen, wo es auch von vornerein klar war, da diese Marja als Regierungs Marja gelten und vom Satatn Khamenei bezahlt werden. Die da wären: Makarem Shirazi, Gopayegani. Ardabili und Zanjani.
Die unabhängigen Marjas um den ranghöchsten Marja Vahid Khorassani haben Khamenei nicht empfangen. Dazu kommen noch die sehr beliebten Marja: Sanei und Bayat Zanjani die ihn auch nicht empfangen haben.

iranopoly.wordpress.com10-11-10

@Iraner

danke für den link. aus dem video wird dennoch nicht klar ob er über RASA TV spricht oder über andere(s). die überschrift ist nicht gleich der inhalt. aber dennoch bestätigt karoubi (über wen er auch immer spricht) das diese nun im AUSLAND (draußen, in seinen worten) sind. Auch sagt er nicht, dass die (?) der grünen Bewegung angehören, so wie es der artikel suggerieren möchte. Somit ist neben der IP-Suche beider Outlets klar, dass sie DEFINITIV in Großbritannien sitzen. Fragt sich nur WARUM?

@Iran Azad

ihr kommentar wurde veröffentlicht. was sagen sie nun?

SA10-11-10

@ Homayoun H.

Es ist mir bis heute ein Rätsel, wie die Opposition um Mir Hossein Mousavi auf die Idee kam, eine Farbe für ihren Wahlkampf zu verwenden. Wusste man nicht, welche Reflexe dadurch ausgelöst werden?

R.P.10-11-10

@malavi
Erstens Homayoun meint die Farbe "grün" selbst. Dann was dem Vorwurf der Wahlfälchung angeht, möchte ich auch empfehlen, Behauptungen und Vorwürfe sollte man zur besseren Nachvollziehbarkeit für andere Leser mit Argumenten und nachweislichen Documenten belegen.
Was den Artikeln bei Irananders angeht, habe ich bisher den Eindruck, dass die Intention der Redaktion eine Klarstellung der Tatsachen ist.

@Homayoun
Ich finde Ihre Kommentare, genau so wie die Artikel von Irananders selbst, immer recht intressant und lese ich sie gern.

SA10-11-10

@malavi

Die iranischen Botschaftsangehörigen sind nicht unbedingt als Maßstab zu nehmen. Ahmadinejad misstraut das Außenministerium deshalb, weil dort viele Menschen tätig sind, deren politischen Denken mit dem von Rafsanjani sehr nahe sind (s. seine Ernennung von Stellvertretern in der Außenpolitik um das Außenministerium umzugehen, wurde aber von Khamenei blockiert).

Nichtsdestotrotz gab es seit den Wahlen nur zwei Rücktritte in den iranischen Botschaften. Der Zweite eben vor zwei Monaten, der ohnehin Anhänger von Mehdi Karoubi war. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass die Oppositionsführer und Ayatollah Rafsanjani und somit ebenso ihre Mitarbeitern und Anhängern im System eine 30-jährige Karriere hinterlegt haben und derzeit noch tun. Sie waren bzw. sind heute noch integriert. Das heißt, zwei Rücktritte sind in Anbetracht dessen ziemlich gering (der Dritte aus dem Fernost war eine Falschmeldung, da er ohnehin ein Jahr vor den Wahlen pensioniert war).

Wenn man die damalige Stimmung und Polarisierung - gar innerhalb der politischen Elite - sich vergegenwärtigt, wäre projiziert auf andere Länder ein Militärputsch (ob von Opposition oder Pro-Regierung sei dahin gestellt) mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgt. Im diesen Sinne hat Homayoun H. Recht. Die islamische Republik ist stabil genug, und kann nicht mit plumper Propaganda – wie die Wahlen wären gefälscht – gestürzt werden. In diesem Zusammenhang interessante Worte über das iranische Problemmanagement von Walter Posch zu finden im letzten Kommentar in --> http://irananders.de/nc/home/news/article/gelungene-veranstaltung-ueber-den-iran-in-muenchen.html

Was Khameneis Reise nach Qum angeht, sollte man folgendes ins Bewusstsein rücken: Vor einem Jahr hieß es in sämtlichen Medien, dass Makarem-e Shirazi, Golpayegani und und und sich angeblich vom Regime distanziert hätten und die Wahlen auch als gefälscht bezeichnet hätten. Das war nicht richtig und die größten Skeptiker bzw. Optimisten (je nach dem) gestehen das jetzt wohl wegen der Reise ein. Und übrigens traf er sich mit mehreren dieser Herrschaften, unter anderem mit dem Vertreter von Ayatollah Sistani im Iran. Ein Treffen zwischen Khamenei und beispielsweise Sanei wäre wahrscheinlich auch vor den Wahlen nicht erfolgt….

R.P.10-11-10

@malavi
"@Homayoun.
ob Sie jetzt diesen Beitrag veröffentlichen oder nicht ist . . . ."
So weit ich weiß, Homayoun ist kein Mitglid der Redaktion von Irananders!

Homayoun H.10-11-10

@malavi, wie oft soll ich das noch sagen. Ich gehöre nicht zu Irananders, bin allerdings ein treuer Leser geworden und kommentiere relativ viel. Lassen Sie also die mehr oder weniger versteckten Vorwürfe sein.

zum Rest ihres Beitrages: wir können zwar persönliche Wahrnehmungen der aktuellen Situation austauschen, kommen aber wohl nicht weiter weil wahrscheinlich weder ich noch Sie ihre Eindrücke und Zukunftsvisionen beweisen können. Ich habe einen komplett anderen Eindruck vom jetzigen Iran. Ich behaupte sogar dass die Popularität von Ahmadinejad gestiegen ist. Sogar mehr als vor den Wahlen. Wie gesagt, wir sollten bei Fakten bleiben oder wenn keine faktenbasierte Diskussion von Ihnen gewünscht/möglich ist, ja dann einfach abwarten was passiert.

@R.P. Danke!

@S.A. ich weiss es nicht genau. Ich wehre mich immer noch dagegen zu glauben dass die "grüne Bewegung" in der ursprünglichen Form vollends durch "gewisse Kräfte" initiert wurde, vor allem weil ja vor den Wahlen eben mehrere Millionen tatsächlich mit Ahmadinejad unzufrieden waren und eben Moussavi und Karoubi gewählt haben (vielleicht auch aus Trotz, wohlwissend dass Moussavi und Karoubi in den Fernsehduells kläglich gescheitert sind), ich habe ja damals aus verschiedenen Gründen auch Moussavi gewählt. Allerdings gibt es bei der Nachbetrachtung sehr viele Elemente und Parallelen zu den anderen bekannten "initierten Revolutionen". Vieles wird wohl nie genau geklärt werden.

ist von der islamischen regierung selbst!!!10-11-10

IRANANDERS ist ziemlich humorvoll...soweit ich weiß habe ich in der vergangenheit hier gelesen das die wahlen nicht gefälscht wurden. ist IRANANDERS nicht die seite wo die tatsachen immer anders dargestellt werden??? hier kann man doch immer genau das gegenteil lesen was rest der welt berichtet. nach 30 jahren kann man keinen iraner mehr mit hokus pokus verzaubern wie der geisteskranke khomeini damals. allein die gestaltung der seite usw. verratet euch direkt! und dann nennt ihr es auch noch IRANANDERS. weiter so...mein gehirn wurde nur noch nicht gewaschen. ob der beitrag gelöscht wird oder nicht ist mir egal! hauptsache es wurde gelesen...

[Anm. d. Red.: Verleumdungen und die vulgäre Sprache sind aus diesem Kommentar weitesgehend entfernt worden.]

RA11-11-10

Ein Ausdruck dafür wie die Anhängerschaft Ahmadinejads ambivalent ist:

http://www.youtube.com/watch?v=BEg1NoS4XjM&feature=player_embedded

Iraner11-11-10

@ist von der islamischen....

Danke für den Beitrag, jetzt sind wir alle viel schlauer.

Homayoun H.11-11-10

Ich glaube wir hatten bisher in der Geschichte von Irananders (zumindest die Zeit wo ich hier lese) fast kein einziges Kommentar von den oppositionellen Regimegegner in Deutschland, die sich auf einen Artikel und dessen Inhalt bezog. Alles was ich bisher gelesen habe sind Parolen wie: Ihr Basijis, Ihr Mullahs, Ihr Agenten des Regimes, ich weiss dass ihr das lest aber nicht veröffentlicht, ich weiss Das, euer Ende naht, packt die Koffer, usw.,,,,, wie kleine Kinder im Schulhof

Das ist ein intellektuelles Armutszeugnis und immer wieder Bestätigung dafür, warum sich das Regime im Iran mit SO einer Opposition keine Sorgen machen muss und warum die vermeintliche Stärke dieser Opposition sich nur in Youtube, Blogs, Foren, Facebook und Twitter zeigt, wo man nicht gezwungen ist etwas zu Ende zu diskuttieren und zu argumentieren, sondern einfach mal drauf loshauen und verschwinden kann.

Eine Schande! Ich verstehe mehr und mehr warum die Iraner im Iran jeglichen politischen Coleurs auf keinen Fall eine Destabilisierung des Regimes wollen. Wenn mämlich Das die Demokratie ist, die uns Iranern nach dem Fall des Mullahregimes erwartet, dann wäre wahrscheinlich jeder Iraner bereit persönlich einer der Bodyguards von Khamenei und Ahmadinejad zu werden!

Wacht endlich auf Landsmänner und Landsfrauen. So erreicht man weder Hier noch im Iran etwas.

Homayoun H.11-11-10

@RA, es gibt unter den Ahmadinejadwähler und Anhängern auch eine grosse Gruppe die radikal gegen Alles ist was auch nur annähernd nach "Grün" aussieht. Sogar Menschen die einfach damals Moussavi gewählt haben und sonst nichts gemacht haben. Ich denke das sät auch unnötig Feindschaft zwischen den Menschen im Iran. Schließlich sollte das Ziel der Iraner keine Spaltung der Gesellschaft sondern dessen Zusammenhalt sein um dann gemeinsam für Verbesserungen zu sorgen, ohne Iran als Ganzes zu gefährden.

RA11-11-10

@ Homayoun H.

Ja klar, mir ging es mit dem Video nur darum, aufzuzeigen, dass die Grenzen nicht so starr und eindimensional sind, wie viele in der Opposition und in der westlichen Medien- und Fachwelt annehmen. Oder gibt es eine neue Division der singenden Basijis? ;-)

Ich denke, viele Ahmadinejad Wähler müssen sich beleidigt fühlen, wenn man sie indirekt als dumm, rückständig und primitiv darstellt. Das habe ich im Iran nach den Wahlen so erlebt. Einige Ahmadinejad Wähler verstanden die Welt nicht mehr, als die riesen Entrüstung über die Wahlergebnisse von Seiten der Opposition gab. "Was ist passiert?" "Was hat man falsch gemacht?" Ernsthaft, die Entrüstung und Wut in Teheran war so groß, dass Ahmadinejad Wähler für eine kurze Zeit begonnen haben sich nicht als solcher zu zeigen. "Welches Ungeheuer hat man gewählt, dass man das nicht glauben mag?" Symptomatisch für diese „Parallelwelt“ war die erste Reaktion von Montezari (sinngemäß): "Niemand mit Vernunft kann an diese Wahlergebnisse glauben!" Und ich denke, das liegt einfach daran, dass in Teheran und wahrscheinlich auch in anderen Orten (aber begrenzter) zwei Bilder von Ahmadinejad existieren. Um es kurz zu machen: die einseitig westliche und die (nennen wir es) iranische, die im Gegensatz zum westlichen nicht einmal eindimensional ist.

Homayoun H.11-11-10

@RA, ja ich verstehe. Versuchen Sie mal in Deutschland sich als Ahmadinejadwähler irgendwo in irgend einem Forum oder einem Blog zu outen und einen Kommentar zu schreiben. Sie sind quasi ein exotischer Aussetziger und Stellvertreter von Vergewaltigung, Mord und Totschlag. Demnach müssten konsequenterweise 25 Millionen Iraner alle Unterstützer von Mörder und Vergewaltiger sein, weil sie Ahmadinejad gewählt haben und nach den Wahlen immer noch zu ihm halten.

Das Problem sind auch vielfach die starren Schubladen die man sich im Westen konstruiert hat.

Junge, intelligente, moderne, weltoffene und nicht religiöse Menschen = Moussavi

Alte Mullahs, dumme ungebildete Menschen, Basijis = Ahmadinejad

Das ist leider das westliche Bild von Iran, dass auch noch dahin teilweise "exportiert" wurde.

Sowas passt nichts ins Bild (kleines Beispiel):

http://img830.imageshack.us/img830/9933/ahmadi1.jpg

http://img44.imageshack.us/img44/6914/ahmadi3.jpg

http://img231.imageshack.us/img231/8044/ahmadi2.jpg

Genau so passt es nicht, wenn ein streng gläubiger Muslim oder regimetreuer Mensch, Moussavi gewählt haben sollte.

Interessant ist auch dass teilweise das gleiche Video vom gleichen Ereignis auf beiden polarisierten Seiten benutzt wird, aber mit 2 verschiedenen Aussagen.
Hier ist so ein Beispiel. Bei den Grünen wäre dieser Typ auf den eingeschlagen wird z.B. Jemand der grundlos auf die Menschen losgegangen ist und nun seine gerechte Strafe bekommen hat (diese Videos kennen wir zur Genüge) und hier ist er ein Opfer des grünen "Mobs"!

http://www.youtube.com/watch?v=GCF5M8ZZCz8

Oder die brennenden Busse, Mülleimer, eingeschlagene Fensterscheiben, umgeschmisseses Polizeitauto usw. Bei den Grünen war das eine Heldentat, bei den Anderen nichts weiter als Zerstörung vom Eigentum.

Das ist das traurige Ergebnis dieser Spaltung und Polarisierung welches stattgefunden hat.

Und leider versuchen immernoch gewisse Elemente aus diesem Problem Profit zu schlagen.

Germán11-11-10

Lol, forged letters from media paid by American tax dollars is all you can present to claim a fraud? You are pathetic seriously.

SA12-11-10

@Homayoun H.

Alternative hier wieder "rappende Basijis". :-)

http://www.youtube.com/watch?v=JTEgscZN394&feature=related
(Eine Parodie über Mousavis Rhetorik provided by SonOfCyrusTheGreat)

Zwar gehen viele schiitischen Gelehrten davon aus, dass der im Koran erwähnte „Dhul-Qarnayn“, Kyros der Große ist (Sunniten tendieren zu Alexander der Große), dennoch kann man an dem Video getrost erkennen, dass die meisten pro-patriotischen und -nationalistischen Kräfte Mahmud Ahmadinejad gewählt haben. Mir fällt in diesem Zusammenhang ein, dass der Stern in einen seiner Ausgabe schrieb, dass der klare Gewinner der Fernsehduellen Mir Hossein Mousavi war (er hätte aufgrund der TV-Debatten gewinnen müssen, wird suggeriert). Wer hat wohl dort die Übersetzung bzw. die Bewertung der Duelle für sie übernommen? Denn persischsprachig waren die Autoren des Textes nicht. Die einzigen westlichen Autoren, die mir bekannt sind, die die Duelle unvoreingenommen eingeordnet haben, sind Alessandro Topa und Roshanak Zangeneh. Schade, dass sie diese ihre Erkenntnisse bei der Analyse über die Ereignisse nach der Wahl offensichtlich völlig ausgeblendet haben…. http://de.qantara.de/webcom/show_article.php?wc_c=468&wc_id=1174 Die beiden haben ähnlich wie meine Wenigkeit erkannt, was am Tag nach der Wahl passieren kann oder wird. Siehe unter dem Untertitel „Gefahr politischer Instrumentalisierung?“. Zitat: „Ambivalent ist vor allem die Siegesgewissheit der Anhänger Mussawis, die nur allzu leicht in Frustration umschlagen könnte, sobald erste Gerüchte über Wahlbetrug die Runde machen sollten.“

SA12-11-10

Lieber Homayoun,

als meine Wenigkeit erfuhr, dass die Farbe Grün bzw. irgendeine Farbe (Hauptsache eine Farbe) als Marke für eine Partei sich zu einer Bewegung formierte, so dass sie "kriegspsychologisch“ umfunktioniert wurde, dachte ich unverzüglich, weshalb man vollkommen ignoriert, dass seit den „farbigen Revolutionen“ in anderen Staaten, die Pasdaran und andere Sicherheitsorgane vermehrt über solche Bestrebungen im Iran warnen (gar mit Spots im Fernsehen für das öffentliche Publikum).

Ich denke, das hat ein Stück weit mit Verantwortungslosigkeit von Seiten der Opposition zu tun als mit einer „initiierte Revolution“. Gleichwohl gibt es aber Momente, die für eine künstliche Einflussnahme sprechen, wie die Falschaussagen von Mohsen Makhmalbaf, der sich fälschlicherweise als Vertreter Mousavis darstellte u. v. m..

Kurz gesagt, es ist eine prädestinierte Gelegenheit für eine „samtenen Revolutionen“ entstanden, und dazu hat auch das Regime beigetragen, in dem man die Wahlbeteiligung anheizen wollte und den Menschen eine Wahlschlacht ermöglichte und förderte und nicht zu vergessen die Opposition im Anschluss, die diesen Wahlkampf gewissermaßen weiter führte, obwohl die Wahl schon vorbei war.

In diesem Kontext gibt es Bänder von einem hohen Pasdaranfunktionär, wo er u. a. bei Klerikern in Mashhad in eine sehr lange Rede seine geheimdienstlichen Erkenntnisse schildert. In dieser Rede wird zwar Mousavi in Schutz genommen, kein Agent/Spion/Kollaborateur/etc. zu sein (Karoubi kommt interessanterweise kaum vor), aber dafür andere in seinem Stab und Umfeld. In wie weit er die Wahrheit sagt, kann man kaum überprüfen (er ist die einzige Quelle und das als Falke). Und es werden dort Broken gesagt, die schwer zu schlucken sind, obgleich Ahmadinejad in dem Vortrag kurz kritisiert wird.

Aber durch die Bänder kann man gut ausmalen, wie eine Bewegung leicht lenkbar ist, wenn lediglich einige der Berater Kollaborateure oder dergleichen sind.
Ich persönlich denke jedoch, dass die Stimmung und politische Konstellation und Klima damals so war, dass es zu Unruhen auch ganz ohne ausländische Einmischung gekommen wäre. Die vermeintliche ausländische Einmischung verursacht lediglich die Dramatisierung, vergiftet das politische Klima, schafft Misstrauen und heizt Unruhe, Konfrontation und Auseinandersetzungen erheblich an (dabei reicht schon allein die Ankündigung). Wahrscheinlich wären die Unruhen ohne sie viel begrenzter und kürzer gewesen (ich erinnere an die Rolle von Makhmalbaf, oder Meldungen wie der angebliche Tod von Saeedeh Pouraghayi usw.).

Falls Sie die Bänder haben möchten, können Sie mir gerne eine Mail schicken. Sie sind ziemlich interessant, weil daraus hervorgeht, wie Khamenei die Pasdaran besänftigt (http://irananders.de/kommentare/news/article/khameneis-schuetzende-hand-und-die-scheinbare-militarisierung-des-irans.html) und dass dort eher die Rede von Einflussnahmen der arabischen Golfstaaten ist als USA & Co.

Übrigens hat die Opposition in diesen Bändern „ein Geständnis der Wahlfälschung“ erkannt, was aber unzutreffend ist.

Markus12-11-10

Schade, dass so eine Seite wie Irananders (Opposition zur deutschen Medienlandschaft) im Iran (Opposition zu iranischen Medienlandschaft) sofort verboten wird. Dass es dort keine Kommentar-Bereiche gibt, die nicht der staatlichen Zensur unterliegen. Irananders verteidigt ein System, dass genau das unterdrückt und dem widerspricht, wofür es selbst steht: eine andere Meinung. Für sich selbst nehmen sie dieses Recht in Anspruch, Ihre Landsleute aber, die vielleicht auch eine andere Meinung haben, scheinen Ihnen egal zu sein. Schade.

SA12-11-10

Lieber Markus,

ich widme Ihnen folgenden Zitat:

"Je polarisierter die Welt ist, je stärker Bekenntnisse gefordert sind, desto schwerer haben es differenzierte Positionen. Guter Journalismus aber zeichnet sich durch genaues Hinschauen, durch Grautöne und eben nicht durch schwarz-weiß Bilder aus. Ich fürchte, dass der Journalismus aber zunehmend in diesen Bekenntnisstrudel gerissen wird – und damit bei den Angegriffenen den Wunsch auslöst, die Pressefreiheit zu beschneiden. Was wir also brauchen ist bei allen – Politikern ebenso wie Bürgern, Journalisten ebenso wie Zuschauern und Lesern – die Bereitschaft genau hinzusehen und sich nicht mit schlichten Bildern zufrieden zu geben. Die stimmen nämlich selten. Streiten wir also gemeinsam für die Freiheit, "Grautöne" zu vermitteln."

"Die Freiheit Grautöne zu vermitteln!"
von Esther Shapira

Markus12-11-10

Danke erstmal für Ihre Antwort und dem schönen Zitat. Aber gerade Sie die vorgeben sich für echten Journalismus einsetzen zu wollen müssen doch mit Entsetzen auf die Beschneidung der Pressefreiheit im Iran reagieren, anstatt sie wortlos zur Kenntnis zu nehmen. Wo ist Ihr Einsatz für Grautöne im eigenen Land?

Iraner12-11-10

Agha Markus,

glauben Sie nicht, dass es genug Berichte über negative Events im Iran gibt? Welche Verantworung stellt sich für mich als Iraner im Ausland? Die Kriegs- und Propagandamaschinerie bewusst oder unbewusst zu unterstützen oder um Aufklärung und Dialog bemüht sein? Speziell das fehlt und nicht negative Nachrichten über den Iran, davon gibt es nicht nur genügend, sondern sie sind in aller Regel auch überzogen und zum Teil erlogen. Sehen Sie dort eine Marktlücke dafür? Dann machen Sie doch eine Homepage darüber.

Chodafez.

SA12-11-10

Lieber Markus,

zu diesem Thema hat Irananders bereits mehrmals Stellung nehmen.

Wenn Sie möchten, können Sie gerne ausgewogene Iran kritische Artikel schreiben und der Redaktion zur Veröffentlichung anbieten. Soweit ich weiß, sucht Irananders nach solchen Autoren. Sie können es ja probieren.

Homayoun H.12-11-10

Lieber Markus,

ich muss sagen, ich verstehe teilweise ihre Reaktion. Ich hatte ursprünglich intuitiv eine ähnliche Reaktion wie Sie, als ich die ersten male Irananders "unter die Lupe nahm". Diese Reaktion hat sich allerdings verflüchtigt, nachdem ich über die Argumentation von Irananders die ich als Antwort auf meine Vorwürfe bekam etwas nachdachte und sie letztendlich akzeptierte, weil sie nun mal richtig war:

Die hiesige Medienlandschaft ist zu 99% von negativer (und vor allem fast überhaupt voneinander nicht abweichender) Berichterstattung dominiert. Gehen Sie einfach zu Google News und tippen Sie "Iran" ein. Sie bekommen immer die gleiche Meldung egal zu welchem Thema bezüglich Iran mit leicht veränderten Worten hundertfach aufgelistet, aber eben exakt die selbe Message. Ob man sie nun als westliche Propaganda nennen möchte oder nicht, ist eine andere Frage und Ansichtssache. Tatsache ist dass sie einseitig und zu fast 100% negativ über alle Aspekte der aktuellen iranischen Regierung berichtet.

Wenn nun Jemand diese Sicht nicht teilt, gibt es eben die Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen und eine Internetseite oder einen Blog zu betreiben.

Der springende Punkt ist: da das Verhältnis nicht stimmt und eine Seite wie Irananders sowieso unter der gewaltigen Macht von bekannten Medien wie Springer, Spiegel, Welt, Faz, Taz, Zeit,,,,,you name it, egal was + zusätzlich noch die hunderten Deutschen Blogs die ausschließlich die "oppositionelle" Sicht vertreten, kaum etwas erreichen kann, so muss man eben alle Resourcen die man hat (und die sind bei Irananders mit Sicherheit um ein vielfaches Schwächer als andere Medien in Deutschland), dazu verwenden um sagen wir mal aus 100% negativer Berichterstattung 95% zu machen.

Wenn man jetzt bei Irananders auch noch anfangen würde, eine Nachricht die man sowieso tausendfach bei anderen Seiten lesen kann zu kopieren, dann hat das weder einen Sinn, noch ist das eine faire Forderung ihrerseits.

Wenn man diesen Aspekt in Betracht zieht, so finde ich die Artikel bei Irananders (obwohl abweichend vom Mainstream), immer noch ziemlich "zurückhaltend" und Fair.

Bitte denken Sie darüber nach.

Markus13-11-10

Ich möchte mich zunächst bei allen bedanken die auf meinen Kommentar geantwortet haben. Danke. Um es vorweg zu sagen: Ich bin nicht grundsätzlich gegen die islamische Republik, wenn diese die selbst auferlegte Verpflichtung zu Einhaltung der Menschenrechte auch umsetzt. Seiner eigenen Bevölkerung nur dient und sich ihren Wünschen unterwirft, auch und gerade dann, wenn diese Reformen fordern. Ich gebe auch Iraner und Homayoun teilweise Recht. Man sollte sich nicht blind der westlichen Medien anschließen, die tatsächlich eine sehr einseitige Berichterstattung bieten. Dennoch glaube ich, dass es falsch ist Feuer mit Feuer zu bekämpfen und selbst auch eine einseitige Berichterstattung zu betreiben. Damit wird nur bewiesen, dass Irananders, im besten Falle, auch nicht besser ist als die die sie kritisieren. Wenn sie nicht vorhaben nur ein Klientel zu bedienen dass sowieso Ihrer Meinung ist, sondern auch andere gewinnen möchten, dann sollten sie nicht nur kritisch eine Seite betrachten. Es gibt die Möglichkeit für einen souveränen Staat Iran zu sein und trotzdem für die Freiheiten seiner Bevölkerung zu kämpfen. Es gibt die Möglichkeit gegen einen Krieg zu sein und trotzdem sich für eine Veränderung der dortigen Missstände einzusetzen. Viele Grüße, Markus.

Abdul13-11-10

Markus,

sind die Menschen in Dubai, Kuwait oder Katar glücklich?

Ich denke schon. Und weisst du wieso? Nicht weil sie eine Demokratie haben oder eine Diktatur, sondern Wohlstand. Will sagen, die Freiheit nach westlicher Art ist nicht Maßstab bei allen Völkern der Welt. Ansonsten würde man sagen, dass sie alle Affen sind, die uns nachzuahmen haben.

http://de.wikipedia.org/wiki/Menschenrechte#Aspekte_der_Kritik_am_Menschenrechtsdiskurs

Homayoun H.14-11-10

@Abdul, ihre Argumentationsweise ist allerdings auch etwas bedenklich. Sie ist nämlich gleichbedeutend damit, dass jegliche Kritik am iranischen Regime mit dem Argument "westliche Demokratie, wollen wir nicht!" im Keim erstickt werden kann, und das ist nicht akzeptabel und führt unausweichlich zu weiteren "Famillienstreitigkeiten" (Iraner gegen Iraner) innerhalb Irans (ohne Westler) die dann irgendwann wieder explodieren kann, denn es gab im Iran auch immer Probleme und Menschenrechtsverletzungen die sogar mit dortigem Maßstab - nennen wir es den islamisch/iranischen Maßstab - nicht zu vereinbaren sind und deshalb sogar unter Berücksichtigung des dortigen kulturellen- und religiösen Maßstäbe zu kritisieren und zu verbessern sind, unabhängig davon was ein Westler für Vorstellungen hat.

Einen Mittelweg zwischen diesen beiden polarisierten Einstellungen muss man finden, ansonsten macht man sich auf beiden Seiten unglaubwürdig.

Selbstverständlich braucht man im Iran keine westliche Version von Demokratie, Menschenrechten (und andere Rechten) etc., aber man kann der Islamischen Republik und der dortigen Führung einen fehlerlosen Gottähnlichen Status zusprechen. Ansonsten brodelt es weiter und weiter unter der iranischen Oberfläche und es wird irgendwann wieder zu massiven Problemen kommen, die weder in ihrem Interesse sein dürfte, noch im Interesse aller im Iran lebenden Iraner.

Wohlstand und Sicherheit sind natürlich die Hauptbedürfnisse des Menschen. Aber erstens waren/sind Beides auch nicht im Iran immer gewährleistet und zweitens war der Iran auch nach der Revolution immer einem Wandel unterzogen. Sogar Persönlichkeiten in der obersten Etagen der Führung haben sich als fehlgeleitet und falschhandelnd entpuppt. Hätte man 1979 einen dieser Persönlichkeiten kritisiert, wäre man wahrscheinlich gleich in Evin gesteckt worden. Heute sagt Ahmadinejad persönlich dass diese Personen korrupt und fehlgeleitet sind (Rafsanjani, etc).

Eine fehlerlose Führung hätte nie solche Auswüchse zum Vorschein gebracht. Deshalb weiss man auch nicht genau was in 30 Jahren sein wird und rückblickend auf den heutigen Iran gesagt wird.

@Markus, nochmal zu Irananders: ich denke das lässt sich machen. Vielleicht können wir Ideen sammeln und der Redaktion Anregungen geben bzw. selbst Artikel verfassen und der Redaktion geben. Diese sollten allerdings eine andere Linie einschlagen als das Übliche. Kritisch gegenüber der Iranischen Regierung mit Verbesserungsvorschlägen, aber eben nicht die übliche Propaganda, die man sowieso überall lesen kann. Die Schwierigkeit besteht dann eben darin den optimalen Weg zu finden um wirklich etwas zu erreichen und auch im Iran Gehör zu finden.

Abdul15-11-10

@Homayoun
So dreist habe ich es nicht gemeint. Ich wollte nur darauf hinweisen, dass nicht alle Menschen der Erde die gleichen Bedürfnisse wie Europäer haben.

Perser15-11-10

Der Wunsch nach nationaler Einheit ist ein Traum. Einigkeit muss es nur in Fragen der nationalen Interesse, wie das jetzige Atomprogramm geben. Auch in demokratischen Systeme gibt es keine Einheit im Volk, sonst erübrigt sich die Demokratie. Im Iran muss man halt lernen sich an die demokratischen Spielregeln zu halten und von den USA lernen, dass wenn man eine Wahl verloren hat, den gewählten Präsidenten gratuliert so wie McCain es mit Obama machte. Die Amerikaner haben sogar bei der offenkundige Manipulationen der Wahl Bush mehr Kultur und Zivilsation gezeigt. Das zuständige Gerichtsurteil entschied über den Ausgang der Wahl und keine Straßenkämpfe!!

Iraner15-11-10

@ Perser

Die USA ist auch nicht mit zig oppositionellen Satellitenkanäle konfrontiert, noch mit einer 400 Millionen Dollar Program zur Destabilisierung des Staates!

So sieht's aus16-11-10

Caspian Makan beispielsweise, der Verlobte der vor laufenden Kameras erschossenen Neda, forderte kürzlich ein komplettes Ölembargo gegen den Iran.

http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/608651/Reden-nur-um-zu-reden-Der-fruchtlose-Dialog-mit-dem-Iran

Ne, so ist es16-11-10

John McCain: Der Präsident beging einen großen Irrtum, als die Iraner im Sommer 2009 in den Straßen Teherans protestierten und riefen: Obama, bist Du mit uns oder mit den anderen? Der Präsident hat aber nicht das menschliche Verlangen verstanden, das dahinter stand. Er dachte nur daran, dass diese Ereignisse seine Verhandlungspläne mit dem Iran durchkreuzten.

Handelsblatt: Das Ziel ist also...

John McCain: ...dass wir im Iran einen Regimewechsel bekommen. Dort herrscht ein tyrannisches System. Wir brauchen für Iran das, was wir damals auch für die Menschen hinter dem eisernen Vorhang wollten. Wir brauchen Freiheit und Demokratie im Iran. Und was macht der Präsident? Er verschickt zum amerikanischen Nationalfeiertag am 4. Juli Grußbotschaften an die iranischen Botschaften in aller Welt. Das ist töricht, das erinnert mich an den weichen Präsidenten Jimmy Carter.

http://www.handelsblatt.com/politik/international/john-mccain-und-lindsey-graham-obama-muss-kompromisse-bieten;2687997;0

@Perser16-11-10

Was ist das für eine Logik? Ein *Gericht* soll über die Regierung entscheiden und nicht der Ausgang von Straßenkämpfen? In Demokratien macht das üblicherweise weder das eine noch das andere, sondern das Volk durch eine Wahl. Vgl. dazu: http://irananders.de/fileadmin/pdfs/Die_Inkohaerenz_der_Faelschungsvorwuerfe.pdf

Perser19-11-10

@@Perser

Ich kritisierte Musavi und Karubi, weil im Iran entschied auch ein Gericht über die Wahl, wie es in jedem Land der Welt gang und gebe ist.

@Perser19-11-10

Oh pardon, da habe ich Sie wohl missverstanden!





* Bitte haben Sie Verständnis, dass die Redaktion Beiträge editiert oder nicht freigibt mit dem Ziel einen moralischen Austausch zu gewährleisten.