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Staatsfernsehen und Meinungsfreiheit im Iran


Iran, Zibakalam

Dr Sadegh Zibakalam, das liberale Gesicht der islamischen Republik.

Der Chef des iranischen Rundfunks, Ezzatollah Zarghami, war vor einigen Tagen zu Besuch bei ARD, ZDF und SWR. Es hagelte Kritik seitens der Medien und der politischen Aktivisten aus der iranischen Exil-Szene. Im Internet wurde dazu aufgerufen, die betreffenden Fernsehanstalten zu kontaktieren und sich dort zu beschweren. Gerne wird dabei auch immer wieder erwähnt, dass Zarghami Mitglied bei den Pasdaran war. Überraschend wäre das nicht, denn schließlich kämpfte damals fast eine ganze Generation im 8-jährigen Krieg gegen den Irak Saddam Husseins. Der Krieg gehört zu den verlustreichsten Kriegen nach dem 2. Weltkrieg. Der Iran konnte nur durch den massiven Menscheneinsatz und eine bessere Kampfmoral seine Unterlegenheit bei den schweren Waffen und in der Waffentechnologie kompensieren. Der Westen hat damals Saddam Hussein geholfen - u. a. mit chemischen Waffen. Auf die damaligen iranischen Widerstandskämpfer - jetzt nun in Zivil - ist man offenbar auch heute nicht gut anzusprechen.

Neben dem „Pasdaran-Wahn“ führt man in der Regel die fehlende Meinungsfreiheit im iranischen Staatsfernsehen ins Feld. So heißt es, dass sich Kritiker im Fernsehen überhaupt nicht äußern dürfen. Ezzatollah Zarghami war aber derjenige, der überhaupt erst die Fernsehduelle zwischen den einzelnen Präsidentschaftskandidaten ermöglichte - der amtierende Präsident musste gleich dreimal Rechenschaft ablegen. Während der Wahlunruhen wurden die Reformer jedoch gänzlich aus dem Fernsehen verbannt. Der Grund dafür war, dass man die (auch durch die vorherigen Fernsehduelle) entstandene Polarisierung keinesfalls weiter zuspitzen wollte. Denn andererseits wurden auch konservative Zeitungen verboten, die Öl ins Feuer gossen. Erst Ende Dezember 2009, nach der pro-staatlichen Demonstration mit Millionen Teilnehmern, die das Ende der grünen Bewegung markierte (eigentlich schon zwei Tagen zuvor bei den Aschura-Unruhen), holte man wieder Reformer ins Fernsehen. Das Schwarz-Weiß-Gemälde über die fehlende Meinungsfreiheit im Iran lässt sich an einem Beispiel widerlegen.

Dr. Sadegh Zibakalam ist ein angesehner Universitätslektor in Teheran und bezeichnete sich selbst bei einem Fernsehduell mit dem konservativen, aber Ahmadinejad-kritischen Parlamentarier Ali Motahari als durch und durch liberal (wörtl.: „Jede Zelle von mir ist liberal“). In jenem Fernsehduell vertrat er vehement eine entgegengesetzte Meinung als sein Gegenüber: Er vertrat die Meinung, dass die Revolution von den Menschen wegen dem Wunsch nach Bürgerrechten und Freiheiten vollzogen wurde; der Islam spielte demnach nur eine untergeordnete Rolle (eine von ins Abseits geratenen Exil-Parteien gerne geäußerte Auffassung). Später - anlässlich des Jahrestages der Nationalisierung der Öl-Industrie durch Dr. Mohammad Mossadegh - veranstalte der Kanal 4 dazu eine Sendereihe mit prominenten Wissenschaftlern und Experten. Dabei war auch fast immer Dr. Sadegh Zibakalam. Er lobte und verteidigte schon zu Beginn der Sendereihe bedeutungsvolle Aspekte der Schah-Politik. Zum Beispiel erwähnte er, dass Reza Shah (wortwörtlich) „den Iran wieder zu Iran“ gemacht habe, da er ohne ausländische Hilfe die zahlreichen separatistischen Bewegungen seiner Zeit niederschlug und dadurch eine Zentralregierung wieder errichten konnte. Ferner sagte er, dass es nicht richtig sei, dass die Früheren Verräter seien und die Jetzigen nun alles korrekt machen würden. Und er fügte hinzu, dass der Shah als Erster die Industrialisierung des Irans eingeleitet habe, zum ersten Mal Ministerien gegründet habe, eine Armee mit Seestreitkräfte, die es davor nicht gab, aufgebaut habe, Krankenhäuser, Universitäten, Eisenbahnlinien und vieles mehr habe er sogar ohne Öl-Einnahmen, sondern mit Steuergelder aufgebaut. Er führte weiter aus, dass zu seiner Zeit es keine Korruption auf der Verwaltungs- und Politikebene gegeben habe und entgegen der üblichen Propaganda sei er ein Gegner der Engländer gewesen. Das führte selbstverständlich zur hitzigen Diskussionen, allen voran mit Dr. Salimi Namin. Zibakalam wurde aber weder ausgesperrt noch nahm man ihm zu keiner Zeit das Wort, ganz im Gegenteil: aufgrund der knappen Sendezeit unterbrach man nach einer halben Stunde leidenschaftlicher Diskussion Dr. Salimi Namins Entgegnungen und kündigte an, dass die Diskussion mit beiden fortgesetzt werden solle, was dann auch geschah.

Allgemein ist in keinem Herrschaftssystem der Welt - sei es nun liberal-demokratisch oder wie auch immer begründet - möglich, gar Details, geschweige denn Aspekte oder Teile des vorangegangen Herrschaftssystems zu preisen und zu verteidigen. Als vor einigen Jahren eine der populärsten Moderatorinnen Deutschlands, Eva Hermann, ein in der NS-Zeit vorhandenes (aber nicht mit der NS-Politik im Zusammenhang stehendes) Element in ihrer Buchbesprechung lobte, wurde sie öffentlich „hingerichtet“. Nicht vom Staat, sondern von der veröffentlichten Meinung. Zuvor bekam sie bei der Johannes B. Kerner Show mehrmals die Möglichkeit - wie Kerner formulierte - ihre unglückliche Formulierung zu widerrufen. Sie machte mehrmals jedoch darauf aufmerksam, dass es sich nicht um eine unglückliche Formulierung gehandelt habe, sondern, dass sie so verstanden werden müsse, wie sie sich ausgedrückt habe. Nämlich, dass sie weder die NS-Zeit gelobt habe noch es intendiert war, sondern, dass sie nur ein positives gesellschaftliches Element, dass zu jener Zeit zufällig vorhanden war und von den NS nicht einmal bewirkt worden war, positiv bewertet habe. Vergeblich, sie musste die Diskussionsrunde verlassen. Hier verlor eine Person aufgrund einer unglücklichen Formulierung (wie sogar Kritiker es ihr gut gemeint unterstellten) ihre gesamte Karriere und ihr Ansehen und wurde aus der Öffentlichkeit verbannt. Festgenommen oder gefoltert wurde sie natürlich nicht. Sie schreibt weiterhin ihre Bücher, ab jenem Zeitpunkt aber nur noch in Kleinverlagen. Sie ist daher keine Person der Öffentlichkeit mehr und kann diese auch deshalb nicht mehr beeinflussen. Solche Einzelschicksale sind in jedem liberal-demokratischem Herrschaftssystem anzutreffen. Innerhalb der Verfassung ist jede Kritik legitim, eine positive Bemerkung über das vorangegangenen Herrschaftssystem - sei es nur auch eines Details von diesem – ist dagegen Tabu und wird nicht hingenommen, da das die eigene Grundsätze und Überlegenheit der aktuellen Verfassung und Herrschaftssystem und somit die Legitimität verneinen würde.

Was nun Dr. Sadegh Zibakalam angeht: Er unterrichtet weiterhin an der Teheraner Universität und ist weiterhin gern gesehner Gast im iranischen Staatsfernsehen. Das Staatsfernsehen ist von der Regierung (Exekutive) unabhängig. Der Chef des Staatsfernsehens wird vom Staatsoberhaupt  Ali Khamenei ernannt. Daher vertritt es eher eine gemäßigte Politik, die hauptsächlich die Stabilität des Systems im Auge hat. Die Präsenz von den jeweiligen politischen Parteien bzw. die Thematisierung der jeweiligen politischen Inhalten hängt auch stark davon ab, welche Partei nun die Mehrheit im Parlament hat oder die Regierung stellt, ähnlich wie in Deutschland als beispielsweise die Die Linke (ehemals PDS) nur eine Randerscheinung in den Massenmedien war als Sie im Bundestag nur gering Vertreten war. Betreffend die Massenmedien im Iran, gibt es dort keine Privatsender und Zeitungen werden - ähnlich wie in der Türkei - häufiger verboten. Es trifft dabei mehr Zeitungen der Reformer als der Konservativen. Das hängt damit zusammen, dass oft Privatpersonen hinter den Anzeigen stehen und nicht unbedingt der Staat: Reformer spüren weniger das Bedürfnis, ein Blatt verbieten zu lassen, sei es auch äußerst hetzerisch. Nichtsdestotrotz wurde keine Regierung im Iran so oft und so offen kritisiert wie die von Ahmadinejad. Da er kein Kleriker ist, genießt er auch nicht den gleichen Respekt, den man üblicherweise den Gelehrten als Respektpersonen noch mehr zuweist: die Iraner fühlen sich freier ihn zu kritisieren - anders als bei seinen Vorgängern. Während des Wahlkampfes bezeichnete man ihn sogar ungestraft als Lügner und man zeichnete Karikaturen von ihm. Diese liberale politische Atmosphäre wurde zwischenzeitlich aus sicherheitspolitischen Gründen während der Wahlunruhen ausgesetzt. Die Ahmadinejad-kritischen Konservativen beschuldigen allerdings die „Grüne Bewegung“ für diese Restriktion, da ihr Auftreten und Agieren in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer Vermischung zwischen Ahmadinejad-Kritik und Systemkritik geführt hat.

Eigentlich ist der einzige in der Theorie bestehende Unterschied zwischen einer Islamischen Republik einerseits und einer liberalen Demokratie anderseits, dass für die freie politische Betätigung in der Ersteren die Zustimmung zur islamischen Grundordnung erfüllt sein muss und in der Zweiten die Zustimmung zur liberal-demokratischen Grundordnung obligatorisch ist. Erstere ist aber aufgrund ihrer Weltanschauung restriktiver, letztere immerhin freiheitlicher und liberaler.

Wer ist aber nun befugt vorzuschreiben, dass eine islamische Gesellschaft die gleiche Definition und Auffassung von Freiheit haben muss, die aus unserer Geschichte, Tradition und aus unseren gesellschaftlichen Umwälzungen entstanden ist? In Frankreich streitet man sich aktuell wieder darum, welche Freiheit Vorrang hat. Die Freiheit derer, die keine „Unverhüllten“ sehen möchten bzw. sich selbst verschleiern oder die Freiheit derer, die auf keinen Fall Verschleierte sehen möchten. Im Iran ging vor 31 Jahren der Kampf, entstanden wegen der „westlichen Kulturinvasion“, der auch durch den Schah gefördert wurde, zu Gunsten der Ersteren aus. In Europa entsteht nun gerade dieser Kampf und Bewegung, wo doch hier die „islamische Invasion“ vergleichsweise unbedeutend ist.


Homayoun17-07-10

Es gab nach den Unruhen auch eine interessante Debatte mit Dr. Etaat im iranischen Fernsehen. Dr. Etaat hat dort ganz offen und sehr direkt sowohl die Regierung als auch
das iranische Fernsehen scharf und emotional kritisiert.

Hier ist die komplette Debatte online zu sehen (aber auf persisch):

http://irannegah.com/Video.aspx?id=1508

Nun zum Thema.
Ich halte nichts von einer Ausgrenzung, wie sie von der Auslandsopposition gefordert wird.
Und zwar nicht nur aus iranischer Sicht, sondern aus Deutscher Sicht.
Man hat nämlich auch ähnliche Beziehungen zu China und auch dort Auslandsbüros, obwohl man das System nicht akzeptiert. Ansonsten hätte man überhaupt keine Berichterstatter in solchen Ländern.

Allerdings darf hier nicht unerwähnt bleiben dass die von Ihnen (und von mir) erwähnten Beispiele Ausnahmen sind und nicht die Regel. Das wissen Sie und ich sehr gut. Man kann also nicht 2 einzelne Beispiele heranziehen um damit beweisen zu wollen, dass im iranischen Fernsehen
Frei über alle möglichen Themen gesprochen werden darf. Und die Zustimmung zur "islamischen Grundordnung" ist gleichbedeutend mit ALLEN möglichen Themen. Denn der Islam schließt alles mit ein. Das heisst also, man kann im Prinzip meistens nur das sagen, was auch vom Staat "diktiert" wird und dem dortigen allgemeinen IR Konsens entspricht.

Ausserdem waren die Sendungen Zende (also Live). Sowohl das mit Zibakalam und seinen Rezashah Aussagen, als auch das von mir erwähnte mit Etaat.
Man könnte also (vielleicht) auf den Verdacht kommen, dass das kleine "Ausrutscher" des Systems waren.
Bei so vielen Sendungen täglich, gibt es dann eben auch 2 Sendungen, wo alles nicht "nach Plan" läuft.

Wenn ich Sie jetzt bitten würde, aus Jahren der Fernsehsendungen 10 weitere Beispiele zu nennen, dann hätten Sie große Schwierigkeiten.

Ausserdem ist der Vergleich zu Eva Hermann und Deutschland etwas irreführend.

Die NAZI Zeit kann man keinesfalls mit der Zeit Reza Pahlavis und Reza Shahs vergleichen. Das eine System hat Millionen Juden umgebacht. Das andere System für einige Ungerechtigkeiten innerhalb des Landes gesorgt. Die Parallele und das Beispiel hinkt also hier meiner Meinung nach. Zumal es nicht unerwähnt bleiben soll, dass in Deutschland diesbezüglich eine spezielle Vorsicht und Überreaktion wegen der speziellen Geschichte Deutschlands zu beobachten ist (auch unter anderem durch den Druck des Zentralrats der Juden und andere Organe). Warum nimmt man also nicht ein anderes Land in Europa oder sonstwo als Beispiel? Da kann man in vielen Ländern ganz offen über "vorangegangene Systeme" sprechen und auch Aspekte davon preisen. Deutschland und Hitler sind Ausnahmen. Das ist sogar teilweise gesetzlich geregelt.

Im übrigen war es nicht Zarghami, der die Fernsehduelle "ermöglichte", sondern die Order kam von Ahmadinejad selbst. Er hatte ja Nichts zu befürchten und war seiner Sache sicher. Wie man sehen konnte, lag er damit auch garnicht so verkehrt, denn die anderen Kandidaten (Rezai, Moussavi, Karoubi) sahen zumindest bei den Duellen nicht besonders gut aus.

Aber die komplette Fernsehsperre danach, war nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern weil man von Morgens bis Abends Propaganda gegen die "Grünen" machen wollte. Das System hatte wahnsinnige Angst zu dieser Zeit.

Tut mir Leid dass ich Ihnen immer wieder auf die Nerven gehe mit kleinen Beschwerden bzgl. ihrer Artikel, aber bitte auch Hier etwas mehr Bi-Perspektivisch bleiben.

Gruß,
Homayoun

SA17-07-10

@ Homayoun

Kritik innerhalb der Verfassung ist nicht die Ausnahme, sondern die Regel, wo man auch zahlreiche Beispiele benennen kann (das Parlament kritisiert ja die Regierung tagtäglich). In reinen Diktaturen dürfte es eigentlich keine Live-Sendungen über solche sensiblen Themen geben. Zibakalams Einstellungen sind ja bekannt gewesen, man hätte ihn nicht einladen müssen. Er ist aber bis heute ein Gast im Fernsehen.

Deutschland stellt natürlich in vielen Fragen aufgrund seiner Geschichte eine Ausnahme. In einem anderen Land wäre die Kritik gegen Eva Hermann vielleicht nicht dermaßen groß und sie müsste vielleicht nicht die Diskussionsrunde verlassen, aber grundsätzlich kostet in jede Demokratie das Einstehen für das „politisch Unkorrekte“ die Karriere, es sei denn man distanziert sich davon. Zibakalam hat sich bis heute nicht distanziert. Und das Bejubeln einer vorigen Herrschaft, sei es auch nur ein Teil davon gilt in aller Regel als „politisch unkorrekt“.

Der Ideegeber der Duelle war Ayatollah Rafsanjani. Die Autorität eines Präsidenten hat zwar in solchen Gesellschaften wie die des Irans einen enormen Charisma und somit Macht, aber dennoch hat Ahmadinejad institutionell keinen Spielraum etwas im Staatsfernsehen zu bestimmen.

Wie man die „Fernsehsperre“ in dieser Zeit deuten will, hängt damit zusammen worin man die Ursachen der Unruhen erkennt. Sieht man sie darin, dass durch die Fernsehduelle diese Polarisierung ausgebrochen ist, wäre das aus sicherheitspolitischen Gründen unklug sie weiter fortzuführen. Meine Wenigkeit hat einen Tag vor den Wahlen prognostiziert, dass egal wie die Wahl ausgehen wird, die größten sicherheitspolitischen Risiken der islamischen Republik bevor stehen.

Natürlich hat das Fernsehen mitunter Propaganda gegen die Grünen betrieben (von morgens bis abends ist aber übertrieben), so wie sie Anlass zur Propaganda gegen das Regime gegeben haben. Wenn Mousavi und Karoubi die Menschen von der Straßen geholt und den verfassungsmäßigen Gang beschritten hätten, hätte die Situation vermutlich anders ausgesehen, und die „Fernsehsperre“ hätte vielleicht nicht verhängt worden. Eine Angst gegenüber die Grüne Bewegung gab es nämlich als solches nicht (man wusste ja, wer mehrheitlich gewählt worden ist), sondern viel mehr über die Konsequenzen beim Andauern der Unruhen. Die ersten Reformer, die sich von Mousavi & Co. distanziert haben waren die Reformer in außenpolitischen Ausschuss des Parlaments. Es gab keinerlei Interesse an Verschärfung, Radikalisierung und Fortsetzung der Unruhen. Man war dabei auf gleicher Augenhöhe mit den USA einen Deal zu erzielen. Inwiefern aber die beabsichtigte Deeskalation in der Praxis erfolgreich umgesetzt wurde ist eine andere Frage.

Ihre Kommentare nerven nicht. Aber zugegeben, es ist erschwerend und sehr zeitaufwendig Diskussionen in Kommentar Bereich zu führen. Ich schlage vor, Sie ergänzen Irananders Arbeit in dem Sie mit Irananders gemeinsam ausgewogenen kritischen Artikeln gegen den Iran verfassen.

Markus17-07-10

Ich frage mich, wie islamisch die islamische Republik wirklich ist. Es wird bei Ihren Überlegungen immer davon ausgegangen dass die Mehrheit der muslimischen Bürger für ein islamisches System wären. Aber es gibt auch Menschen die den Glauben vom Staat getrennt sehen möchten, obwohl oder gerade weil sie gläubig sind. Denn auch ein religiöser Staat ist immer wieder gezwungen nur wie ein Staat zu agieren z.B. das verhindern von separatistische Bewegungen durch gewaltsame Maßnahmen, dass führt aber zu einer Unvereinbarkeit mit dem religiösen Charakter des Staates. Und solche Maßnahmen können dazu führen, dass die Gläubige Bevölkerung sich entweder vom Glauben abwendet, oder den Führenden Ungläubigkeit vorwirft. Ein Referendum das Durchgeführt wurde vor 30 Jahren (als die Bevölkerungszahl weniger als die Hälfte der heutigen war) zeigte das die meisten Iraner eine islamische Republik möchten. Heute hat sich die Situation verändert, die Menschen wussten vorher nicht was es bedeutet in einem religiös Staat zu leben, heute schon. Es gibt mehr Menschen im Iran, eine Junge und sehr gebildete Generation. Solch eine große junge Bevölkerung möchte etwas Bewegen und Verändern. Doch im Iran wurden, bei der Errichtung des Staates, leider starke Maßnahmen ergriffen, um das System zu schützen (hauptsächlich durch Angriffe von außen) wie Institutionen die erschaffen wurden wie z.B der Wächterrat, der die islamische Grundordnung hütet, das zwar in der Lage ist das System von Angriffen von innen zu schützen, aber auch gleichzeitig eine Weiterentwicklung verhindert, indem sie die dynamisch wachsende junge Bevölkerung in ein statisches Korsett presst und durch ihre Eingriffe wenig Raum für Veränderungen lässt. Meiner Meinung nach wird sich die islamische Republik viel weiter öffnen müssen und Veränderungen zu lassen, wenn sie nicht den Anschluss an die Zeit und ihrer eigenen jungen Bevölkerung verlieren möchte. Falls sie das nicht schon getan hat. Ein neues Referendum würde wahrscheinlich Aufschluss geben über die heutige Situation, das wird es aber vermutlich niemals geben.

SA18-07-10

- Dass die Bekämpfung von separatistischen Bewegungen nicht religiös begründet werden kann, könnte zweitrangig sein, denn der iranische Patriotismus würde dazu auch ausreichen. Ferner lässt sich aus der islamischen und gerade schiitischen Tradition sehr leicht eine religiöse Legitimation herstellen.

- Das letzte Referendum war vor 21 Jahren im Jahr 1989. Einige Verfassungsartikel wurden geändert und die komplette Verfassung zur Referendum gegeben, die mehrheitlich angenommen wurde. Die iranische Gesellschaft ist sehr pluralistisch, alle ausländischen Umfragen wie die neuste von WPO besagt, dass die Mehrheit kein anderes System wünsche. Veränderungen innerhalb des Systems sind jedoch eine andere Frage. Irananders geht hier klar von empirisch und wissenschaftlich ermittelnden Zahlen aus und nicht von Twitter und Facebook, die für Iran kaum repräsentativ sind (nur Eindrittel im Iran hat Internetzugang).

- Alle Schichten der iranischen Gesellschaft befriedigen zu können ist eine Meisterleistung. Für die einen gehen die Reformen zu langsam, für die anderen zu schnell, für die anderen in die falsche Richtung. Iran ist kein homogener Block.

- Die Problematik von der Dynamik auf der einen Seite und des „starren Korsetts“ der Religion auf der anderen Seite wurde von Ayatollah Khomeini erkannt und hat als erster islamischer Rechtsgelehrter eine konzeptionelle Reform in der islamischen Rechtswissenschaft eingeführt: die Faktoren „Zeit“ und „Ort“. Durch dieses Konzept sind beispielsweise viele Filme, Musik und andere für jugendliche attraktive Gegenstände erlaubt worden, die zuvor verboten waren. Zu diesem Zwecke wurde der Schlichtungsrat gegründet. Falls es zu einer Blockade zwischen Wächterrat und Parlament kommt, entscheidet der Schlichtungsrat. So allmächtig ist der Wächterrat, wie er gerne dargestellt wird, nicht. Darüber hinaus hat Ayatollah Khomeini die Bedingungen für das Amt des Staatsoberhauptes politisch reformiert, das heißt der Staatsoberhaupt muss nicht mehr der Meistwissenste [Al-Alam] in der Religion sein, sondern neben der Fähigkeit zur islamischen Rechtsfindung vornehmlich der Kompetenteste in politischen und gesellschaftlichen Fragen sein, so dass er auch eine nicht-muslimische Gesellschaft führen kann. Dass dadurch Ayatollah Khamenei, der zuvor zweimal zum Präsidenten gewählt wurde, zu seinem Nachfolger vom Expertenrat erkannt wurde, hat man im Westen bis heute nicht verstanden.

N10-08-10

Nach wievor ist das eine Propaganda-Seites des Mullah Regimes

SJ10-08-10

Es gibt derzeit kein Medium, das über den Iran vollständig berichtet, dazu ist das Land zu kontrastreich und jedes Medium setzt - u. a. aus Kapazitätsgründen - verschiedene Schwerpunkte. Daher ist es wichtig, verschiedene Quellen und Standpunkte zu lesen, um sich seine eigene Meinung bilden zu können.

Gast16-03-11

@N: Sie sprechen vom Propaganda, was nicht ganz zutreffend ist. In der Presse bekommen sie nur gefilterte und zubereitete Informationen aus dem Iran. Erst wenn Sie in der Lage sind sich ein vollständiges Bild zu machen, können Sie Propaganda und Wahrheit auseinander halten. Wenn Sie der Meinung sind es wäre Propaganda, dann haben Sie überhaupt keinen unabhängigen Einblick in das Land, was man Ihnen auch gar nicht übel nehmen darf, denn es ist sehr schwer und aufwendig einen vollständigen Einblick zu erhalten.

TV11-08-17

Daran sollte man sich auch erinnern:

"The national TV has embarked on broadcasting a new series of political debates to elaborate on the events that have followed the June presidential election."

http://en.mehrnews.com/news/37974/Politicos-favor-TV-debates-to-clear-up-poll-aftermath





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