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Wer ist Ahmadinejad wirklich?


Ahmadinejad wird von den Konservativen wegen seiner Rhetorik in der Außenpolitik unterstützt, in der Kulturpolitik kritisiert man ihn dagegen. (Archivphoto)

Der iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinejad äußerte sich in seinem letzten turnusmäßigen Fernsehinterview mit dem iranischen Staatsfernsen, das in Iran als Rede zur Lage der Nation gilt, unter anderem über die von dem UN-Sicherheitsrat kürzlich verhängten Sanktionen und die Kleidervorschriften in Iran.

Es ist offen bekannt, dass Washington die Sanktion erst auf Biegen und Brechen und nach monatelangem Druck erzielen konnte. Aus dem Interview mit Ahmadinejad geht nun aber auch hervor, dass der US-Präsident Barack Obama höchstpersönlich sogar soweit gegangen sei, alle Staatschefs des UN-Sicherheitsrates mehrmals angerufen zu haben, um eine Zustimmung zu erhalten. Obama sprach demzufolge mit dem türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan anderthalb Stunden und bat drängt ihm vergbens sogar darum, auf den Libanon Druck auszuüben, damit dieser sich bei der Abstimmung zumindest enthält. Angeblich habe Obama Erdogan eingeräumt, dass er vom Kongress unter enormen Druck stehe und Ergebnisse vorweisen müsse und dass er selber wisse, dass die Sanktionen keine Ergebnisse beim Iran erzielen würden. Erdogan, aber auch andere Staatschefs des UN-Sicherheitsrates haben nach Angaben Ahmadinejads diese Lobbyarbeit Obamas Teheran so mitgeteilt.

In einem anderen Teil des Interviews äußerte sich der iranische Regierungschef zum Thema der immer in Sommer stattfindenden verstärkten Kontrollen über die ordnungsgemäße Kleiderordnung stehen würde. Er kritisierte es abermals und unterstrich, dass die Regierung die verstärkten Kontrollen nicht teile und auch nicht den Auftrag dazu gegeben habe. Er sagte ferner, dass primär die Männer die Ursachen für Unmoralität in der Gesellschaft seien und nicht die Frauen. Er fuhr aus, dass die Männer sich zu verbessern haben, wenn sie sich nicht kontrollieren können. Ferner sagte er, dass man mit Zwangsmaßnahme moralische Werte in der Gesellschaft nicht verbreiten könne. Zwar siehe der Islam das Gute gebieten vor, aber das Gute muss zuvor in der Gesellschaft anerkannt werden, damit man dazu aufrufen kann. Auf die Frage, was er davon halte, dass man zur Abschreckung Photos von nicht konform gekleideten Frauen schieße und sie auf Postern zeig, verurteilte Ahmadinejad dieses Vorgehen mit dem Argument, dass nur ein Richter verurteilen könne. So lange kein Urteil existiere, dürfe niemand den anderen als verurteilt betrachten oder ihn so in der Öffentlichkeit darstellen, so Irans Präsident.

Aufgrund von 30 persischsprachigen Sendern, die vom Ausland per Satellit in Iran rein gesendet werden, ist das Bild Ahmadinejads in Iran ziemlich widersprüchlich. Die Konsumenten der iranischen Medien haben ein durchaus anderes Bild von ihren Präsidenten als die Konsumenten der westlichen Sender. Unter den Reformern gibt es tatsächlich Politiker, die davon ausgehen, dass Ahmadinejad zur Vernichtung Israels aufgerufen hätte („Wipe off the map“). Ein hinlänglich falsche Übersetzung, die auch vom ZDF Rundfunkrat gerügt worden ist. Über Ayatollah Montezari wird von seinem Sohn berichtet, dass er gerne BBC Persia und Voice of America sehe. Viele der politischen Schlagabtausche innerhalb Irans rühren tatsächlich daher, dass Politiker Fehlinformationen von der  jeweiligen gegnerischen Seite haben, deren Quelle und Urquellen die Auslandsmedien sind.

Das Bild, welches der Westen von Ahmadinejad hat, ist vornehmlich verzerrt eben aufgrund des Falschzitates „Wipe off the map“. Deshalb ist es völlig untergegangen, dass Ahmadinejad derjenige – als erster iranischer Präsident - war, der einen US-Präsidenten zu seinem Wahlsieg gratulierte und ihn mehrere Briefe schrieb. Er war auch derjenige, die den Frauen den Zutritt zum Fußballstadium gewährt hat (vom Klerus jedoch verhindert). Und er war der erste Präsident, der Frauen zu Ministerinnen ernannte. Es ist daher nicht paradox, dass nach Angaben von dem US-amerikanischen Institut World Public Opinion die iranischen Frauen nicht mehrheitlich Mousavi gewählt haben, da er in den 80ern als Ministerpräsident eine insgesamt andere Politik betrieb (er bekam deshalb beim Wahlkampf den Vorwurf seine Frau für seine politischen Ambitionen zu benutzen), sondern Mahmud Ahmadinejad, der auch Frauen in der Teppichgewerbe sozial versicherte.


Seyed07-07-10

Wahnsinns Artikel!!
Respekt!
Und sowas von wahr! Warum wollen die Leute das bloß nicht verstehen?
Macht weiter so!!!

Torsten S.22-07-10

danke für den artikel, obwohl ich auch ohne diesen artikel schon der meinung war , dass das bild von herrn ahmadinejad hier in deutschland nicht richtig wiedergegeben wird





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