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30.05.2010 Shayan Arkian

Keine Wirtschaftskrise im Iran trotz Sanktionen


Irans Wirtschaft wird gemeinhin als desolat bezeichnet. Basierend darauf werden Sanktionen als probates Mittel betrachtet.

Kommentar zu der Analyse "Das Scheitern der Mullahnomie" von dem Ökonom Kenen Mortan, veröffentlich in Qantara am 18.05.2010. 


Die Analyse von Herrn Kenan Mortan basiert auf einigen Fehlern und lässt andere positive Aspekte der iranischen Wirtschaft unberücksichtigt. Dass sie dadurch zu ungenügenden Konklusionen gelangt, ist logisch.

Herr Kenan Mortan behauptet, dass die iranische Öl-Industrie am stagnieren wäre. Sicherlich ist sie gemäß ihres Potentials unterentwickelt, aber dennoch gab es gerade in den letzten Jahren gute Entwicklungen. Die Förderung von Erdöl ist innerhalb von fünf Jahren gemäß den Zahlen von CIA World Factbook um insgesamt 346.000 Barrel am Tag gestiegen. Der Verbrauch hat sich jedoch stetig vermehrt - im Vergleich zu vor dreißig Jahren gar vervielfacht. Irans Verbrauch ist im internationalen Vergleich überdurchschnittlich groß. Eine Umweltpartei Irans (nicht zu verwechseln mit der neuen "Grünen Bewegung") ermittelte, dass iranische Autofahrer die zweit größten Konsumenten von Benzin nach den USA sind. Hintergrund ist, dass - anders als in europäischen Ländern, in denen Benzin versteuert wird - in Iran Benzin mit Milliarden Dollars sogar subventioniert wird.

Die von Mortan angesprochene Rationalisierungsmaßnahme von 2007 ist in Wirklichkeit die Kürzung der Subventionen. Jeder Iraner erhält entsprechend seines Berufes und persönlichen Verhältnissen einen bestimmten Volumen an subventioniertem Benzin im Monat, überschreitet er sie, muss er die üblichen Preise des freien Handels bezahlen. Warum der liberale Ökonom Kenan Mortan das nicht begrüßt, hängt damit zusammen, dass er die Rationalisierungsmaßnahme nicht verstanden hat. Er suggeriert, dass nach Verbrauch der Ratio, die Menschen ohne Benzin da stehen müssten und spricht von florierendem Schwarzhandel. Dabei hat diese Maßnahme gerade dazu geführt, den Schwarzhandel mit subventioniertem Benzin zu dämmen. Es ist schwieriger geworden billiges Benzin ins Ausland zu subventionierenden Spottpreisen zu verkaufen.

Eine dreistere Behauptung von dem Ökonom ist jedoch, dass Iran angeblich die ECOTA nicht ratifiziert hätte. Die ECOTA haben bis jetzt lediglich fünf Staaten von den zehn Mitgliedsstaaten der ECO ratifiziert. Herr Mortan prangert jedoch nicht die fünf nicht Staaten an, die ECOTA nicht ratifiziert haben, sondern ausgerechnet Iran, der ECOTA bereits in Mai 2008 ratifizierte.

Von dem Rest des Artikels ist nicht weiter viel zu erwarten. So wird nicht erwähnt, dass die Inflationsrate wieder nach den gleichen Quellen, die auch Mortan anführt, in Moment wieder knapp über 10 % liegt. In den 90ern hatte Iran ohnehin mit viel höheren Inflationsraten zu kämpfen.

Insgesamt folgt der Artikel eine rote Linie: Iran ist inkompetent, angeschlagen und korrupt. Die begonnene Privatisierung von Firmen der religiös-karitativen Stiftungen wird nicht erwähnt, Basij-Milizen werden mit der Pasdaran verwechselt und das stetige Wachstum der iranischen Wirtschaft, insbesondere in der Nicht-Öl-Industrie wird verschwiegen. Einen ausgewogenen Artikel über Irans Wirtschaft kann man bei Moneycab mit dem Titel „Bankenverband IIF: Iran hat Potenzial zur wirtschaftlichen Regionalmacht“ lesen. Dort werden auch die iranischen Geschäftsleute als gut ausgebildete und verlässliche Geschäftspartner bezeichnet.

Wenn die deutsche Elite tagtäglich solchen unqualifizierten Artikel von vermeintlich qualifizierten Menschen zu lesen bekommt, ist es auch kein Wunder mehr, weshalb man meint, dass Iran mit Sanktionen zu bezwingen wäre. Wenn westliche Führer schon geistig Iran nicht für voll nehmen, wie verläuft es dann bei direkten Gesprächen Angesicht zu Angesicht mit ihren iranischen Kollegen? Ist das Dilemma der iranisch-westlichen Verhältnisse nichts anderes als die unreflektierte Tradierungen von Stereotypen und Überheblichkeiten gegenüber das iranische Regime? Das Beharren des Westen, Iran durch Sanktionen zum Einleken zu bringen, kann da ein Hinweis auf die westliche Voreingenommenheit sein, die so lautet: "Wir kennen euch besser als ihr euch selbst, alles andere ist iranische Propaganda."


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